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Pharmazeutische Betreuung: Kopfschmerzpatienten schätzen pharmazeutischen Rat

BERLIN (ks). Die gezielte pharmazeutische Betreuung von Patienten ist für Apotheken eine vielversprechende Möglichkeit, die fachliche Kompetenz ihres Teams unter Beweis zu stellen. Intensive Beratungsgespräche dienen jedoch nicht nur der eigenen Imagepflege, sondern sind vor allem ein Gewinn für die Patienten. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie zur pharmazeutischen Betreuung für Migräne- und Kopfschmerzpatienten (PharMiKo), die über zwei Jahre lang in 83 Apotheken in Niedersachsen und Bremen durchgeführt wurde.

Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Dr. med. Wolfgang Hoffmann vom Bremer Institut für Präventionsforschung, Sozialmedizin und Epidemiologie, stellte das Projekt am 5. September im Berliner ABDA-Haus vor. 83 Apotheken beteiligten sich an der von der ABDA, den Apothekerkammern Niedersachsen und Bremen sowie der Firma GlaxoSmithKline getragenen Studie.

Sie teilten im Studiengebiet vom Dezember 1999 an über 3000 Fragebögen an Käufer von Schmerztabletten aus. 803 Fragebögen wurden ausgefüllt, 410 Telefoninterviews folgten im Anschluss. Bis zum Ende der Studie, die ein zweites Interview nach mindestens einem Betreuungsgespräch einschloss, blieben 357 Studienteilnehmer übrig. Auffällig war der hohe Frauenanteil von 83,2 Prozent. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 44 Jahren.

Patienten fühlen sich gut aufgehoben

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kopfschmerzpatienten von einer pharmazeutischen Beratung in der Apotheke profitieren können, erläuterte Hoffmann. Das subjektive Befinden der Patienten besserte sich merklich. Rund 50 Pro zent der betreuten Probanden änderten ihre Gewohnheiten, wechselten etwa die Medikation oder probierten es mit nicht-medikamentösen Maßnahmen, wie z. B. Entspannungstechniken.

Auch die Compliance konnte deutlich gefördert werden. 24 Prozent gaben an, dass ihre Kopfschmerzattacken über den Betreuungszeitraum hinweg seltener und weniger intensiv wurden. Die Betreuungsgespräche selbst empfanden 85 Prozent stets als angenehm und produktiv. Über 90 Prozent von ihnen hatten "immer" das Gefühl, dass ihre Situation verstanden wurde und der Apotheker kompetent darauf reagierte.

Knapp 90 Prozent fanden das Projekt letztlich "sehr gut" bis "gut", 70 Prozent waren auch mit dem Ergebnis der Betreuung zufrieden. Sie erhielten vor allem Informationen zu Arzneimitteln und nicht-medikamentösen Behandlungsformen. Die Apotheker animierten zum Teil dazu, einen Kopfschmerzkalender zu führen, der sodann gemeinsam auf Auffälligkeiten durchgegangen werden konnte. "Der Rat des Apothekers ist bei Kopfschmerzen besonders wichtig, da viele Patienten sich selbst mit rezeptfreien Medikamenten behandeln", sagte Hoffmann.

Kein Eingriff in ärztliche Therapie

Auch die Ärzte blieben bei der Studie nicht außen vor. Die Ärztekammer Bremen engagierte sich ebenfalls in dem Projekt. Da Kopfschmerzen zumeist in Eigenregie der Patienten behandelt werden, hat der Arzt oft keine Chance, therapeutisch einzugreifen. Daher hat der Apotheker hier eine wichtige Screening- und Zuweisungsfunktion: 44 Prozent empfahlen den betreuten Probanden einen Arztbesuch. Dieser Prozentsatz stieg mit einer zunehmenden Anzahl von Betreuungsgesprächen. Die Mehrheit der Patienten folgte dem Rat ihres Apothekers.

Interesse an weiteren Angeboten

Drei Viertel der PharMiKo-Teilnehmer erklärten, sie würden die pharmazeutische Betreuung auch bei anderen Krankheiten in Anspruch nehmen. So z. B. für Rheuma, Rückenbeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Allergien. In Sachsen wurde kürzlich eine Studie zum allgemeinen Schmerz abgeschlossen, auch ein Projekt zu Asthma fand bereits statt. Andere Studien sind in Planung.

Spezielle Angebote einer pharmazeutischen Betreuung, die über die gesetzlich vorgeschriebene Pflicht der Beratung in Arzneimittelfragen hinaus geht, sollten und werden für Apotheken immer mehr an Bedeutung gewinnen. Hier kann der oftmals kritischen Öffentlichkeit bewiesen werden, dass das Pharmaziestudium zu mehr befähigt, als Schubladen zu ziehen. Auf diese Weise könnten Apotheker auch in den Disease-Management-Programmen der Krankenkassen eine wichtige Rolle übernehmen. ABDA-Hauptgeschäftsführer Rainer Braun merkte an, dass es jedem Apotheker auch abseits derartiger Studien möglich sei, Fortbildungszertifikate zu erlangen und sein Wissen an die Kunden zu bringen.

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