Arzneimittel und Therapie

Ulkuskomplikationen: Schützt Lansoprazol vor Rezidiven?

Patienten, die langfristig niedrig dosierte Acetylsalicylsäure einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Ulkuskomplikationen. Als Rezidivprophylaxe eignet sich nach den Ergebnissen einer randomisierten Studie eine Erhaltungstherapie mit dem Protonenpumpenhemmer Lansoprazol nach Eradikation von Helicobacter pylori.

Zur Prophylaxe kardiovaskulärer und zerebrovaskulärer Krankheiten wird Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosierung eingenommen. Als niedrige Dosierung gelten weniger als 325 mg pro Tag. Die Einnahme erhöht jedoch das Risiko für Ulkuskomplikationen.

Möglicherweise können Patienten, die den Thrombozytenfunktionshemmer langfristig benötigen und bereits Ulkuskomplikationen hatten, mit einem Protonenpumpenhemmer vor Rezidiven geschützt werden. In einer epidemiologischen Studie war das Risiko gastrointestinaler Blutungen bei Patienten mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure um 80% verringert, wenn sie zusätzlich einen Protonenpumpenhemmer einnahmen.

Zunächst Helicobacter pylori vollständig entfernt

In einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studie an einer Klinik in Hongkong wurde die Wirksamkeit des Protonenpumpenhemmers Lansoprazol (Agopton®, Lanzor®) bei Patienten untersucht, die bereits Ulkuskomplikationen hatten und langfristig (mindestens einen Monat vor der Komplikation) niedrig dosierte Acetylsalicylsäure eingenommen hatten. Die Studie beschränkte sich auf Patienten, bei denen Helicobacter pylori nachgewiesen und erfolgreich eradiziert worden war und deren Ulkus endoskopisch gesichert abgeheilt war.

Während der Studie nahmen die Patienten einmal täglich 100 mg Acetylsalicylsäure ein, randomisiert bekam die eine Hälfte zusätzlich einmal täglich 30 mg Lansoprazol und die andere Hälfte ein Plazebo. Die Behandlung dauerte ein Jahr. Primärer Endpunkt war das Wiederauftreten von Ulkuskomplikationen, wie Blutung, Perforation oder Obstruktion.

Die Patienten sollten möglichst keine nichtsteroidalen Antirheumatika einnehmen. Leichte dyspeptische Symptome durften mit einem Antazidum behandelt werden. Anhaltende Ulkussymptome sollten die Patienten der Klinikambulanz melden. Bei Hinweisen auf eine gastrointestinale Blutung (Blutstuhl, Bluterbrechen, plötzliche schwere Oberbauchschmerzen), aber auch bei einem Absinken des Hämoglobin-Spiegels um mindestens 2 g/dl wurde endoskopisch nach gastrointestinalen Ulzera gesucht.

Patientenaufnahme vorzeitig beendet

Ursprünglich waren pro Gruppe mindestens 90 Teilnehmer geplant. Da die Zwischenanalysen des primären Endpunkts bei insgesamt 123 Patienten jedoch bereits einen ausreichend signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen ergaben, wurde die Patientenaufnahme vorzeitig gestoppt.

Weniger Rezidive in der Lansoprazol-Gruppe

Während der 12 Monate Behandlung erlitten neun von 61 Patienten mit Plazebo (14,8%), aber nur einer von 62 Patienten mit Lansoprazol (1,6%) erneut eine Ulkuskomplikation. Das korrigierte relative Risiko für eine erneute Ulkuskomplikation betrug für Patienten mit Plazebo im Vergleich zu Patienten mit Lansoprazol 9,6. Das 95%-Konfidenzintervall war allerdings groß; es reichte von 1,2 bis 76,1. Sechs von Rezidiven betroffene Patienten wiesen besondere Risikofaktoren für eine erneute Ulkuskomplikation auf: Bei vier Patienten – sämtlich mit Plazebo – war die Helicobacter-pylori-Infektion wieder aufgetreten. Zwei andere Patienten hatten höchstens vier Wochen vor der erneuten Komplikation ein nichtsteroidales Antirheumatikum eingenommen.

Dieser Studie zufolge kann eine Lansoprazol-Erhaltungstherapie bei Patienten mit Ulkuskomplikationen infolge niedrig dosierter ASS-Einnahme die Rezidivrate signifikant senken. Dies gilt für Patienten, bei denen Helicobacter pylori erfolgreich eradiziert wurde. Die Helicobacter-pylori-Eradikation allein vermag die ulzerogene Wirkung niedrig dosierter Acetylsalicylsäure nicht aufzuheben: In der Plazebogruppe erlitten neun Patienten erneut eine Ulkuskomplikation.

Kastentext: Protonenpumpenblocker

Bei den Protonenpumpenhemmern handelt es sich um die stärksten Säureblocker, die für die Behandlung von säureassoziierten Erkrankungen wie peptische Ulzera und Refluxösophagitis zur Verfügung stehen. Es sind Benzimidazolderivate, die über ein asymmetrisch substituiertes Schwefelatom verfügen.

Sämtliche Vertreter der Substanzklasse liegen als Prodrug vor, sie werden im Dünndarm resorbiert und gelangen über die Blutbahn in den sekretorischen Kanal der Belegzellen des Magens, wo sie im stark sauren Milieu in die eigentliche Wirkform umgewandelt werden, die irreversibel an das Enzym H+/K+-ATPase (Protonenpumpe) bindet. Dadurch kommt es zu einer starken Hemmung der Säureproduktion, die als entscheidende Voraussetzung für die Abheilung und Schmerzbefreiung bei den säureassoziierten Erkrankungen gilt.

Bisher stehen Omeprazol (Antra®), Lansoprazol (Agopton®, Lanzor®), Pantoprazol (Pantozol®, Rifun®), Rabeprazol (Pariet®) sowie Esomeprazol (Nexium®), das wirksamere S-Enantiomer von Omeprazol, zur Verfügung.

Literatur

Lai, K. C., et al.: Lansoprazole for the prevention of recurrences of ulcer complications from long-term low-dose aspirin use. N. Engl. J. Med. 346, 2033 – 2038 (2002).

Patienten, die langfristig niedrig dosierte Acetylsalicylsäure einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Ulkuskomplikationen. Nach den Ergebnissen einer epidemiologischen Studie war das Risiko gastrointestinaler Blutungen bei Patienten um 80% verringert, wenn sie zusätzlich den Protonenpumpenhemmer Lansoprazol einnahmen.

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