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LY83583 lässt Zellen alt aussehen

Zellen, deren genetische Information beschädigt ist, zerstören sich entweder durch den programmierten Zelltod (Apoptose) selbst oder sie stellen durch vorzeitige Alterung (Seneszenz) ihre Zellteilungsaktivitäten ein. Der Prozess der Seneszenz lässt sich auch künstlich auslösen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Biochemie präsentierten vor kurzem eine Substanz, die Krebszellen ganz schön "alt aussehen" lässt. Die vorläufig LY83583 genannte Verbindung könnte als Prototyp für eine neue Gruppe von Krebstherapeutika dienen.

Entdeckt wurde LY83583 von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Heiko Hermeking, die sich bei der Suche nach einer Substanz, die den Zustand der Seneszenz in Tumorzellen auslöst, ohne dabei DNA-Schädigungen hervorzurufen, auf die Signalkette in alternden Zellen konzentriert hatte.

Die Forscher kultivierten menschliche Bindegewebszellen über einen Zeitraum von etwa 75 Zellteilungszyklen, bis sie in den Zustand der Seneszenz übergingen. Anhand der so vorliegenden Zellen analysierten die Wissenschaftler, welche Gene bei der Seneszenz aktiv oder gehemmt sind.

Dabei fanden sie unter den aktivierten Genen einige bereits bekannte Tumorsuppressor-Gene und weitere die Zellteilung unterdrückende Gene, die spezifisch im Zuge des Alterungsprozesses aktiviert werden. Gene, die zellteilungsfördernd wirken, wurden dagegen während der Seneszenz nur vermindert abgelesen. Einige dieser Gene enthalten die Information zur Bildung von Enzymen. Und genau in ihnen sehen die Forscher attraktive Zielstrukturen für neue Krebstherapeutika: Sollte es möglich sein, die Enzyme, die während der Seneszenz vermindert gebildet werden, durch spezifische Wirkstoffe vollkommen auszuschalten, könnte es unter Umständen gelingen, die vorzeitige Alterung in Tumorzellen gezielt auszulösen.

Zu den während der Seneszenz vermindert gebildeten Enzymen gehört die Guanylatcyclase. Ein Hemmstoff für dieses Enzym ist die Substanz LY83583. Dieses erwies sich in Untersuchungen der Arbeitsgruppe als vielversprechend im Zusammenhang mit der Seneszenz. In der Zellkultur konnten die Forscher bei verschiedenen Tumortypen zeigen, dass LY83583 die Zellteilung hemmt.

Darüber hinaus fanden die Krebsforscher, dass durch LY83583 in Abwesenheit eines bestimmten Signalmoleküls in den Tumorzellen keine Seneszenz, sondern der programmierte Zelltod ausgelöst wird. Dieser Effekt macht LY83583 zu einer attraktiven Ausgangssubstanz für die Entwicklung eines tumorspezifischen Therapeutikums. ral

Quelle: Pressemitteilung vom Max-Planck-Institut für Biochemie, www.biochem.mpg.de

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