Prisma

Umstrittenes Genforschungs-Projekt: Ein bisschen Gott spielen

Eine völlig neue Lebensform wollen amerikanische Wissenschaftler unter der Leitung von Genforscher Craig Venter und Hamilton O. Smith, ehemaliger Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin, im Labor erschaffen. Das Projekt, das bereits viele Kritiker auf den Plan gerufen hat, wird vom US-Energieministerium mit drei Mio. Dollar für drei Jahre gefördert.

Ziel des Vorhabens ist es, einen einzelligen Organismus zu erschaffen, der mit einem absoluten Minimun an Genen überlebensfähig ist. Ausgangspunkt hierfür soll laut einer Meldung der Washington Post Mycoplasma genitalium sein, ein im menschlichen Genitaltrakt lebendes Bakterium, dessen genetischer Code bereits entschlüsselt vorliegt.

Die Forscher wollen das gesamte genetische Material aus dem Bakterium entfernen und eine künstliche Kette daraus synthetisieren. Diese soll sich zu einem natürlich vorkommenden Chromosom zusammenfügen, das dann die minimale Anzahl an überlebensnotwendigen Genen enthält. Gelingt dies, soll das künstliche Chromosom anschließend in eine leere Zelle eingebaut und auf seine Überlebens- und Reproduktionseigenschaften getestet werden. Läuft alles nach Plan, soll die Zelle eine ganze Zellpopulation hervorbringen, die bis dato nicht existiert.

Smith und Venter wollen das Projekt laut eigenen Angaben unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen durchführen. So soll die Zelle derart gebaut werden, dass sie sofort stirbt, wenn sie Anzeichen zeigt, in die Umwelt entkommen zu können. Abgesehen davon sollen technische Details des Vorhabens weitgehend geheimgehalten werden.

Besorgniserregender als die Möglichkeit des Entkommens sei nämlich der Umstand, dass das Projekt den wissenschaftlichen Grundstein zu einer neuen Generation von biologischen Waffen legen könne. Dies sei nicht Ziel des Projekts. Vielmehr hoffe man einen Organismus zu schaffen, der sich z. B. zur Entfernung von Kohlendioxid aus Kraftwerks-Emissionen oder in der Produktion von Wasserstoff für Kraftstoffe einsetzen lässt. ral

Quelle: www.washingtonpost.com, Meldung vom 1. 12. 2002

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