Pharmagroßhandel: Gehe blickt auf ein "Super-Jahr" zurück

Stuttgart (ri). Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Fritz Oesterle war das Jahr 2002 für den größten europäischen Pharmahändler "ein Super-Jahr". Das Konzernergebnis verdiene bei einer Steigerung von 17,6 Prozent die Bezeichnung "Rekordergebnis". Das Jahr 2002 war für den Konzern das 16. Jahr in Folge, in dem sowohl das Konzernergebnis vor Steuern als auch das ordentliche Ergebnis nach Steuern erhöht wurde. Außerdem war es das vierte Jahr in Folge, in dem diese beiden Kennzahlen jeweils zweistellig gesteigert wurden. Im Hinblick auf die Gesundheitspolitik sparte Oesterle nicht mit Kritik.

Der Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass man in keinem anderen europäischen Markt mit einer "dermaßen labilen, ziellosen, ineffizienten und destruktiven Gesundheitspolitik konfrontiert" sei, wie dies derzeit in Deutschland der Fall ist. Den Politikern warf er vor, nach dem Motto "täuschen und tarnen" zu verfahren. So habe das Bundesgesundheitsministerium den Apothekern die tatsächlichen Auswirkungen des Beitragssatzsicherungsgesetzes "bewusst verschwiegen." Oesterle weiter: "Den Zorn der Apothekerschaft, der sich nun über den Fraktionen von SPD und Grünen verständlicherweise entlädt, versucht das Bundesgesundheitsministerium mit kreativer Des- und Falschinformation auf den deutschen pharmazeutischen Großhandel umzulenken."

Trotz der ärgerlichen Vorgaben durch die Politik betonte der Vorstandsvorsitzende, dass der deutschen Gesundheitspolitik für die Entwicklung des Gesamtkonzerns eine "relativ untergeordnete Bedeutung" zukomme. So mache das deutsche Geschäft weniger als ein Fünftel des Konzernumsatzes und auch des Konzernergebnisses vor Steuern aus, so dass damit die politisch negativen Effekte "um mindestens den Faktor fünf verwässert" werden. Dessen ungeachtet werde man aber auf der "Kosten- und Leistungsseite reagieren." Es könnte zu einem Personalabbau kommen. Oesterle wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass man den Apothekern gerne unter betriebswirtschaftlichen Aspekten Hilfe anbieten werde. So sei es betriebswirtschaftlich nicht unbedingt sinnvoll, dass das komplette Team nicht nur in Spitzenzeiten, sondern rund um die Uhr anwesend sei.

Bald neuer Name?

Bei der Hauptversammlung im April dieses Jahres werde man für den Konzern eine Namensänderung in "Celesio AG" vorschlagen, um somit den internationalen Charakter des Unternehmens hervorzuheben. Damit soll auch vermieden werden, dass bei Berichten über die Entwicklung im gesamten Konzern eine Gleichsetzung bzw. Verwechslung des Konzerns mit der Entwicklung des deutschen Geschäftes geschieht. Durch die neue Namensgebung werde eine solche Verwechslung insbesondere im Hinblick auf den Aktienkurs ausgeschlossen. Dies ist um so notwendiger, als in der Vergangenheit Berichte über die deutsche Gesundheitspolitik aufgrund dieser möglichen Verwechslung negative Folgen für die Aktien nach sich zogen. Im Gegensatz zur Namensänderung für den gesamten Konzern werden jedoch die Namen für die einzelnen Geschäftseinheiten in den verschiedenen Ländern beibehalten, so dass der deutsche Name "Gehe Pharmahandel GmbH" weiterhin gültig ist.

Erstmals seit Jahren hat Gehe keine anderen Großhändler übernommen. Dank einer Kapitalerhöhung ist der Konzern jedoch für größere Akquisitionen vorbereitet. Das Apothekengeschäft wurde im vergangenen Jahr um 126 Apotheken verstärkt, so dass zum Jahresende 2002 von Gehe insgesamt 1 847 Apotheken europaweit betrieben wurden.

Die Geschäftszahlen im Einzelnen

Wie Oesterle weiter berichtete, belief sich der Konzernumsatz auf 18 383,4 Millionen Euro und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gewachsen. Das Ergebnis vor Steuern betrug 343,6 Millionen Euro, was eine Steigerung um 18 Prozent bedeutet. Der Jahresüberschuss lag bei 239,6 Millionen Euro, so dass eine Steigerung um 19 Prozent verzeichnet werden kann.

Mit einem Großhandelsumsatz von 15,8 Milliarden Euro ist Gehe um 6,1 Prozent gewachsen. Der Großhandel hat das Ergebnis vor Steuern um 12,6 Prozent auf 269,9 Millionen "und damit überproportional gesteigert." Die Umsatzrendite im Großhandel stieg von 1,61 Prozent im Jahr 2001 auf 1,71 Prozent im Jahr 2002. Ein besonders starkes Wachstum erbrachte der um 24 Prozent angestiegene Einzelhandelsumsatz, der damit auf die Höhe von 2,6 Milliarden Euro kletterte. Das Vorsteuerergebnis nahm um 41 Prozent zu und betrug damit 78,5 Millionen Euro. Es ist geplant, dieses profitable Geschäftsfeld auszubauen. Oesterle wies darauf hin, dass den Aktionären "auch in diesem Jahr eine um 10,7 Prozent erhöhte ordentliche Dividende von 0,85 Euro pro Aktie zur Beschlussfassung" vorgeschlagen wird.

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