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Alzheimer-Patienten: Von künstlicher Intelligenz betreut

Wissenschaftler der Universität Washington haben gemeinsam mit Chiphersteller Intel und Elite Care ein Projekt initiiert, dessen Ziel es ist, eingeschränkte geistige Fähigkeiten, wie sie z. B. bei Alzheimerpatienten vorliegen, durch künstliche Intelligenz zu kompensieren. Ziel der "Assisted Cognition"-Projektpartner ist die Entwicklung eines Netzwerkes aus digitalen Geräten und Sensoren, die in Wänden, Möbeln und der Kleidung von Alzheimer-Patienten angebracht werden, diese überwachen und bei Bedarf Hilfe anbieten.

Im ersten Schritt hat die Projektgruppe einen portablen Minicomputer, den "Activity Compass" entwickelt, der sich die täglichen Tätigkeiten des Patienten merkt. Ist der Träger verwirrt, gibt das Gerät Hinweise bzw. bietet Wegbeschreibungen an. Der Kompass umfasst einen Palm Pilot, einen GPS-Empfänger und ein wireless Modem. Mit der Zeit "lernt" das System die typischen Abläufe des Patienten, erkennt Veränderungen und entscheidet, ob Hilfe notwendig ist.

Der Projektleiter Henry Kautz erklärt das System anhand des Vorhabens des Patienten, einen Bus zu erreichen: "Das Gerät registriert, dass der Bus in fünf Minuten eintrifft, die Geschwindigkeit des Patienten aber zu langsam ist, um diesen zu erreichen. Das Gerät erklärt daraufhin, dass sein Besitzer entweder schneller gehen soll oder, dass er den Bus mit größter Wahrscheinlichkeit versäumt." Anschließend fragt das Gerät, ob es eine alternative Route vorschlagen soll.

Durch die Auflistung von Entscheidungsmöglichkeiten kann der Patient eine Antwort geben. Das Gerät ist so gestaltet, dass es aus den Inter-aktionen mit dem Träger lernt und sich an die Verhaltensänderungen im Zuge des Erkrankungsfortschritts anpasst. Derzeit wird der "Activity Compass" von einem Studenten getestet. Die Informationen, die das Gerät während Alltagserledigungen erhält, werden wöchentlich downgeloadet. Dadurch wird das Gerät für die Zukunft "trainiert". Kautz hofft, dass der Kompass im Herbst diesen Jahres programmiert ist.

Das zweite Projekt ist der "Adaptive Promper". Das System überwacht den Patienten in und um das Haus und besteht aus einem Sensoren-Netzwerk. Zurzeit wird es in einem Heim mit 60 Patienten eingesetzt. Dort überwacht und nimmt es fast alle Aktivitäten in den eigenen vier Wänden des Patienten und auf dem Heimgelände auf.

Das System öffnet z. B. in Abhängigkeit von der Bewegung des Heiminsassen Türen und schaltet das Licht ein. "Es wurde bereits viel Datenmaterial gesammelt", so Kautz. Jetzt müsse dieses mit der Entwicklung einer Software nur noch zur Anwendung kommen. Im Endeffekt bleibt allerdings auch bei Kautz die Frage bestehen, ob eine "künstliche Intelligenz" flexibel, glaubwürdig und klug genug ist, um die Betreuung durch einen Menschen zu ersetzen. pte

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