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Bündnis für Gesundheit 2000: Gesundheitsberufe fordern Richtungswechsel

BERLIN (ks). Einen Richtungswechsel in der Politik forderte das "Bündnis für Gesundheit 2000" am 12. September in Berlin. Die in dem Bündnis zusammengeschlossenen Verbände und Organisationen aus dem Gesundheitswesen legten ein Positionspapier vor, in dem sie für ein patientengerechteres Gesundheitssystem plädieren. Hauptprobleme des deutschen Gesundheitswesens seien die zunehmende "Durchökonomisierung" und sinkende Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Das Bündnis für Gesundheit ist ein Zusammenschluss von 38 Verbänden und Organisationen des Gesundheitswesens. Es nimmt für sich in Anspruch, 4,2 Mio. Beschäftigte zu vertreten, unter ihnen Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte und Arzthelferinnen. Auch die ABDA ist Mitglied des Bündnisses. Anders als Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt glauben die Verbände nicht an große Wirtschaftlichkeitsreserven im System, die die Kosten langfristig dämpfen könnten. Sie beklagen vielmehr die schrumpfenden Einnahmen der GKV.

Die solidarische Versicherung stellen sie nicht zur Disposition, fordern aber, den Leistungsumfang des GKV-Kataloges neu zu definieren. So müssten versicherungsfremde Leistungen, wie z. B. Mutterschafts- und Sterbegeld, künftig aus Steuern finanziert werden und Gesundheitsleistungen, die über das Notwendige hinausgehen, vom Patienten privat gezahlt werden. Auch müsse die "Politik der Verschiebebahnhöfe" beendet werden, die der GKV in den letzten acht Jahren bis 2003 etwa 30 Mio. Euro zugunsten anderer Sozialversicherungszweige entzogen habe.

Weiterhin wird in dem Positionspapier eine weitergehende Selbstbeteiligung der Patienten gefordert, die das Kostenbewusstsein schärfen soll. Zudem brauche die Gesundheitsversorgung "ein menschliches Gesicht". Patienten soll angemessene Zeit und individuelle Betreuung zuteil werden. Dazu müssten die unter Nachwuchsmangel leidenden Gesundheitsberufe attraktiver werden und die Entlohnung leistungsgerechter erfolgen.

Bei den geplanten Disease-Management-Programmen (DMP) sehen die Bündnis-Mitglieder noch Probleme. Die Reduktion auf wenige chronische Krankheiten könne wegen der begrenzten Finanzmittel zu Lasten der Versorgung der übrigen Patienten gehen, heißt es im Positionspapier. Auch dürften die zugrundeliegenden Behandlungsleitlinien nicht zu einer Checklistenmedizin führen. DMP könnten daher allenfalls den "Handlungskorridor für eine individuelle Behandlung eröffnen".

Das Positionspapier des "Bündnis Gesundheit 2000" finden Sie im Internet im Volltext unter www.baek.de/buendnis.

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