Arzneimittel und Therapie

Osteoporose: Bisphosphonate bei Glucocorticoidinduzierter Osteoporose

Bisphosphonate kommen auch zur Anwendung, wenn eine Osteoporose durch eine Langzeit-Glucocorticoidtherapie ausgelöst wurde oder dies zu befürchten ist. In bisherigen Studien gelang es insbesondere mit dem Vertreter Risedronat das Risiko vertebraler Frakturen im Rahmen einer Glucocorticoid-induzierten Osteoporose signifikant zu senken.

Patienten, die zur Therapie rheumatischer Erkrankungen Glucocorticoide erhalten, besitzen ein erhöhtes Fraktur-Risiko. Dies gilt insbesondere für postmenopausale Frauen. Bei einer durchschnittlichen täglichen Prednisolondosis von 2,5 bis 7,5 mg lag in einer Untersuchung das relative Risiko für Hüftfrakturen bei 1,77, für Wirbelkörper-Frakturen bei 2,59. Zu dieser Risikoerhöhung tragen neben den Glucocorticoiden auch die chronischen Entzündungsprozesse der Grunderkrankung bei.

Medikamentöse Prophylaxe und Therapie notwendig

Zur medikamentösen Osteoporose-Prophylaxe ist bei chronischer Entzündung und niedrig dosierter Langzeit-Glucocorticoidtherapie eine Calcium- und Vitamin-D-Substitution zu empfehlen. Ob auch der selektive Estrogenrezeptor-Modulator Raloxifen, Vitamin-D-Metabolite sowie Calcitonin zur Verringerung der Frakturrate bei Glucocorticoid-induzierter Osteoporose beitragen können, wurde in bisherigen klinischen Studien noch nicht eindeutig nachgewiesen. Als Therapeutika der ersten Wahl gelten zur Zeit die Bisphosphonate.

In Deutschland ist Etidronat zur Prävention der Glucocorticoid-induzierten Osteoporose bei postmenopausalen Frauen, Risedronat zur Prävention und Behandlung dieser Erkrankung zugelassen. Anwendungen bei anderen Altersgruppen oder bei Männern bedürfen einer begründeten Einzelfallverordnung.

Risedronat besonders wirkungsvoll

Risedronat (Actonel®) zeigte bisher im besonderen Maße das gewünschte rasche therapeutische Ansprechen. Bereits nach einem Jahr war unter der Therapie mit täglich 5 mg Risedronat eine Reduktion vertebraler (Wirbelkörper-) Frakturen im Rahmen einer Glucocorticoid-induzierten Osteoporose um 70 Prozent nachweisbar. Dieser Effekt war nicht nur bei postmenopausalen Frauen, sondern zumindest im gleichen Umfang auch bei Männern sowie bei Hoch-Risikopatienten zu sehen.

Warum wirkt Risedronat?

Das erhöhte Frakturrisiko bei der Osteoporose kommt insbesondere dadurch zustande, dass sich die trabekuläre Architektur der Knochen verändert. Durch den Verlust an Knochenmasse werden vor allem die horizontal verlaufenden Trabekel abgebaut. Mit dem Verlust dieser "Stützbalken" reduziert sich die Knicklast – diejenige Kraft, die erforderlich ist, den Knochen abzuknicken – ganz erheblich. Mit Risedronat können bestehende Schäden zwar nicht repariert, ein weiterer Masse- und damit Funktionsverlust des Knochens jedoch verhindert werden.

Kastentext Effekte von Glucocorticoiden auf die Calciumhomöostase und den Knochenstoffwechsel

  • Hemmung der intestinalen Calciumabsorption
  • Hemmung der renalen Calciumrückresorption aus dem Primärharn
  • Hemmung der Osteoblastenproliferation
  • Hemmung der Bildung von Wachstumsfaktoren durch Osteoblasten
  • Hemmung der Bildung von Osteoprotegerin durch Osteoblasten
  • Induzierung von Osteoblastenapoptose

Kastentext Steroidosteoporose

Die Glucocorticoid-induzierte Osteoporose (Steroidosteoporose) ist eine sekundäre Osteoporoseform, die bei länger dauerndem endogenen Glucocorticoidüberschuss (z. B. im Rahmen eines Cushing-Syndroms) oder bei exogener Glucocorticoidzufuhr auftritt. Histologisch ähnelt die Steroidosteoporose der postmenopausalen Osteoporose, doch lässt sich eine stärkere Verminderung der Knochenneubildung und eine deutlicher gesteigerte Knochenresorption nachweisen.

Man schätzt, dass in Deutschland ca. 0,5% der Gesamtbevölkerung, und sogar 1,7% der weiblichen Personen über 50 Jahre dauerhaft mit Glucocorticoiden behandelt werden. Bei einer Dosierung mit einem Prednisolonäquivalent > 7,5 mg/Tag über einen Zeitraum von über 6 Monaten ist mit einem erhöhtem Risiko für Osteoporose zu rechnen ist. Besonders gefährdet für Frakturen sind postmenopausale Frauen unter Glucocorticoidtherapie.

Quelle

Prof. Dr. Gerd Hein, Jena, Prof. Dr. Dieter Felsenberg, Berlin; Symposium der Alliance for Better Bone Health: "Corticosteroid-induzierte Osteoporose – effektiv und schnell therapieren!", 20. September 2002, Berlin, veranstaltet von den Firmen Procter & Gamble Pharmaceuticals, Weiterstadt, und Aventis Pharma, Bad Soden.

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