Klinische Forschung: Buhlman startet Initiative

In Deutschland sollen nun erstmals klinische Studien unabhängig von ihrer Fragestellung oder von der jeweiligen Krankheit finanziert werden. Ein entsprechendes Programm haben Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Professor Ernst-Ludwig Winnacker, am 11. November in Berlin vorgestellt. Die Initiative wird in den nächsten vier Jahren mit insgesamt 40 Mio. Euro gefördert. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) begrüßte das Programm grundsätzlich, sieht in ihm aber auch "strukturelle Schwächen".

Bulmahn betonte bei der Vorstellung des Programms, dass klinische Studien unverzichtbar seien, um die Ergebnisse der Humangenomforschung in die Anwendung zu bringen und für die Weiterentwicklung von Prävention, Diagnose und Therapie zu nutzen. „Besonders neue Medizintechnik oder Diagnostika müssen im Rahmen klinischer Studien evaluiert werden, bevor ihr Einsatz beim Patienten verantwortet werden kann“, so die Ministerin. Sie wies darauf hin, dass die dafür notwendige Studienkultur in Deutschland bislang nur unzureichend etabliert sei. Auch deshalb führe die Pharmaindustrie ihre Studien zur Medikamentenzulassung in der Regel nicht in Deutschland durch und verlagere ihre Forschung zunehmend ins anglo-amerikanische Ausland. Mit dem Programm habe man „den Grundstock gelegt, auf dem wir nun gemeinsam mit der DFG klinische Spitzenforschung in Deutschland etablieren können“, erklärte Bulmahn. Professor Winnacker ergänzte, dass nun auch Studien finanzierbar seien, bei denen kleine Patientengruppen untersucht werden und an denen die Pharmaindustrie keine wirtschaftlichen Interessen habe. Als Beispiel führte er die Behandlung von Hirntumoren mit etwa 3.000 Neuerkrankungen pro Jahr an.

VFA: Verbesserungen für den Forschungsstandort Deutschland

Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer Forschung, Entwicklung, Innovation des VFA, begrüßte, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die DFG die klinische Forschung in Deutschland wieder wettbewerbsfähig machen wollen. Die forschenden Arzneimittelhersteller beklagen seit langem, dass Deutschland bei der Erforschung von Krankheiten, Therapien sowie Diagnose- und Präventionsmöglichkeiten in Studien im internationalen Vergleich zumeist nur noch mittelmäßig sei. Throm räumte eine, dass die Mehrzahl der international bedeutenden Studien mittlerweile von Ärzten aus anderen Ländern geleitet werde und viele Studien ganz außerhalb Deutschlands durchgeführt würden. Eine verbesserte „Studienkultur“ komme daher dem Forschungsstandort und der Leistungsfähigkeit Deutschlands als Anbieter medizinischer Spitzenleistungen zugute. Auch würden hiesige medizinische Einrichtungen durch die Stärkung ihrer Kompetenz und die Verbesserung der Infrastruktur für klinische Studien wieder interessanter als Partner für forschende Arzneimittelhersteller, die Studien durchführen wollen, so Throm.

„Förderung mit der Gießkanne“

Dem neuen Programm fehlt es dem VFA zufolge jedoch an einer entschlossenen Fokussierung und straffen Entscheidungsprozessen. Throm kritisierte etwa die ausdrücklich betonte „Themenunabhängigkeit“: Von epidemiologischen bis zu therapeutischen Fragestellungen solle alles mit Mitteln aus dem einen begrenzten Topf erforscht werden, so der VFA-Geschäftsführer. „So eine Förderung mit der Gießkanne birgt die Gefahr, Deutschland in der Breite nur ein bisschen weniger mittelmäßig zu machen, statt das Land auf ausgewählten Gebieten an die Weltspitze zurückzuführen.“

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