Forderung des BAH: Wenn OTC-Freigabe, dann Werbung

Berlin (im). Als Flickschusterei, die den Namen Reform nicht verdient, mit verheerenden Folgen für den Arzneisektor brandmarken Teile der pharmazeutischen Industrie das neue Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Kassen, das den Apotheken bekanntlich Versandhandel und Mehrbesitz beschert. Einen Appell zu notwendigen Korrekturen richtete Johannes Burges, Vorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller, am 24. September an den Bundesrat.

Als Fehlentscheidung kritisierte er auf der Jahresversammlung seines Verbands konkret die Ausgrenzung von OTC-Präparaten aus der Kassenerstattung. Es sei im übrigen nicht schlüssig, bisher verordnete rezeptfreie Präparate zum Selbstkauf freizugeben, aber die notwendige Erlaubnis für Werbemaßnahmen bei bestimmten Indikationen für diese Arzneimittel zu verweigern.

Burges sagte durch den künftig auf 16 Prozent heraufgesetzten Herstellerabschlag den Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie voraus. Die Politik habe in den letzten zwei Jahren den Unternehmen einen Ertragsverlust von einer Milliarde Euro beschert. Kämen jetzt die geplanten neuen Belastungen hinzu, sei dies für mittelständische Firmen mit Hauptstandort in Deutschland, die Verluste nicht durch Auslandsgeschäfte kompensieren könnten, nicht mehr zu verkraften. Er kritisierte darüber hinaus die Doppelbelastung der Firmen durch den 16prozentigen Rabatt auch bei Aut-idem-Arzneimitteln, die als preisgünstig im Sinn der Auswahlregelung gelten. 2004 soll der hohe Herstellerrabatt auch hier anfallen, die Aut-idem-Regelung wird erst durch neue Festbeträge abgelöst, die Experten im kommenden Herbst erwarten.

Scharfe Kritik übte der BAH-Vorsitzende insgesamt an den Gesundheitspolitikern, die zwar Betroffenen jeweils in der Sache recht gäben, jeden Wunsch nach Korrekturen an der Reform aber damit abwiegelten, es sei ein Kompromiss, der aus Geben und Nehmen bestehe. Daher verweigere er, Burges, einer solchen Politik seine Anerkennung.

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