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DAZ-Umfrage unter KollegInnen: Aut idem findet nur ganz wenig statt

(im). Seit ein paar Wochen ist die geänderte Aut-idem-Regelung, die den Pharmazeuten mehr Auswahlmöglichkeiten einräumen sollte, in Kraft. Zuletzt wurden im Oktober weitere austauschfähige Gruppen bestimmt und Preislinien für das untere Preisdrittel bekannt gegeben. Zeit, bei Kolleginnen und Kollegen "an der Basis" kurz nachzufragen, wie sich die Situation in ihrer Apotheke darstellt. Die DAZ wollte wissen, wie die jeweiligen Erfahrungen mit aut idem in der Praxis sind, ob Kolleginnen und Kollegen eine Auswahl der Arzneimittel unter pharmazeutischen Gesichtspunkten begrüßen würden und was sie davon halten, wenn es Patienten erlaubt wäre, ein bestimmtes Präparat zu verlangen und die Differenz zum verordneten selbst zu tragen. Die Fragen stellte DAZ-Korrespondentin Susanne Imhoff-Hasse.

Gern austauschen, wenn ...

Apothekerin Doris Gölz ist Inhaberin der W. Diehl'schen Apotheke in Alsenz in Rheinland-Pfalz. Sie berichtet: "Am 1. August (2002, die Redaktion) habe ich meine Apotheke übernommen. Zu dem Zeitpunkt war es schwierig und verwirrend, weil es noch Probleme bei meinem Software-Unternehmen gab, die Aut-idem-Regelung technisch umzusetzen. Aber nachdem die Firma ihr Computerprogramm umgestellt hatte, klappt es seitdem reibungslos.

Die Umstellung ist gelungen, wir tauschen im übrigen wenig aus. Ärzte verordnen ja seit langem preiswert. Nur bei wenigen Arzneimitteln tauschen wir aus, weil sie höherpreisig sind. Aber das ist unproblematisch, weil die Software uns unterstützt. Wir stoßen oft auf wenig Verständnis von Seiten der Patienten, die ihren Unmut da äußern, wo jemand greifbar ist, nämlich in der Apotheke.

Bei aut idem würde ich gern unter pharmazeutischen Gesichtspunkten austauschen, wenn es computerunterstützt wäre. Anders ist das bei der Flut von Präparaten wie allein den Generika nicht zu schaffen, auch wegen der Menge an Informationen der Firmen. Es müsste die nötigen Informationen zum Austausch geben, zum Beispiel zur Bioverfügbarkeit.

Ich würde es für sehr sinnvoll halten, wenn ein Patient auf Wunsch ein teueres Arzneimittel bekommen könnte, wenn er die Differenz selbst bezahlt. Viele Patienten haben Angst, wenn sie ständig ein noch billigeres Arzneimittel verschrieben bekommen. Das hat sehr viel mit Verträglichkeit und Compliance zu tun. Ich würde das sehr begrüßen."

Nicht viel geändert

Apothekerin Ute Godbersen ist als Inhaberin in der Markgrafen-Apotheke in Cadolzburg tätig. Die bayerische Kollegin berichtet: "Meine Erfahrung ist die, dass sich durch aut idem in meiner Apotheke nicht viel geändert hat. In dem kleinen Ort, in dem sich meine Apotheke befindet, schreiben die Ärzte meistens die Firmen dazu oder kreuzen an, dass sie aut idem nicht wünschen. Aut idem findet nur ganz wenig statt, läuft aber dank eines guten Computerprogramms.

Da die meisten Unternehmen ihre Preise gesenkt haben, hat die Regelung insgesamt keinen großen Nährwert, außer dass alles billiger wurde, so wie es die Regierung wollte. Für uns bedeutete es durch ein zusätzliches Computerprogramm noch Zusatzausgaben. Eine Auswahl unter pharmazeutischen Gesichtspunkten und nicht nur wegen des Preises wäre sicher sinnvoll, ich bezweifle aber, dass die Ärzte in meiner Stadt sich ihre Entscheidungen bei den Verordnungen abnehmen lassen.

Wenn ein Patient ein Arzneimittel, das vom Preis her oberhalb der Grenze liegt, bekommen könnte, wenn er die Differenz selbst zahlt, würde uns das viel Zeit ersparen. Im Moment müssen wir ihm manchmal lange erklären, warum das zur Zeit nicht geht. Wenn bei einem Patienten die Bereitschaft da ist, für ein bestimmtes Medikament etwas zuzuzahlen, sollte er es bekommen. Das hielte ich für sehr sinnvoll."

Zuzahlen wenig sinnvoll

Oberpharmazierat Hartmut Strohbach ist Inhaber der Stadt-Apotheke in Eisenberg. Der thüringische Apotheker berichtet: "Aut idem findet nur wenig statt. Die Ärzte kreuzen vielfach an, aut idem nicht durchzuführen. Dass es grundsätzlich nicht stattfindet, kann man nicht sagen, es ist aber selten. Es hat nicht das gebracht, was wir uns erhofft hatten, zum Beispiel die Senkung des Warenlagers.

Ich würde es nicht für gut halten, wenn ein Patient auf Wunsch ein höherpreisiges Arzneimittel verlangt und die Differenz selbst zahlt. Wenn der Arzt etwas verordnet hat, sollte es dabei bleiben. Das sollte nicht unterlaufen werden. Die Auswahl unter pharmazeutischen Gesichtspunkten, wenn also nicht der Preis im Vordergrund steht, würde ich begrüßen."

Wir können nicht austauschen

Apothekerin Ulrike Weigel ist Angestellte in der Märkischen Apotheke in Lychen. Aus Brandenburg erreicht uns ihre Stellungnahme: "Meine Erfahrung ist, dass es eigentlich nicht praktiziert wird. Die Ärzte verordnen bereits so günstig, dass wir nicht austauschen können. Dass es grundsätzlich nicht stattfindet, stimmt nicht, es findet nur bei einigen wenigen Medikamenten statt. Ich hatte erwartet, dass wir mehr hätten auswählen können.

Wenn ein Patient ein anderes Arzneimittel verlangen würde und die Differenz selbst zahlen würde, das würde ich gut finden. Vorausgesetzt das würde ermöglicht. Der Wunsch wird doch oft von den Patienten geäußert, und den könnte man denen dann erfüllen. Es gibt auch Patienten, die die Differenz zahlen können. Es sollte nicht nur nach dem Preis, sondern auch nach pharmazeutischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Ich würde es aber unterscheiden je nach Art der Erkrankung. Zum Beispiel bei Diuretika halte ich es nicht für unbedingt notwendig."

Seit ein paar Wochen ist die geänderte Aut-idem-Regelung, die den Pharmazeuten mehr Auswahlmöglichkeiten einräumen sollte, in Kraft. Zuletzt wurden im Oktober weitere austauschfähige Gruppen bestimmt und Preislinien für das untere Preisdrittel bekannt gegeben. Zeit, bei Kolleginnen und Kollegen "an der Basis" kurz nachzufragen, wie sich die Situation in ihrer Apotheke darstellt. Die DAZ wollte wissen, wie die jeweiligen Erfahrungen mit aut idem in der Praxis sind, ob Kolleginnen und Kollegen eine Auswahl der Arzneimittel unter pharmazeutischen Gesichtspunkten begrüßen würden und was sie davon halten, wenn es Patienten erlaubt wäre, ein bestimmtes Präparat zu verlangen und die Differenz zum verordneten Präparat selbst zu tragen.

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