Kommentar

Zuzahlung – da kommt etwas

In diesen Tagen wird der Referentenentwurf zur Reform von Ulla Schmidt erstellt. Interessant ist, dass die Gesundheitsministerin ernsthaft an Änderungen bei den Patienten-Zuzahlungen denkt. Ihr schwebt eine Zweiteilung vor, einen Euro könnte derjenige pro Verordnungsblatt berappen, der sich in Behandlungsprogramme einschreibt, also beim Hausarztmodell oder einem Disease-Management-Programm mitmacht, ansonsten fielen 4, 7, oder 10 Euro pro N1-, N2- oder N3-Packung an.

Vordergründig ist der eine Euro Selbstbehalt als Bonus verständlich, Erwachsene motiviert man halt über den Geldbeutel. Aber es steckt mehr dahinter. Es handelt sich um das Lenken der Patienten in bestimmte Behandlungsformen, die die SPD pushen möchte. Teile der SPD verfechten ein eher staatlich geprägtes Gesundheitswesen, so waren schon Gesundheitszentren im Gespräch.

Sie können selbst werten: Finden Sie diese Richtung gut, stört Sie der eine Euro Zuzahlung als Anreiz vermutlich nicht. Halten Sie es mehr mit dem bisherigen System inklusive selbstständigen Heilberuflern, sieht das vielleicht anders aus. Angesichts der dramatischen Veränderungen, die Schmidt dem Apothekensektor mit Versandhandel und Mehrbesitz von Offizinen verordnen will, könnte das Steuern der Patienten mit dem einen Euro Zuzahlung auch in andere Richtungen laufen, zum Beispiel wenn die Kassen beim Versandhandel mitmischen. Das sollten wir beobachten!

Klar ist, dass die SPD so ihren Gesichtsverlust vertuschen will. Was haben Sozialdemokraten – und Grüne gleich mit – gegen die Zuzahlungserhöhungen der Regierung von Union und FDP gewettert. Aber das, was Rotgrün an Wohltaten nach der 98er Wahl verteilte, etwa die Absenkung bei den Zuzahlungen zu Arzneimitteln und die ausgeweitete Chronikerregelung, ist Geld, welches den Kassen fehlt. Allein dies, was seit 1999 gilt, belastet die klammen Kassen mit fast einer Milliarde Euro. Pro Jahr!

Wie übrigens den Kranken in der Apotheke die Aufteilung erklärt werden soll - einerseits gibt es fast keine Zuzahlung (nur ein Euro), ansonsten aber zum Beispiel mit neun Euro eine recht hohe Summe - erscheint derzeit rätselhaft. Aber noch ist das nicht in trockenen Tüchern.

Susanne Imhoff-Hasse

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