Eröffnung Expopharm: Trotz Kritik Blick nach vorne

Köln (ri). Gleich bei der Eröffnung der Expopharm am 18. September konnte Herman S. Keller, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes e. V., eine pharmazeutische Leistungsbilanz vorstellen, mit der man "sehr zufrieden" sein könne. Tatsächlich sprechen die Zahlen für sich: So präsentierten sich auf der diesjährigen Messe 370 Aussteller auf einer Nettoausstellungsfläche von 17 400 Quadratmetern. In politischer Hinsicht zeigten sich sowohl Keller als auch die Gastredner dagegen sehr unzufrieden.

Keller thematisierte zunächst die Rolle der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) und bedauerte, dass man mit dem Hinweis, "dass die unbestrittenen Finanzprobleme der GKV keinesfalls Folge der Kosten der Arzneimittelversorgung seien" bei den Politikern nicht durchgedrungen sei. Gleichzeitig betonte der Vorsitzende jedoch, dass man seine Kräfte nicht mit "Vergangenheitsbewältigung vergeuden, sondern zur Gestaltung der Zukunft einsetzen" werde. Keller lobte das Kombimodell, vor dessen Hintergrund die pharmazeutische Kompetenz des Apothekers wieder mehr in das Zentrum der Wahrnehmung gerückt wird und bezeichnete die unabhängige Beratung als das Pfund der Apotheker. Gleichzeitig sei das Kombimodell ein Instrument zur Verhinderung der Rosinenpickerei insbesondere durch Versandhändler.

Keller betonte, dass man sich durch Leistungen - Stichworte: Hausapotheke und pharmazeutische Betreuung - die Patienten "zu Verbündeten" machen wolle. Kritisch bewertete Keller den Ausschluss etlicher OTC-Arzneimittel aus der Erstattungsfähigkeit - Einsparergebnisse sind aus seiner Sicht mit dieser Maßnahme nicht zu erzielen. Dasselbe gilt nach seiner Einschätzung auch für den Wettbewerb der öffentlichen Apotheke mit den Krankenhausapotheken - aufgrund der "neuen Arzneimittelpreisverordnung ist die Möglichkeit von Krankenhausapotheken, die Apothekenmarge zu unterbieten, nahezu null". Im Hinblick auf die Verhinderung des Fremdbesitzes äußerte Keller Zweifel, ob die momentane Regelung des beschränkten Mehrbesitzes tatsächlich juristisch unangreifbar sei.

Ideologie statt Sachverstand

Gastredner Dr. Ulrich Vorderwül- becke, Geschäftsführer des Verbandes der Forschenden Arzneimittelhersteller e. V., kritisierte insbesondere "die sprunghafte Erhöhung des Herstellerzwangsrabattes und die Einbeziehung patentgeschützter Arzneimittel in die Festbetragsregelung". Ablehnend äußerte sich der Geschäftsführer auch in Sachen zentrale Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln und befürwortete dagegen den "rauen Wettbewerb, wo der bessere gewinnt".

Teilweise ätzende Kritik übte auch Dr. Andreas Madaus, Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e. V. Seiner Ansicht nach musste bei der Reformdiskussion "Ratio und Sachverstand einer von Ideologie triefenden Sozialfolklore weichen". Madaus beklagte, dass die Bürgerversicherung den Wettbewerb unter den Kassen verhindere.

Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e. V., Johannes Burges, bemängelte ebenfalls den fehlenden Wettbewerb der Kassen und wies darauf hin, dass "die prinzipielle Herausnahme der rezeptfreien Arzneimittel aus der Erstattung durch die GKV therapeutisch und ökonomisch kontraproduktiv" ist.

Hauptsächlich an die Adresse der Apotheker waren dagegen die Angriffe durch den Vorsitzenden des Bundesverbandes des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), Lothar Jenne, gerichtet. Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie in der nächsten DAZ.

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