Feuilleton

Ausstellung: Medizinische Versorgung zwischen 1800 und 1950

Das Rieser Bauernmuseum in Maihingen, einem ehemaligen Kloster nördlich von Nördlingen, zeigt bis zum 3. November die Sonderausstellung "Bader, Hebammen und Ärzte". Sie thematisiert die medizinische Versorgung einer ländlichen Gegend im Wandel von 150 Jahren Ų vom Ende des ersten deutschen Kaiserreiches bis in die ersten Jahre der Bundesrepublik.

Arznei – nicht nur aus der Apotheke

Obwohl Apotheker im Titel der Ausstellung nicht genannt sind, gehören sie doch selbstverständlich zum Gesundheitswesen dazu und sind auch in der Ausstellung präsent. Vor 1800 lagen die Apotheken entweder in den zentralen Städten – in diesem Fall in Nördlingen – oder in den Residenzstädten der Fürsten – hier in Oettingen, Harburg und Wallerstein.

Die arzneiliche Versorgung der Bevölkerung erfolgte allerdings großenteils durch Ärzte, Chirurgen und Bader, die eigene Hausapotheken unterhielten. Dieses Recht wurde 1842 stark eingeschränkt, sofern die nächste Apotheke nicht mindestens zwei Stunden Fußmarsch entfernt war. Die Apothekenzahl blieb aber auch lange Zeit danach noch auffallend konstant.

Dass ärztliche Hausapotheken sogar bis in die Zeit der Bundesrepublik noch eine gewisse Rolle spielten, zeigt ein Sortiment von historischen Medizinalbehältnissen aus der Arztpraxis in Alerheim.

Eine ebenfalls ausgestellte homöopathische Hausapotheke von 1916 mag einem Arzt oder einem gut situierten Laien gehört haben. Jedenfalls verstand sich die Bevölkerung schon lange vor der Erfindung des Begriffs "Selbstmedikation" auf die eigenverantwortliche Anwendung von Arzneimitteln, und zwar nicht nur von den so genannten "Hausmitteln", einer heute teils verächtlich, teils nostalgisch klingenden Bezeichnung.

Auch der Glaube hat oft geholfen

Die Ausstellung stellt auch die wesentlichen Tätigkeiten der nicht akademischen Heilberufe dar, als da waren: Hebammen, Bader und Barbiere, Chirurgen, Zahnärzte. Die Einrichtung einer Zahnarztpraxis von etwa 1950 erscheint voll funktionsfähig – dennoch ist es gut, dass sie nicht mehr in Betrieb ist.

Die "Zuflucht zum Glauben" in der Krankheit wird durch Votivtafeln und Amulette dokumentiert. Ansonsten waren früher einige religiöse Arzneispezialitäten sehr begehrt: Walpurgisöl aus Eichstätt z. B. sollte bei den verschiedensten Übeln helfen, speziell bei Augenleiden wandte man Wasser aus Maria Brünnlein in Wemding an.

So gibt die kleine Ausstellung einen guten Überblick über die Gesundheitsversorgung einer Zeit, die noch gar nicht so lange der Vergangenheit angehört.

Kasten

Rieser Bauernmuseum, Klosterhof 8, 86747 Maihingen Tel. (0 90 87) 7 78 www.rieser-bauernmuseum.de Geöffnet: Dienstag bis Donnerstag, Samstag, Sonntag 10 bis 17 Uhr; ab Oktober nur 13 bis 17 Uhr.

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