Patienteninfo

Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG): Selbstb

Viele Patienten, die unter Kopfschmerzen leiden, behandeln diese mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln selbst. Mehr als 90 Prozent der Betroffenen leiden unter Kopfschmerzen vom Spannungstyp, unter Migräne oder einer Kombination dieser beiden Formen. Bei diesen häufigen Kopfschmerzarten spricht aus Sicht der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft grundsätzlich nichts gegen eine Selbstmedikation, wenn die Patienten mit einer Selbstbehandlung gut zurecht kommen.

Entscheidend wichtig ist jedoch ein bestimmungsgemäßer Gebrauch dieser Medikamente. Werden Schmerz- und Migränemittel zu häufig eingenommen, wächst das Risiko, dass Kopfschmerzpatienten einen medikamentenbedingten Kopfschmerz entwickeln (siehe Kasten). Dieses Risiko besteht, unabhängig davon welcher Wirkstoff enthalten ist und ob es sich um ein Präparat mit nur einem oder mehreren Wirkstoffen handelt. Wichtiger als die Zusammensetzung der Präparate ist die Häufigkeit ihrer Einnahme.

Deshalb empfiehlt die DMKG: Alle Kopfschmerz- und Migränepräparate nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als an zehn Tagen pro Monat anzuwenden!

Ein Arztbesuch ist erforderlich, wenn Kopfschmerzen

  • täglich oder fast täglich auftreten
  • mit weiteren Symptomen wie Lähmungen, Gefühls-, Seh-, Gleichgewichtsstörungen, Augentränen oder starkem Schwindel einhergehen
  • mit psychischen Veränderungen wie Störungen des Kurzzeitgedächtnisses oder Störungen der Orientierung zu Zeit, Ort und Person einhergehen
  • erstmals im Alter von über 40 Jahren auftreten
  • in ihrer Intensität, Dauer und/oder Ort unüblich sind
  • erstmals während oder nach körperlicher Anstrengung auftreten, sehr stark sind und in den Nacken ausstrahlen
  • von hohem Fieber begleitet sind
  • nach einer Kopfverletzung, etwa einem Sturz auftreten
  • trotz Behandlung an Häufigkeit, Stärke und Dauer zunehmen
  • zusammen mit einem epileptischen Anfall und Bewusstlosigkeit auftreten
  • nicht mehr auf die bisher wirksamen Medikamente ansprechen. Auch Schmerzen im Gesicht sollten stets von einem Arzt diagnostiziert werden. Üblicherweise ist der Hausarzt, der die Patientin oder den Patienten kennt, zunächst der beste Ansprechpartner. Danach ist zu entscheiden, ob ein Spezialist hinzugezogen werden muss.

    Auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien hat die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft so genannte Evidenz-basierte Empfehlungen zur Selbstmedikation der Kopfschmerzen vom Spannungstyp und der Migräne erarbeitet.

    Selbstbehandlung bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp

    Medikament der 1. Wahl ist: Einzeldosis der fixen Kombination aus 500 Milligramm Acetylsalicylsäure + 400 Milligramm Paracetamol + 100 Milligramm Coffein (z. B. Thomapyrin, HA-Tabletten)

    Medikamente der 2. Wahl sind: Einzeldosis mit 1000 Milligramm Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin, ASS-Hexal) Einzeldosis mit 400 Milligramm Ibuprofen (z. B. Aktren, Ibuprofen Stada)

    Bei allen anderen Wirkstoffen bzw. Wirkstoffkombinationen gibt es keine oder nur mangelhafte Hinweise für ihre Wirksamkeit. Wenn Patienten ihre Spannungskopfschmerzen mit diesen Medikamenten dennoch erfolgreich behandeln, kann diese Therapie fortgeführt werden.

    Selbstbehandlung akuter Migräneattacken

    Medikamente der 1. Wahl sind: Einzeldosis mit 1000 Milligramm Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin, ASS Hexal) Einzeldosis der fixen Kombination aus 500 Milligramm Acetylsalicylsäure + 400 Milligramm Paracetamol + 100 Milligramm Coffein (z.B. Thomapyrin, HA-Tabletten) Einzeldosis mit 400 Milligramm Ibuprofen (z. B. Aktren, Ibuprofen Stada) Einzeldosis mit 1000 Milligramm Paracetamol (z. B. Benuron, Paracetamol-ratiopharm)

    Bei allen anderen Wirkstoffen bzw. Wirkstoffkombinationen gibt es keine oder nur mangelhafte Hinweise für ihre Wirksamkeit. Wenn Patienten ihre Attacken mit diesen Medikamenten dennoch erfolgreich behandeln, kann diese Therapie fortgeführt werden.

    Selbstbehandlung zur Prophylaxe von Migräneattacken

    Die Wirksamkeit verschiedener Wirkstoffe – Cyclandelat, Magnesium und Pestwurz – ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Gleichwohl kann ein Versuch in Einzelfällen erfolgen. Grundsätzlich empfiehlt die DMKG allen Patienten, die häufiger unter Kopfschmerzen leiden, zusätzlich nichtmedikamentöse Strategien einzusetzen, um Häufigkeit und Stärke der Beschwerden zu beeinflussen, beispielsweise regelmäßigen Ausdauersport wie Joggen oder Radfahren. Hilfreich ist auch die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Bei psychologischen Schmerztherapeuten können Patienten darüber hinaus Methoden zur Stress- und Schmerzbewältigung, kognitive Techniken sowie Biofeedback-Methoden erlernen.

    Daran erkennen Sie den Kopfschmerz vom Spannungstyp:

    Der Kopfschmerz vom Spannungstyp ist üblicherweise drückend bis ziehend, in der Intensität leicht bis mäßig, beidseitig und wird durch körperliche Aktivität nicht verstärkt. Übelkeit, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit können vorkommen, sind aber zumeist schwächer ausgeprägt als bei einer Migräne. Experten unterscheiden zwischen einer gelegentlichen (episodischen) und einer chronischen Form. Treten die Beschwerden an wenigstens 15 Tagen pro Monat auf, handelt es sich um die chronische Form.

    Daran erkennen Sie eine Migräne:

    Die Kopfschmerzattacke dauert zwischen 4 bis 72 Stunden. Der Schmerz ist meist einseitig, sein Charakter klopfend, pochend oder pulsierend und von mäßiger bis starker Intensität. Er wird bei körperlicher Aktivität stärker. Übliche Alltagsaktivitäten sind erschwert oder unmöglich. Typische Begleiterscheinungen sind Übelkeit und/oder Erbrechen sowie Geräusch-, Licht- und Geruchsempfindlichkeit.

    Etwa 15 Prozent der Patienten leiden unter einer Migräne mit Aura. Sehstörungen, halbseitige Sensibilitätsstörungen, Sprachstörungen und sogar Lähmungserscheinungen gehen in diesem Fall der Kopfschmerzattacke voraus.

    Daran erkennen Sie den Kopfschmerz, der durch Medikamente verursacht wird:

    Bei dieser Kopfschmerz-Form handelt es sich um einen eher diffusen, dumpf drückenden Dauerkopfschmerz ohne Attacken-Charakter. Ebenso fehlen die typischen Begleitsymptome einer Migräne. Verursacht wird dieser Kopfschmerz durch die tägliche oder fast tägliche Einnahme von Schmerz- oder Migränemitteln. Eine Umstellung auf andere Medikamente ist erfolglos. Nötig ist in solchen Fällen ein ambulanter oder stationärer Entzug.

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