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Medikamentenschmuggel: Aids-Medikamente für Afrika illegal reimportiert

BOCHUM (ks). Für den afrikanischen Markt bestimmte Aids-Medikamente sind auf illegale Weise über Frankreich und Belgien nach Deutschland und in die Niederlande reimportiert worden. Dies bestätigte der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) am 4. Oktober. Es handelt sich dabei um die Präparate Trizivir, Combivir und Epivir, die von GSK zu Vorzugspreisen an Entwicklungsländer geliefert wurden.

Die Importware ist dadurch erkennbar, dass nicht GSK als Zulassungsinhaber und Hersteller genannt wird, sondern Aufkleber auf die Importfirmen Kohlpharma oder mpa-Pharma verweisen. Importpackungen sind überklebt mit deutschsprachigen Texten und müssen zusätzlich zum Zulassungsinhaber und Originalhersteller den Importeur auf der Packung nennen. Dagegen ist auf der von GSK vertriebenen Originalware nur GSK als Zulassungsinhaber, Hersteller und lokales Vertriebsunternehmen genannt. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt inzwischen gegen die mutmaßlichen Drahtzieher des lukrativen Importgeschäfts. Nach Informationen von GSK wurde deutschen pharmazeutischen Unternehmen, die auf den Vertrieb importierter EU-Arzneimittel spezialisiert sind, der Vertrieb der drei illegal importierten Präparate gerichtlich untersagt. Zudem sei im Saarland und in Schleswig-Holstein Lagerware vorsorglich beschlagnahmt worden, die nun untersucht werde. In den Niederlanden geht man davon aus, dass das Geschäft mit den Importarzneimitteln bereits seit Mai vergangenen Jahres läuft und ein Großteil der Medikamente schon verbraucht sei. GSK kritisierte in diesem Zusammenhang die Importförderklausel, die einseitig Händler und Importeure im Sinne einer Umsatzgarantie begünstige. Die Einsparungen seien nur marginal, die forschende Arzneimittelindustrie werde aber nachhaltig geschädigt. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium gab Entwarnung: Anhaltspunkte für eine beeinträchtigte Wirksamkeit der Medikamente oder eine Gefährdung von Patienten seien derzeit nicht erkennbar. Eine Rückrufaktion hält das Ministerium daher für nicht notwendig. In den Niederlanden wurde am 2. Oktober hingegen mit einem Rückruf begonnen allerdings lediglich wegen der Illegalität des Imports und nicht wegen Bedenken zur Arzneimittelsicherheit. Bei Fragen empfiehlt das Landesministerium allerdings, Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker zu halten. Für Fragen hat GSK eine Service-Hotline mit der Nummer 08 00-1 22 33 55 eingerichtet.

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