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TK-Gesundheitsreport: Arzneimittelverbrauch unabhängig vom Krankenstand

BERLIN (ks). Unterschiedliche Berufsgruppen weisen häufig auch unterschiedliche Krankenstände auf. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass z. B. Bauarbeiter oder Gärtner häufiger wegen Rückenproblemen arbeitsunfähig sind als etwa Beschäftigte in der IT-Branche. Interessant ist allerdings, dass ein hoher Arzneimittelverbrauch offenbar vom ausgeübten Beruf unabhängig ist. Über die Branchen hinweg stehen bei Männern Blutdruck senkende Medikamente, bei Frauen Hormonpräparate auf Platz eins der am häufigsten verordneten Arzneimittel. Dies ist eine der zentralen Feststellungen des neuen Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse (TK), der am 4. Dezember in Berlin vorgestellt wurde.

Für den TK-Gesundheitsreport wurden routinemäßig erfasste und anonymisierte Daten zu Arbeitsunfähigkeit und Arzneimittelverordnungen von TK-Versicherten aus den Jahren 2000 und 2001 ausgewertet. Es sind dabei nur "Erwerbspersonen", d. h. sozialversicherungspflichtig beschäftigte und arbeitslose Mitglieder erfasst worden.

Dabei ergab sich, dass die Fehlzeiten in einzelnen Berufsgruppen zum Teil erheblich variieren: Beschäftigte mit verwaltungs-, wirtschafts- oder sozialwissenschaftlichen Berufen fehlten im Jahr 2001 durchschnittlich acht Tage an ihrer Arbeitsstelle. Berufstätige in Bau- oder Holzberufen wiesen hingegen Fehlzeiten von mehr als 22 Tagen auf.

Für den Krankenstand sind hauptsächlich Krankheiten des Bewegungsapparates, Verletzungen, Atemwegserkrankungen und psychische Störungen verantwortlich. Die beiden letztgenannten Diagnosegruppen betreffen dabei deutlich mehr Frauen.

Mehr Verordnungen für Frauen ...

Auch die Arzneimittelverordnungen wurden untersucht. Die Auswertung von Rezeptdaten ergab, dass 76,6 Prozent aller TK-versicherten Erwerbspersonen mindestens eine Verordnung im Jahr erhielten. Lediglich 15 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer reichten über das Jahr hinweg kein Rezept in der Apotheke ein. Im Mittel erhielten die Männer in 2001 ein Verordnungsvolumen von 150 Tagesdosen. Frauen kamen auf 211 Tagesdosen.

Dieser deutliche Mengenunterschied ist insbesondere auf Verordnungen von Gynäkologen zurückzuführen. Hormonpräparate dominieren die Verschreibungen bei Frauen. So wurden etwa allein an systemischen Hormonpräparaten 2001 je Frau 30,5 Tagesdosen verordnet, darunter 28 Tagesdosen an Schilddrüsenpräparaten. Auf Sexualhormone, insbesondere solche, die im Zusammenhang mit der Menopause verschrieben werden, entfiel unter Frauen ein Verordnungsvolumen von 47,7 Tagesdosen je Versicherungsjahr.

Männern werden vor allem Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verordnet: Die erwerbstätigen Männer erhalten 53 Tagesdosen je Versichertenjahr – der überwiegende Anteil fällt dabei auf blutdrucksenkende Mittel. Frauen erhielten in diesem Segment lediglich 29,5 Tagesdosen je Versichertenjahr.

... und Arbeitslose

Der Report zeigt zudem, dass die Häufigkeit von Arzneimittelverordnungen nur wenig mit dem ausgeübten Beruf zu tun hat. Zwar bekommen Versicherte mit zunehmendem Bildungsgrad weniger Medikamente verordnet, doch letztlich weichen die Tagesdosen branchenübergreifend nur moderat voneinander ab.

Auffällig ist allerdings, dass Arbeitslose rund 20 Prozent mehr Verordnungen erhalten als Berufstätige. Auch die Fehlzeit lässt keine offensichtliche Schlussfolgerung auf den Arzneimittelverbrauch zu. Eine Ausnahme bilden lediglich Schmerzmittel. Diese werden durchgängig häufiger in Berufsgruppen mit längeren Fehlzeiten verordnet.

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