Kommentar

Unter Linda

Die "Kooperationitis" ist unter uns Apothekerinnen und Apothekern ausgebrochen. Spätestens seit Bekanntwerden der Gesetzesvorhaben schwirren zahlreiche Modelle, Rezepte, Visionen und konkrete Angebote durch die Apothekenlandschaft, wie Apotheken sich zusammen tun können, um den Anfeindungen durch das GKV-Modernisierungsgesetz und den durch das Gesetz vorprogrammierten finanziellen Einbrüchen Paroli zu bieten. Das Heil soll, so versprechen die Apotheken-Gurus, in der Bündelung von Verhandlungsmacht gegenüber Krankenkassen, von Einkaufsmacht sowie in einer gemeinsamen Ausrichtung der Apotheken in Sachen Marketing liegen, Stichwort Apotheken-Dachmarke. Früher konnten sich ähnliche Konzepte nicht so recht durchsetzen (z. B. "Grüne-Apfel-Apotheken") oder beschränkten sich vorrangig auf einen wirtschaftlichen Einkauf (parmapharm, MVDA). Heute könnten Apothekengruppen mit verbindlichen Konzepten schon eher ein Chance sein: der wirtschaftliche Druck durch das GMG ist wesentlich größer.

Wenn man das Programm z. B. des MVDA mit der Linda-Apothekengruppe liest, wird einem klar: das kann auch eine echte Konkurrenz oder Alternative zu den Apothekerverbänden werden (die Verbände werden sich anstrengen müssen, etwas dagegen zu setzen). Andererseits muss man sich überlegen, ob man so ein Linda-Konzept mittragen will, denn neben einigen Kosten und Pflichten (Zertifizierung) bedeutet es auch die Aufgabe von einem Stück Unternehmerfreiheit. Linda sagt mir, was eingekauft und zu welchem Preis verkauft wird, welche Flyer, Werbemaßnahmen, Dekorationen, Kalender, Kundenzeitschriften und sonstige Marketingmaßnahmen einzusetzen sind. Das mag so mancher mögen, weil's bequem ist. Aber ich bin dann eben nicht mehr nur der Stadt-, Bären- oder Einhorn-Apotheker, sondern auch der Linda-Apotheker. Einer von vielen in der Linda-Apothekengruppe. Wenn ein Linda-Apotheker unfreundlich ist, kann dies beim Kunden auch auf meine Linda-Apotheke ausstrahlen. Und der Weg von der Linda-Gruppe zur Linda-Kette ist nicht weit. Bevor Sie sich also irgendwo einschreiben, wägen Sie gut ab, was Ihnen das Arbeiten unter Lindgrün wert ist. Oder wird sich das Farbspektrum bald noch vergrößern, vielleicht Rosa statt Linda?

Peter Ditzel

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