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Feldversuch in Düren: Elektronisches Rezept klappt

DÜREN (im). Das elektronische Rezept funktioniert. Mittels elektronischer Gesundheitskarte bestand das eRezept am 18. September reibungslos einen Praxistest im nordrheinischen Düren im Rahmen eines Feldversuchs der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ließ sich am 18. September das elektronische Rezept von Apotheker Bernd Küsgens, der sich an der Demonstration des Projekts beteiligte, unter Praxisbedingungen in der Ahorn-Apotheke in Düren zeigen.

Nach Worten von Schmidt könnte nach zweijähriger Umstellungsphase für die 72 Millionen gesetzlich Krankenversicherten die elektronische Gesundheitskarte mit Bausteinen wie beispielsweise eRezept oder eArztbrief kommen. Schmidt nannte weniger die dadurch möglichen Einsparungen als Ziel als vielmehr die verbesserte Transparenz und Entbürokratisierung.

Die mit Apothekern, Ärzten und Krankenkassen im Grundsatz abgestimmte "Gesundheitskarte der 2. Generation" soll in Zukunft den europäischen Notfallausweis etwa mit Informationen über Allergien enthalten, schrittweise könnte eine elektronische Patientenakte angelegt werden. Wichtig ist für die Bundesgesundheitsministerin die ausdrückliche Freigabe der Daten durch den Kranken.

Keine Rezeptzuweisung!

In diesem Zusammenhang sprach sich KV-Chef Dr. Leonhard Hansen strikt gegen mögliche Rezeptzuweisungen etwa durch Krankenkassen an bestimmte Apotheken aus. Es dürfe weder die freie Apotheken- noch die freie Arztwahl durch die elektronische Kommunikation aufs Spiel gesetzt werden.

Rezept – das steckt dahinter

Das Prinzip: Auf einem sicheren Server bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) werden "Tickets" als Berechtigung, Daten abzurufen, beschrieben, die auf der Gesundheitskarte des Patienten gespeichert werden. Im Feldversuch, an dem seit 2001 24 Ärzte teilnehmen, wurde eine herkömmliche Krankenversichertenkarte um die Berechtigung erweitert, auf Daten auf dem KV-Server zuzugreifen.

Die Chipkarte enthält also – mit möglichen Ausnahmen – keine medizinischen Daten direkt, sondern nimmt die Rolle des Ticket-Trägers ein, mit dessen Hilfe der Patient als Karteninhaber Apothekern und Ärzten die dahinterliegenden Daten zugänglich machen kann. Unabdingbar ist eine zweite Karte wie der elektronische Heilberufsausweis (die Health-Professional-Card), mit dem sich etwa Apotheker authentisieren. Erst nach Einsatz dieses "Doppelschlüssels" können sie Daten aus dem für sie zugänglichen Fach vom KV-Server abrufen.

Leistung der Apotheke

Kollege Küsgens, der sich über die Beteiligung einer Apotheke an dem zukunftsgerichteten Projekt freute, nannte dies "eine sinnvolle Lösung für die Praxis". Er demonstrierte nach der elektronischen Übermittlung des Rezepts die Beachtung von aut idem und der Importregelung sowie einen Interaktions-Check der Arzneimittel der teilnehmenden Patientin. Seinen Worten zufolge läuft die verwendete Datenübermittlung auf jeder Apothekensoftware. Küsgens hob aus Sicht eines Pharmazeuten aus der Praxis die Bedeutung dieses Feldversuches hervor, der unter anderem die sehr gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Ärzten und dem Apotheker zeige.

Besonders wichtig sei die Tatsache, dass der Apotheker eine – wegen aut idem – geänderte Verordnung des Arztes auf dem Server ablege. Gerade für Ärzte sei die Dokumentation wichtig, um zu sehen, ob ein Patient seine Präparate überhaupt in der Apotheke abgeholt habe und was ihm dort letztlich ausgehändigt worden sei. Auf diese Weise entsteht eine Arzneimittelhistorie für jeden Kranken auf dem Server.

OTC auch drauf?

Dies begrüßte der Chef der KV, Dr. Leonhard Hansen, ausdrücklich. Das elektronische Rezept sei sinnvoll, um etwa wegen der Aut-idem-Regelung die notwendigen Informationen dem Arzt zu geben und die Kontinuität der Therapie sicherzustellen. Hansen plädierte dafür, auch sämtliche OTC-Präparate auf dem Server zu speichern. Gegen einen Automatismus sprach sich in diesem Zusammenhang Apotheker Küsgens aus.

Seiner persönlichen Ansicht nach sollte das Selbstbestimmungsrecht des mündigen Patienten nicht angetastet und nicht ohne dessen Mitsprache alles weitergeleitet werden. Erfahrungen aus der Apothekenpraxis zeigten, dass einige Kranke nicht wollten, dass ihr Arzt Kenntnis über alle Präparate der Selbstmedikation erhielten. Wenn auch OTC-Präparate dokumentiert werden sollten, müsse der Patient jedes Mal und bei jedem Arzneimittel darüber aufgeklärt werden. Sowohl Ministerin Schmidt als auch Ärzterepräsentant Hansen hoben daraufhin die Freiwilligkeit des Patienten bei der Einwilligung zur elektronischen Kommunikation hervor.

