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Gesichtsschmerzen: Therapie-Empfehlungen für Schmerzgeplagte

Eine Experten-Gruppe der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hat nach den Kriterien der evidenz-basierten Medizin neue Therapie-Empfehlungen bei verschiedenen Formen von Gesichtsschmerzen veröffentlicht. Sie stehen auf der Homepage der DMKG (www.dmkg.de) zur Verfügung.

Unter Schmerzen im Gesicht leiden zwar deutlich weniger Menschen als unter Kopfschmerzen, dafür sind diese Schmerzen, zu denen die Trigeminus-Neuralgie, die Zoster-Neuralgie, Wirbelsäulen-Kopfschmerzen und atypische Gesichtsschmerzen zählen, besonders quälend. Zudem ist ihre Behandlung meist nur mäßig erfolgreich. Bei allen Formen der Gesichtsschmerzen werden klassische Schmerzmittel nur in Ausnahmefällen eingesetzt, denn sie sind meistens nicht wirksam. Stattdessen kommen beispielsweise Antiepileptika, trizyklische Antidepressiva oder Neuroleptika zum Einsatz.

Patienten mit einer Trigeminus-Neuralgie werden in 50 bis 70 Prozent aller Fälle durch eine medikamentöse Therapie, beispielsweise mit Antiepileptika, schmerzfrei. Die Zosterneuralgie nach einer Gesichtsrose kann bei 47 bis 78 Prozent der Patienten zumindest gelindert werden. Mittel der ersten Wahl sind trizyklische Antidepressiva und Antiepileptika. Auch bei atypischen Gesichtsschmerzen kommen diese Substanzgruppen zum Einsatz.

Bei Wirbelsäulen-Kopfschmerz ruhen die meisten Therapiemethoden auf ungesichertem Fundament. Die häufig eingesetzten physikalischen Therapiemaßnahmen (Massagen, Bäder oder Elektrotherapie) oder eine Manualtherapie helfen oft nur für kurze Zeit. Auch die Wirksamkeit von Akupunktur oder jene der so genannten transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) ist nicht von Dauer. Um die Beschwerden wenigstens zu lindern, werden diese Ansätze häufig in Kombination eingesetzt. Auch verhaltenstherapeutische Strategien bessern vorübergehend die Beschwerden. Wenn alle Behandlungsmethoden versagen, bleibt als letzter Ausweg für Patienten, die von starken Schmerzen gequält werden oder unter häufigen Attacken leiden, nur noch ein chirurgischer Eingriff.

Quelle: Nervenheilkunde 2002, Vol. 21, S. 255-268; www.dmkg.de

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