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Sepsis: Ein Impfstoff soll vor Blutvergiftung schützen

Wissenschaftler des Scripps Forschungsinstituts in La Jolla, Kalifornien, haben laut einer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Angewandte Chemie" einen Impfstoff gegen Blutvergiftung entwickelt. Im Tierversuch erwies sich die Vaccine bereits als wirksam und verträglich, klinische Tests am Menschen stehen jedoch noch aus.

Täglich sterben etwa 1400 Menschen weltweit an schwerer Sepsis. Sie ist bis heute eine der Hauptursachen für Morbidität und Sterblichkeit im Krankenhaus. Eine Sepsis verläuft dreiphasig. Zunächst tritt nach einer Verletzung oder Infektion eine Entzündung auf. In der Folge werden Immunmodulatoren freigesetzt, darunter auch proinflammatorische und thrombogene sowie Zytokine, die zu Endothelverletzungen führen. Dadurch kommt es zu einer Erhöhung des Plasminogen-Aktivator-Inhibitors Typ 1 (PAI-1), der die Fibrinolyse blockiert und die Gerinnung verstärkt.

Normalerweise beherrscht der menschliche Körper Entzündung und Koagulation dank einer Reihe ausgewogener biochemischer Mechanismen. Bevor Blutgerinnsel gefährlich werden können, werden sie über die Fibrinolyse abgebaut. Bei fortgeschrittener Sepsis ist die Fibrinolyse jedoch unterdrückt. Als Folge lagern sich Blutgerinnsel in lebenswichtigen Organen an, verhindern den Blutfluss und führen so Gewebsschäden herbei.

Eine wichtige Rolle im Rahmen der Entzündungsreaktion spielen bakterielle Endotoxine. An dieser Stelle setzte ein amerikanisches Wissenschaftsteam um Kim Janda daher nun mit der Entwicklung eines Impfstoffes an. Bei der Vaccine handelt es sich um ein Glykokonjungat, das ein bakterielles Endotoxin namens "Lipid A" nachahmt. In Mäuse injiziert, führte der Impfstoff zu einer reduzierten Entzündungsreaktion nach bakterieller Infektion.

In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler den Impfstoff nun dahingehend modifizieren, dass eine länger anhaltende Schutzwirkung erzielt wird. Das Ziel ist ein Impfstoff, der Patienten z. B. vor einer Operation verabreicht werden kann und dann das Risiko einer Blutvergiftung während des gesamten Krankenhausaufenthalts minimiert. ral

Quelle: Angewandte Chemie 2002, Vol. 114, Nr. 22, S. 4415 – 4418

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