Gesetzliche Krankenversicherung: ABDA: Arzneiausgaben gesunken!

Bonn (im). Das Bundesgesundheitsministerium trickst bei der Darstellung der Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Nur formal habe es hier einen kleinen Anstieg im ersten Quartal dieses Jahres gegeben, tatsächlich seien die Arzneiausgaben jedoch gesunken, erklärte Professor Rainer Braun vom Apothekendachverband ABDA am 4. Juni auf Anfrage.

Nach Angaben von Braun nannte das Ministerium die Ausgaben pro Mitglied und ging von einer um 200 Millionen Euro reduzierten Basis des ersten Quartals 2002 aus, bedingt durch die damalige Sonderzahlung der Industrie. Nur so käme rechnerisch ein leichter Anstieg bei den Arzneiausgaben von 2,5 Prozent zustande (siehe nebenstehenden Bericht). Die Nettoaufwendungen der Krankenkassen für Arzneimittel - also nach Abzug der Patientenzuzahlungen und sämtlicher Rabatte der Apotheken sowie der übrigen Marktbeteiligten - seien jedoch in den ersten drei Monaten gesunken, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit Nachdruck. Absolut gesehen betrugen die GKV-Aufwendungen zwischen Januar und März demnach 5,298 Milliarden Euro. Die ABDA hat noch aktuellere Daten als die des ersten Quartals. Nach ihren Angaben, die auf den Daten der Apothekenrechenzentren beruhen, gaben die Kassen zwischen Januar und April 2003 für Medikamente 7,158 Milliarden Euro aus, 7,23 Milliarden waren es im Vergleichszeitraum 2002, das ist ein Rückgang um ein Prozent.

Sonderopfer verfrühstückt

Scharf kritisierte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands in diesem Zusammenhang, dass das Sonderopfer der Apotheken von anderen Bereichen verfrühstückt wurde. Hermann S. Keller erinnerte hier an den Rückgang beim Vorsteuereinkommen der Pharmazeuten von rund 900 Millionen Euro durch das umstrittene Beitragssatzsicherungsgesetz (BSSichG). Trotz dieser Summe und trotz gesunkener Arzneiausgaben hätten die Kassen ein Defizit von 630 Millionen Euro im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnet. Damit sei bewiesen, dass die Arzneimittel nie Kostentreiber in der GKV waren, als die sie fälschlicherweise dargestellt wurden. Keller appellierte an die Bundesgesundheitsministerin, die echten Kostentreiber anzugehen. Zugleich forderte er an Ulla Schmidt zur sofortigen Rücknahme der überproportionalen Belastung der Offizinen durch das BSSichG auf. Wer durch seine Politik etwa bei Apotheken Arbeitsplätze vernichte, dürfe sich über sinkende Einnahmen der Krankenkassen nicht wundern.

Verwaltungskosten runter

Übereinstimmend forderten Keller und Braun die Krankenkassen zur schnellen Senkung ihrer Verwaltungskosten auf. Es gehe nicht an, dass diese trotz gesetzlich verordneter Nullrunde um 3,2 Prozent zulegten. Heute hätten die deutschen Kassen die höchsten Verwaltungskostensätze in Europa.

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