Kommentar

Die Abgründe des GMG

Das GKV-Modernisierungsgesetz ist so gut wie beschlossen. Nach der Abstimmung im Bundestag dürfte der Bundesrat keine Hürde mehr darstellen - man muss davon ausgehen, dass der jetzt vorliegende Wortlaut des Gesetzentwurfs ab 1. Januar Gesetzeskraft hat. Neben den mittlerweile hinreichend diskutierten systemverändernden Neuerungen für die Apotheken stecken in diesem Gesetz noch einige Unbekannte, über deren Auswirkungen auf die Apotheken nur spekuliert werden kann. Noch harmlos ist da die Bestimmung, dass zukünftig alle Arzneimittel, die an Versicherte abgegeben werden, mit einem Preis auf der Packung ausgezeichnet sein müssen.

Deftiger sind die Auswirkungen des Kombimodells. Auf das Medienecho darf man schon heute gespannt sein, wenn sich ab 1. Januar 2004 preisgünstige verschreibungspflichtige Arzneimittel aufgrund des Beratungszuschlags von 8,10 Euro erheblich verteuern werden! Oder betrachten Sie die vorgesehene Anpassung des Rabattabschlags von 2 Euro für die Krankenkassen - hier sieht das Gesetz bereits für das Jahr 2005 eine Anpassung vor, gekoppelt an die Zahl der abgegebenen Packungen. Im Klartext: Sollten 2004 mehr Packungen zu Lasten der GKV abgegeben worden sein als im Jahr 2002, dann wird sich auch der Kassenrabatt erhöhen, sollte die Zahl sinken, dann müsste eine Anpassung des Rabatts nach unten erfolgen. Glauben Sie an eine Absenkung?

Eine der größten Unbekannten ist die Entwicklung der integrierten Versorgung. Zwar soll hier bei öffentlichen Ausschreibungen der Wettbewerb über die Qualität und Struktur der Arzneimittelversorgung laufen, sprich: Lieferungen von auf Rezept verordneten Arzneimitteln zu einem günstigeren Preis sollte es nicht geben. Doch, wer hindert die Apotheken, die ins Geschäft kommen wollen, daran, den Krankenkassen für deren Versicherte Zusatzangebote im OTC-Bereich zu machen? So wird bereits der Wunsch von Trägern der integrierten Versorgung an teilnahmewillige Apotheken herangetragen, für die eingeschriebenen Versicherten einmal im Jahr eine kostenlose Reiseapotheke zu packen und generell 10 Prozent auf OTCs zu gewähren. Da können wir noch so sehr versuchen, kein Preisdumping zu machen - über solche Mechanismen geht der erbitterte Preiskampf los. Da tun sich Abgründe auf!

Peter Ditzel

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