Berichte

LAK Brandenburg: Exkursion in den Thüringer Wald

Der Botaniker Dr. Dietrich Schmidt führte dreißig interessierte Apotheker und Gäste der Landesapothekerkammer Brandenburg vom 14. bis 17. September durch den Thüringer Wald. Das sorgfältig zusammengestellte Programm sah neben dem Erkennen und Beobachten von Blütenpflanzen und Moosen an ihren natürlichen Standorten auch die Besichtigung von lokalen Sehenswürdigkeiten vor.

Die Wanderungen gingen von dem am Rande des Thüringer Waldes unweit der Stadt Gotha gelegenen Städtchen Tabarz aus.

Der lila blühende Wald-Ziest (Stachys sylvaticus), der selten gewordene Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta) und der Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), ein hohes Gras mit typisch gedrehten Blättern, waren unsere Begleiter auf dem Weg zur Marienglashöhle.

Hinter dem Namen verbirgt sich ein Bergwerk, in dem zwischen 1775 und 1903 Gips abgebaut wurde und das, nachdem die Gipsvorkommen erschöpft waren, mit seiner einzigartigen Grotte aus Gipskristallen und dem in ca. 30 Meter Tiefe gelegenen Höhlensee jetzt als Schaubergwerk für den Fremdenverkehr bewahrt wird.

Aufstieg auf den Inselsberg

Der Aufstieg auf den Inselsberg führte uns nicht nur an der Höhle des sagenumwitterten Backofenlochs vorbei, an dem ein Nixlein sich in den weiter unten fließenden Bach Laucha verwandelt haben soll, sondern zeigte uns auch durch den Wuchs von Erlen an verschiedenen Stellen des Mischwalds, dass der Untergrund stark vernässt ist. Auch das noch blühende Sumpfvergissmeinnicht (Myosotis palustris), die Acker-Minze (Mentha arvensis) und der Kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens) waren hierfür ein Indiz.

Weiter oben im Mischwald fanden wir das gelb blühende, ca. 1 Meter hohe Hain-Greiskraut (Senecio nemorensis), die Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides) und den Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), dazwischen an den Hängen verschiedene Moose wie Plagothecium undulatum, erkennbar an den welligen Blättern, und das Weißmoos (Leucobryum glaucum), das in den toten Blattzellen Wasser ansammelt und dann grün aussieht, während es weiß erscheint, wenn die Zellen leer sind.

Der Gipfel des Inselsberges (916 m) trägt zwei Restaurants, eine Sendestation für Telekom und Fernsehen und ist trigonometrischer Punkt der Landesvermessung. Bei herrlichem Spätsommerwetter genossen die Teilnehmer den beeindruckenden Fernblick auf das Thüringer Land bis zur Wartburg bei Eisenach.

Am Ende des Abstiegs stand der Besuch bei dem Pfeifenhersteller Kallenberg, einem einstmals florierenden Familienbetrieb im kleinen Tabarz. Der letzte Kallenberg aus der Familie führte uns in die Geheimnisse der Pfeifenherstellung ein. Seine Pfeifenköpfe formt er aus dem Wurzelholz der im Mittelmeergebiet vorkommenden Baumheide (Erica arborea); es ist sehr hart und hat einen hohen Mineralstoffanteil, was verhindert, dass das Holz beim Rauchen mitbrennt.

Gesunder Mischwald

Eine weitere ganztägige Wanderung führte uns zu dem nahe dem Inselsberg gelegenen Aschenberg, zum Regenbergstein und zum Übelberg. Hier fanden wir bestätigt, was wir beim Genießen der würzigen Waldluft schon geahnt hatten: Der Wald ist noch in Ordnung. Indizien dafür waren das Perlgras (Melica uniflora), das nur in einem guten, stabilen Laubwald mit kontinuierlicher Feuchtigkeit vorkommt, und dichte Flechtenteppiche auf den Gesteinen. Bei Luftverschmutzung (u. a. "saurer Regen") gehen die Flechten ein.

Der Höhepunkt des Tages, bei dem jedes Pharmazeutenherz höher schlug, war der Fund der Tollkirsche (Atropa bella-donna), die ihre glänzend schwarzen Früchte voll ausgebildet hatte. Diese Solanacee ist eine typische, aber nur relativ selten anzutreffende Pflanze der europäischen Mittelgebirge.

Nach dem Abstieg in die Drachenschlucht bei Eisenach, in deren feuchtem Klima die Bachbunge (Veronica beccabunga), das Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium) und die Hexenkräuter (Circaea intermedia und C. lutetiana) weite Verbreitung finden und nach dem Aufstieg zu einem Besuch auf der Wartburg beendeten wir die von schönstem Herbstwetter begleitete Exkursion in den Thüringer Wald.

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