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Gesundheitspolitik: Qualität vor Kosten

PALMA (diz). Hart ging Johannes Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), mit der alten und zugleich neuen Bundesregierung ins Gericht. In seiner Eröffnungsansprache zum BAK-Herbstkongress, der vom 29. September bis zum 5. Oktober 2002 zum zweiten Mal in Palma auf Mallorca stattfindet, kritisierte Metzger die Ziel- und Planlosigkeit der Regierung bei ihren Handlungen oder Unterlassungen. Für das Gesundheitswesen wünschte sich Metzger Qualität vor Kosten.

Deutschland steht vor unglaublichen Herausforderungen: die Bevölkerungszahlen gehen zurück, immer mehr Alte müssen versorgt und Wohlstand für alle bewahrt werden. Ein Masterplan sei dafür notwendig, so Metzger. Stattdessen schauten Parteien nur noch darauf, ihre Macht zu erhalten, das Wohlergehen des Landes scheine nachgeordnet zu sein. Es fehlten den politisch Verantwortlichen die Grundprinzipien für das Handeln. Immer mehr sei der Weg der sozialen Marktwirtschaft verlassen worden. Der Staat privatisiere mit dem Versprechen, es werde alles billiger und besser, danach würden die Bürger überredet, die privatisierten Unternehmen über Aktien noch einmal zu kaufen. Der Finanzminister kassiere diese Gelder über die Versteigerung von Mobilfunklizenzen wieder ein, die Telekom mache Milliardenverluste und die Volksaktie dieses Unternehmens sei damit wertlos geworden. Metzger: Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert. Obwohl Klein- und Mittelbetriebe die größte Steuerlast trügen und 75% der Arbeitsplätze stellten, fördere die Politik vorrangig Großunternehmen.

Die schlechte Konjunktur liege nicht an der Weltwirtschaft, sondern an Deutschland selbst. Ein Spiegelbild sei dafür die Frankfurter Börse, sie habe seit Jahresbeginn 40% verloren. Der Mittelstand werde nicht entlastet, stattdessen die volle Lohnfortzahlung, der alte Kündigungsschutz und Anspruch auf Teilzeit eingeführt und 630-DM-Jobs abgeschafft, Betriebsräte erhielten Machtzuwachs. Angesichts der zahlreichen Pleiten und vielen Arbeitslosen dürfe es nicht vier Jahre so weiter gehen, meinte Metzger.

Da Apotheken wie die anderen Klein- und Mittelbetriebe zum Herz einer gesunden Wirtschaft gehörten, wolle man nicht kampflos zusehen, wenn eine Bundesregierung versucht, uns abzuschaffen und durch Großbetriebe zu ersetzen, fügte der BAK-Präsident hinzu. Zusammen mit der Bevölkerung, die ihren Willen dazu in der Unterschriftenaktion zeigte, wolle man gegen eine Großkommerzialisierung des Apothekenwesens kämpfen. Der Kranke sei ein abhängiger Verbraucher und müsse vor Ausbeutung geschützt werden. Ethisches Grundprinzip des freien Heilberufs Apotheker sei die Schutzfunktion für den Bürger.

Den Kontakt zum Patienten nützen

Um dieses Grundprinzip zu leben, sei Fortbildung und Effizienzsteigerung für Apothekerinnen und Apotheker wichtig. Metzger machte dies am Beispiel der jüngsten Veröffentlichung des staatlichen Institute of Medicine in den USA deutlich, wonach jährlich 98 000 Menschen in den USA an den Fehlern von Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken sterben mehr als durch Autounfälle ums Leben kommen. Die Kosten dafür werden auf etwa 30 Milliarden US-Dollar geschätzt. An erster Stelle stehe dabei die fehlerhafte Anwendung von Arzneimitteln (der an der Studie beteiligte Professor Berwick: Die Leute bekommen entweder die falschen Medikamente, die falsche Dosierung oder sie bekommen es zur falschen Zeit).

Aber auch die Patienten könnten die ärztlichen Anweisungen nicht immer korrekt befolgen, wie eine Studie des Journal of the American Medical Association zeigte. Und hier setze die verantwortliche Rolle der Apothekerin und des Apothekers ein: der persönliche Kontakt zum Patienten müsse genutzt werden. Darüber hinaus müsse sich der Apotheker durchsetzen gegen Ärzte, die eine Zusammenarbeit verweigerten, gegen Datenschutzbeauftragte, die den Aufbau einer Gesundheitsberichterstattung verhinderten, und gegen Krankenkassen, die sich in einem falsch angelegten Wettbewerb nur noch um Kostenreduktion und eigene Belange kümmerten.

Es sei billig, wenn der Staat nur Qualität fordere, er müsse vielmehr die Rahmenbedingungen schaffen, dass diese Qualität der Versorgung auch gelebt werden könne. Die Werteordnung sei heute schon so verschoben, dass wir Behandlungsfehler zu allererst als volkswirtschaftlichen Schaden beklagen; vor den Folgekosten in Milliardenhöhe zähle doch das vermeidbare menschliche Leid vermeidbar durch ein Mehr an Qualität in der gesundheitlichen Versorgung. Metzger wörtlich: Die Werteordnung muss also zurecht gerückt werden: Qualität vor Kosten. Nur wer in die Qualität investiert, kann anschließend und langfristig Kosten sparen.

Hart ging Johannes Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), mit der alten und zugleich neuen Bundesregierung ins Gericht. In seiner Eröffnungsansprache zum BAK-Herbstkongress, der vom 29. September bis zum 5. Oktober 2002 zum zweiten Mal in Palma auf Mallorca stattfindet, kritisierte Metzger die Ziel- und Planlosigkeit der Regierung bei ihren Handlungen oder Unterlassungen. Für das Gesundheitswesen wünschte sich Metzger Qualität vor Kosten. 

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