DAV und BARMER - Erster bundesweiter Vertrag zur Service-Apotheke

Am 4. November wurde in Berlin ein Kooperationsvertrag des Deutschen Apothekerverbandes e. V. mit der Barmer Ersatzkasse zur qualitätsorientierten Versorgung der Versicherten unterzeichnet. Dieser Vertrag ist der erste bundesweite - eine Weiterentwicklung bereits bestehender Hausapothekerverträge auf Landesebene und ein Signal an die Krankenkassen, dass die Apothekerschaft sich bewegt.

Die "Barmer Service Apotheke" soll die Versorgung der Barmer-Versicherten durch eine intensivere Betreuung und Beratung und einen verbesserten Service optimieren. Es gibt 8 Mio. Barmer-Versicherte mit ca. 60 Mio. Verordnungen pro Jahr. Jede Apotheke kann - auf freiwilliger Basis - Barmer Service Apotheke werden, wenn sie bestimmte qualitative Voraussetzungen erfüllt (apparativ zur Bestimmung von Blutglukose und Gesamtcholesterol, computertechnisch mittels Cave-Modul, Beratungsplatz, Bestellpraxis für die Einschreibung, intensive Schulung u. a.) und sich verpflichtet, Barmer-Versicherte entsprechend dem Vertrag zu versorgen. Die Versicherten, die sich in einer solchen Apotheke einschreiben, kommen in den Genuss einer Reihe zusätzlicher Leistungen: Sie bekommen eine Kontaktperson aus dem Personal der Apotheke benannt, die für sie Leistungen der Apotheke koordiniert und als primärer persönlicher Ansprechpartner dient. Sie können einen Impf- und Notfallausweis und, soweit möglich, Hinweise zu Impfungen erhalten. Der Vertrag beinhaltet einen qualitativ weiter entwickelten Arznei-Service, die Arzneimittelversorgung wird - wenn der Versicherte zustimmt - auf etwaige kritische Wechselwirkungen, Nebenwirkungen, fehlerhafte Dosierungen und Kontraindikationen geprüft und eine intensivere Beratung in allen Arzneifragen ermöglicht. Grundlage ist eine laufend zu ergänzende kostenlose Medikationsliste, die dem Patienten auf Wunsch auch ausgedruckt wird. Dieser Punkt verdeutlicht den Vorteil der Hausapotheke gerade aus pharmazeutischer Sicht. Hier können die von verschiedenen Ärzten verordneten und im Rahmen der Selbstmedikation zugekauften Mittel zusammen beurteilt werden. Ausbaufähig, insbesondere im Rahmen der Disease-Management-Programme ist das so genannte pharmazeutische Management, das zunächst für Asthma-Patienten angeboten wird. Für jeden betroffenen eingeschriebenen Barmer-Versicherten wird ein Medikationsprofil geführt, das eine Software-unterstützte Überprüfung und eine Intervention bei arzneimittelbezogenen Problemen ermöglicht, flankiert von einem ausführlichen Medikationsbericht für den Patienten bzw. dessen Arzt und ein individuelles pharmazeutisches Beratungsgespräch. Die Anwendung beispielsweise eines Inhalators kann mit Hilfe des Apothekers trainiert werden. Im Bedarfsfall wird den eingeschriebenen Versicherten im Rahmen eines Home Service die Versorgung nach Hause gewährt. Im Check-up-Service können Body-Mass-Index, Blutdruck und Blutglukose (1 Euro für die erste Messung, 3 Euro für die zweite) und Gesamtcholesterin (3 Euro) zu günstigen Preisen bestimmt sowie apothekenübliche Waren mit Bonus gekauft werden (3 %, bei mehr als 250 Euro pro Jahr 5 %). Der Vertrag wird am 1. Januar 2004 in Kraft treten; nach einem Jahr erfolgt eine Überprüfung.

Konzept in Niedersachsen: Behindertengerechte Versorgung

Im anschließenden Parlamentarischen Abend wurde das Konzept der wohnortnahen Hausapotheke auf der Grundlage von auf Landesebene (Niedersachsen) bereits bestehenden Verträgen vorgestellt. H. G. Wolf, ABDA und LAV Niedersachsen e. V., beschrieb die neuen Wege der Arzneimittelversorgung im Rahmen des Konzepts der BKK-Hausapotheke, die insbesondere die behindertengerechte Versorgung zum Ziel hat. Die Hausapotheke bietet dem Versicherten eine bedarfsgerechte Versorgung bis ans Krankenbett, die Überprüfung der häuslichen Arzneimittelbestände sowie Hilfe bei allen Arzneimittelfragen. Letzteres beinhaltet die bei der Barmer Service Apotheke beschriebenen Möglichkeiten der Einweisung und Hilfe beim Arzneimittel- und Hilfsmittelgebrauch, Blutzucker-, Cholesterol- und Blutdruckmessung sowie Treuebonus auf nicht-apothekenpflichtige Artikel für eingeschriebene Versicherte und Hinweise auf Selbsthilfegruppen. Die Hausapotheke will durch eine optimierte Arzneimittelversorgung bei chronischen Erkrankungen, die in eine Behinderung münden, diese möglichst nach hinten schieben bzw. bei eingetretener Behinderung dazu beitragen, dass der Patient solange wie möglich im häuslichen Umfeld bleiben kann. Interessierte BKK-Versicherte in Niedersachsen finden ihre nächste Hausapotheke über www.bkk-hausapotheke.de Ingo Werner, Vorstandsvorsitzender des BKK-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen, berichtete, dass in dem seit dem 1. April 2003 geltenden Hausapothekervertrag inzwischen über die Hälfte der niedersächsischen Apotheken mitmachen. In jeder der beteiligten Apotheken haben sich zwischen 10 und 75 Versicherte (insgesamt über 1000) eingeschrieben. Das Hausapothekermodell stellt ein innovatives Versorgungsmodell im Vorgriff auf die Neuregelungen des GKV-Modernisierungsgesetzes dar. Der Hausapothekervertrag in Ergänzung zu den herkömmlichen Arzneilieferverträgen der Regelversorgung wird mit einer qualitativen Zugangshürde ausgestaltet, z. B. der Verpflichtung zur Fortbildung. Nicht nur der Versicherte, auch der Hausapotheker profitiert avon:Weiterentwicklung des Berufsbildes, Neupositionierung im Wettbewerb mit den Versendern, langfristig planbarer Umsatz durch Bindung des Versicherten an die Apotheke, Verbesserung der Einkaufsbedingungen durch größere Bestellmengen.

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