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Ein- und Zwei-Euro-Münzen: Eine Gefahr für Nickelallergiker

Bei der Herstellung der Ein- und Zwei-Euro-Münzen hat man offenbar keinen Gedanken an Allergiker verschwendet. Wie Schweizer Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature" schreiben, setzen die zweifarbigen Geldstücke weitaus mehr Nickel frei als andere Münzen, die vergleichbare Mengen des allergieauslösenden Metalls enthalten.

Wissenschaftler um den Dermatologen Frank Nestle von der Universität Zürich untersuchten das allergene Potenzial von Ein- und Zwei-Euro-Münzen bei sieben Nickel-Allergikern, indem sie ihnen die beiden zweifarbigen Geldstücke über einen Zeitraum von drei Tagen auf die Haut klebten. Alle Studienteilnehmer reagierten auf die Münzen mit Hautrötungen und Bläschen – und zwar schneller und stärker als dies bei anderen Münzen mit vergleichbaren Nickelmengen der Fall war.

Als Grund für die außergewöhnlich starke Reaktion vermuteten die Studiendurchführenden die Kombination aus zwei verschiedenen Metalllegierungen in den Münzen: Die zweifarbigen Eurostücke bestehen aus zwei Legierungen mit unterschiedlichen Gehalten an Nickel, Kupfer und Zink. Bringt man diese Mischung über längere Zeit mit Schweiß in Kontakt, entsteht ein elektrochemisches Potenzial. Zwar ist dieses Potenzial nur schwach ausgeprägt, doch reicht es offenbar aus, um die Freisetzung des allergieauslösenden Nickels zu fördern, sodass die Legierungen mehr Nickel abgeben als Geldstücke aus purem Nickel.

Um ihre Vermutung zu verifizieren, trennten die Wissenschaftler den äußeren messingfarbenen Ring und die silberne Mitte der Geldstücke, legten beides in künstlichen Schweiß und maßen den dabei entstehenden Stromfluss und die freigesetzten Nickelmengen. Ergebnis: Die Münzen setzen Nickelmengen frei, die die nach den EU-Richtlinien erlaubten Höchstmengen um das 320fache übersteigen.

Nickelallergiker sollten beim Umgang mit den Euromünzen also vorsichtig sein und gegebenenfalls Handschuhe tragen, zumindest aber die Geldstücke nicht längere Zeit in der Hand halten. ral

Quelle: Nature 2002, Vol. 419, Nr. 6903, S. 132

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