Rezept – Praxistest in der Apotheke

Zunächst waren einer Patientin in der am Feldversuch beteiligten Dürener Arztpraxis das Antibiotikum Amoxicillin auf Kassenrezept und ein probiotisches Darmfloraregulans auf Privatrezept verordnet worden. Beide Rezepte, vom Mediziner elektronisch signiert, wurden elektronisch via D2D (siehe Kasten zur Technik) versandt, zwei Tickets als Berechtigung zum Abruf der Daten automatisch auf die Gesundheitskarte geschrieben.

Die Patientin brachte die Gesundheitskarte mit den Tickets für zwei Rezepte in die Apotheke, Apotheker Küsgens las diese ein, lud nach seiner Authentisierung als Pharmazeut mittels gesonderter Heilberufskarte (Doppelschlüssel-Prinzip) beide Verschreibungen vom Server und übernahm sie entschlüsselt in die Warenbewirtschaftung.

Nach Änderung des Präparats zur Erfüllung von aut idem wird der Name des abgegebenen Arzneimittels für die Arzneihistorie zum Server zurückgeschickt. Zusätzlich verlangte die Patientin das Präparat Emesan. Der Blick auf ihre Arzneimittelhistorie machte das Vorliegen einer Asthmaerkrankung deutlich, Apotheker Küsgens empfahl daraufhin mit Zintona ein anderes Präparat, um eine mögliche Interaktion auszuschließen.

Nach Einverständnis der Kranken werden die Namen aller abgegebenen Präparate auf den Server geschickt. In der Apothekensoftware wird das elektronische Rezept abgelegt und später mit für andere Patienten belieferten Rezepten an das Rechenzentrum elektronisch versandt.

Kastentext: Gesundheitskarte Düren

Die Gesundheitskarte Düren ist ein Gemeinschaftsprojekt der KV Nordrhein, des Systemhauses Duria und der Fraunhofer-Gesellschaft mit Unterstützung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Erprobt werden mit Prototypen die elektronische Überweisung (eÜberweisung), eEinweisungen ins Krankenhaus und die eBefunddatenübermittlung zwischen Ärzten sowie die eNotfallakte.

Am 18. September wurde zudem gezeigt, dass auch das elektronische Rezept und somit die elektronische Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker reibungslos klappt. Bei der Demonstration wurde im Beisein von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt eine elektronische Einweisung ins Städtische Krankenhaus Düren sowie die Benutzung eines elektronischen Notfallausweises und eines elektronischen Klinikentlassungsberichts an einen niedergelassenen Arzt demonstriert.

Kastentext: Gesundheitskarte und eRezept – die Technik

Die Gesundheitskarte Düren enthält vier verschiedene Datenfächer: ein Patientenfach, ein Health-Professional-Fach (Zugriff für Apotheker und Ärzte), ein Ausweisfach für Identifikationsdateien und eins für die notwendigen Verschlüsselungen. Alle Informationen werden auf einem sicheren Server (hier bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein) gespeichert und mittels so genannter Tickets von dort abgerufen. Die Gesundheitskarte fungiert als Ticket-Träger, mit dessen Hilfe der Patient als Karteninhaber Apothekern und Ärzten die dahinterliegenden Daten zugänglich machen kann.

Im Feldversuch in Nordrhein wird im Rahmen des KV-Telematikprojekts "D2D" ("Doctor to Doctor") – eine Client-Server-Technologie – zum Datenaustausch das Programm "PaDok" (patientenbegleitende Dokumentation) des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik in St. Ingbert eingesetzt. Die KV bietet Datenschnittstellen zum Beispiel für den elektronischen Arztbrief im XML-Format, letzteres ist ein international anerkannter Standard ("Extensible Markup Language").

Der physikalische Datentransfer zwischen Server und Praxis-Computer erfolgt per ISDN, die Verbindung stellt der Server durch Rückruf nur an registrierte Teilnehmer her. Es wurden Datenstandards für eine plattformunabhängige Kommunikation entwickelt, es ist laut KV also unerheblich, welche EDV in Apotheken, Arztpraxen oder Krankenhäusern benutzt wird.

Für die Demonstration des elektronischen Rezepts im Rahmen der Gesundheitskarte Düren am 18. September hatte Lafond, eine Apothekensoftware-Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft aus Iserlohn, die Einbindung der Ahorn-Apotheke in den Datenfluss organisiert. Die Prototypen des Feldversuchs sind noch nicht für den "echten" Einsatz in der Praxis freigegeben.

Das elektronische Rezept funktioniert. Mittels elektronischer Gesundheitskarte bestand das eRezept am 18. September reibungslos einen Praxistest im nordrheinischen Düren im Rahmen eines Feldversuchs der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ließ sich am 18. September das elektronische Rezept von Apotheker Bernd Küsgens, der sich an der Demonstration des Projekts beteiligte, unter Praxisbedingungen in der Ahorn-Apotheke in Düren zeigen.

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