Arzneimittel und Therapie

Indikationserweiterung: Imatinib zur Behandlung von lebensbedrohlichem Magen-D

Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat am 1. Februar Imatinib (Glivec) zur Behandlung von Patienten mit Kit (CD 117)-positiven, inoperablen und/oder metastasierten malignen gastrointestinalen Stroma-Tumoren (GISTs) zugelassen, wie Novartis mitteilte.

Gastrointestinale Stroma-Tumore sind die am weitesten verbreiteten bösartigen Weichteilsarkome im Magen-Darm-Trakt und ausgesprochen schwer zu behandeln; nicht zuletzt wegen ihrer hohen Resistenz gegen herkömmliche Chemo- und Radiotherapie.

Beschleunigtes Zulassungsverfahren

Eine Operation war bis heute die einzig wirksame Behandlung dieser Krankheit, eine Maßnahme, die sich im Wesentlichen auf die Linderung der Erkrankung beschränkte. Patienten mit metastasierten oder inoperablen Erkrankungen galten als unheilbar. Die mittlere Lebenserwartung lag bei ungefähr 10 bis 12 Monaten. Bisher gab es für GIST-Patienten keine wirksame medikamentöse Therapieoption.

Die Zulassungserweiterung der FDA zur Behandlung der metastasierten malignen gastrointestinalen Stroma-Tumoren basiert auf den Ergebnissen einer offenen, multinationalen Studie, an der 147 Patienten mit inoperablem oder metastasiertem Magen-Darm-Krebs teilnahmen. In der randomisierten Studie erhielten Patienten über einen Zeitraum von 24 Monaten 400 mg bzw. 600 mg Imatinib pro Tag. Die durchschnittliche Ansprechrate lag bei 38 Prozent (400 mg: 33 Prozent; 600 mg: 43 Prozent). Die guten Ansprechraten belegen die hohe Wirksamkeit von Imatinib und führten trotz fehlender kontrollierter Studien zu einem beschleunigten Zulassungsverfahren.

Leichte bis moderate Nebenwirkungen

Obwohl bei der Mehrzahl der Patienten während der Studie ein- oder mehrmals Nebenwirkungen auftraten, verliefen diese leicht bis moderat. Lediglich sechs Patienten (8 Prozent) aus beiden Dosierungsstufen beendeten aufgrund von Nebenwirkungen ihre Teilnahme an der Studie. Am häufigsten wurden Ödeme, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Muskelkrämpfe, Müdigkeit und Hautausschläge beobachtet. Sieben Patienten (5 Prozent) berichteten von gastrointestinalen oder intratumoralen Blutungen. Die Ursache hierfür liegt darin, dass aufgrund der Therapie der Tumor zu schrumpfen beginnt und die ihn ernährenden Blutgefäße unterbrochen werden.

Signalübertragung der Krebszellen hemmen

Das Phenylaminopyrimidin-Derivat Imatinib als Signaltransduktionshemmer ist eines der ersten Krebs-Medikamente, dessen Wirkmechanismus die molekulare Ursache der Erkrankung angreift. Es wirkt gezielt auf die Aktivität verschiedener Tyrosinkinasen. Die Aktivität einer dieser Tyrosinkinasen, Kit, wird für das ungehemmte Wachstum der meisten gastrointestinalen Stroma-Tumoren verantwortlich gemacht. Durch die Hemmung dieser Enzymaktivität ist eine gezielte und damit nebenwirkungsarme Therapie möglich.

Imatinib zur Behandlung der chronisch-myeloischen Leukämie

Imatinib wurde im Mai vergangenen Jahres in den USA für die Behandlung von CML (chronisch-myeloische Leukämie), einer seltenen Art von Blutkrebs, zugelassen. Im November 2001 erhielt Imatinib auch von der EMEA (European Agency for the Evaluation of Medical Products) die Zulassung für die Indikation CML zur Behandlung von Patienten in der Blastenkrise oder in der chronischen Phase, nachdem eine Interferon-alfa-Therapie versagt hat. Das seltene Auftreten von gastrointestinalen Stroma-Tumoren führte dazu, dass die FDA Imatinib für dieses Indikationsgebiet den Status einer Orphan Drug zuwies. ck

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.