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Freizeitkrankheit: Schuld ist die Arbeit

Wer sich häufig am Wochenende oder im Urlaub krank fühlt, den macht vielleicht die Arbeit krank. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler der niederländischen Universität Tilburg, die das Bild der so genannten "Freizeitkrankheit" vor kurzem in der Fachzeitschrift "Psychotherapy and Psychosomatics" näher erläuterten.

Bereits seit mehreren Jahren untersuchte eine Forschergruppe um Ad Vingerhoets das Phänomen, warum für manche Menschen das Wochenende oder der Urlaub regelmäßig zum "Gesundheitsrisiko" werden. Um mehr über die "Freizeitkrankheit" zu erfahren, befragten sie 1128 Männer und 765 Frauen, ob sie sich in der Beschreibung dieses Zustands wiederfinden würden bzw. wenn ja, wie sich die Freizeitkrankheit bei ihnen äußere. 114 der Teilnehmer zählten sich zur Gruppe der "Freizeitkranken". Bei ihnen sowie bei 56 Kontrollpersonen wurden anschließend Symptome und Hintergründe mithilfe einer weiteren Befragung ermittelt. ę

Das Ergebnis der Untersuchungen: Männer tendieren eher zur Freizeitkrankheit als Frauen. Rund drei Prozent aller Männer in der Studie berichteten über Kopfschmerzen, Migräne, Müdigkeit, Muskelschmerzen oder Übelkeit am Wochenende. Keine Seltenheit waren auch grippale Infekte im Urlaub. Einige Befragte gaben an, bereits seit zehn Jahren an der Freizeitkrankheit zu leiden. Der Beginn allen Übels wurde häufig mit Stresssituationen in Zusammenhang gebracht.

Betroffene berichteten über Schwierigkeiten beim Übergang von der Arbeit in die Freizeit, von Stress im Zusammenhang mit Reisen oder Urlaub, aber auch über hohe Arbeitsbelastung. Lifestyle-Faktoren oder Freizeitaktivitäten haben der Untersuchung zufolge wenig Einfluss auf die Entstehung. Viel mehr deuten die Daten darauf hin, dass die "Drahtzieher" eine hohe Arbeitsbelastung, ein hohes Verantwortungsbewusstsein im Job und die Unfähigkeit, sich in der Freizeit zu entspannen, sind. Ein weiterer Risikofaktor war in der Studie der Drang, permanent erreichbar sein zu wollen. pte/ral

Quelle: Psychotherapy and Psychosomatics 2002, Vol. 71, Nr. 6, S. 311 – 317

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