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Apotheken-Management: Neues Projekt zur optimierten Arzneibestellung

DÜSSELDORF (im). Ein neues Projekt zur Optimierung der Bestellroutine in Apotheken hat der in Hilden ansässige pharmazeutische Großhändler v. d. Linde Arzneimittel entwickelt. Erstmals vorgestellt wurde die "VDL Bonus Plattform" bei einer Podiumsdiskussion am 21. September während der Präsentation der neuen Kommissionier-Anlage im Düsseldorfer Betrieb des Unternehmens.

Das neue Vorhaben ist als Unterstützung für die Apotheken gedacht, die nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten aktiv ihren Einkauf gestalten. Es soll die Pharmazeuten in die Lage versetzen, den Arzneimittelfirmen gegenüber die Bedürfnisse der Apotheke zu verdeutlichen.

Nach Worten des Geschäftsführers des Unternehmens, Apotheker Ulrich von der Linde, bringt es "Vorteile ohne Lagerdruck" für die teilnehmenden Apotheken. Basis sind Verhandlungen der Pharmazeuten mit ihren bevorzugten Pharmaherstellern beispielsweise als Einkaufs-Jahresgespräch mit einer entsprechenden Bonus-Staffel auf die Umsätze mit deren Arzneimittel. Für vereinbarte Perioden wie etwa Monats-, Quartals- oder Jahresumsätze erstellt der Großhändler v. d. Linde Arzneimittel, der mehr als 2000 Kunden in Nordrhein-Westfalen sowie angrenzenden Gebieten im Norden und Süden beliefert, die Bezugsdaten der jeweiligen Offizin.

Kernpunkt: die Daten

Diese Daten werden – das ist der Kernpunkt des Projekts – entweder an die beteiligte Apotheke oder aber, bei vorliegendem Einverständnis des Leiters, an den Hersteller geliefert. Die Daten umfassen beispielsweise die Gesamtumsätze mit den Produkten des Herstellers.

Denkbar sei aber auch, so Ulrich von der Linde, die Ausweisung von Einzelumsätzen mit Lieferdatum und Stückzahl oder von Positionen mit Naturalrabatt oder Retourengutschriften. Sinnvoll sei die Abrechnung ausgehandelter Bonus-Zahlungen über eine Sammelgutschrift des pharmazeutischen Großhändlers, eine entsprechende Vereinbarung zwischen Pharma-Unternehmen und v. d. Linde Arzneimittel vorausgesetzt.

Vorteil durch Transparenz

Für die teilnehmenden Apotheken sei die dadurch geschaffene Transparenz vorteilhaft, so der Geschäftsführer der Großhandlung weiter. Auf diese Weise könnten viele zeit- und kostenintensive Vorgänge rund um die Bestellung vermieden werden, die sich betriebswirtschaftlich gesehen in der Offizin nicht rechneten, – von zu großer oder viel zu früher Bevorratung bis hin zu erheblichen Lagerwertverlusten bei Preissenkungen. Auch für die pharmazeutischen Hersteller sei das Projekt wegen der besseren Einschätzung der Apotheken und ihren Bedürfnissen von Vorteil.

Nach Angaben von Heinrich Wellenbrock, ebenfalls Geschäftsführer bei v. d. Linde Arzneimittel, liegt es an den Apotheken, bei Interesse an der "VDL Bonus Plattform" die Teilnahme der Hersteller einzufordern. Ansprechen könnten die Apotheken deren Außendienstmitarbeiter oder etwa die Firmen-Vertriebsleitung.

Th. Preis: gegen Rosinenpickerei

In einer ersten Einschätzung begrüßte Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein das Projekt. Es sei positiv, wenn Unternehmen Vorhaben zur Stützung des bewährten Systems der flächendeckenden Arzneiversorgung der Bevölkerung entwickelten. Es müsse alles getan werden, so der Vorsitzende des Apothekerverbands bei der Podiumsdiskussion in Düsseldorf weiter, um die Rosinenpickerei zu beenden. Darunter ist zu verstehen, dass einige Firmen zum Beispiel das Direktgeschäft mit nur wenigen, sehr teuren Medikamenten forcieren, auch die bekannten, in Deutschland verbotenen Versandhändler konzentrieren sich auf hochpreisige Präparate (im Jargon "Rosinen picken").

Industrie gewinnt – zu Lasten von Apotheke und Großhandel

In diesem Zusammenhang rückte der nordrheinische Verbandschef die Herstellerabgabepreise in den Fokus seiner Kritik. Seit Jahren steige der Anteil der Industrie an den Arzneimittelvertriebskosten, was sich etwa bei neuen Präparaten deutlich zeige. Wie mehrfach in der Deutschen Apotheker Zeitung berichtet, sinkt zugleich seit längerem die Handelsspanne der Apotheken und des Großhandels, so dass sich die Wertschöpfungsanteile an den Arzneiausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung zugunsten der Industrie und des Staats (über die Mehrwertsteuer) verschoben haben.

Preis schlug vor, dass Ärzte und Apotheker dies Gesundheitspolitikern auf Bundes- und Landesebene mehr als bisher verdeutlichen. Ulrich von der Linde erinnerte beim Stichwort Arzneimittelpreisverordnung an den gemeinsamen Vorschlag des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), den somit auch das Unternehmen v. d. Linde Arzneimittel trage, und Teilen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zu einer Reform der Verordnung mit dem Ziel günstigerer Arzneipreise im hochpreisigen Bereich gleichzeitig leichter Verteuerung im niedrigpreisigen Sektor. Wie Preis sprach sich auch von der Linde gegen Rosinenpickerei bei Arzneimitteln aus.

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