Berichte

Heil- und Gewürzpflanzen: Neue Destillationstechnik für ätherische Öle

Der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (LBP) in Freising-Weihenstephan ist es nun nach mehrjähriger Forschungsarbeit gelungen, ein optimiertes Verfahren und eine optimierte Anlage zur Wasserdampfdestillation ätherischer Öle zu entwickeln und patentieren zu lassen.

Die LBP ist eine von nur sehr wenigen Institutionen in Deutschland, die sich der kontinuierlichen und neutralen Forschungs- und Beratungstätigkeit im Feldanbau von Heil- und Gewürzpflanzen widmet. Sie hat eine Vielzahl ausführlicher Kulturanleitungen veröffentlicht und für einige Pflanzen, deren Drogen früher ausschließlich wild gesammelt wurden, erstmals Verfahren zum Feldanbau entwickelt. Sie hat auch die weltweit erste Arnika-Sorte 'Arbo' gezüchtet.

Erfinder der optimierten Anlage zur Wasserdampfdestillation ätherischer Öle ist Rudolf Rinder, der im Rahmen einer vorbildlichen Teamarbeit innerhalb der LBP und mit der Staatlichen Versuchsgüterverwaltung Freising in München die entscheidenden Innovationen einbrachte [1 – 3]. Die neue Technik reduziert die sonst übliche Destillationsdauer von mehreren Stunden bei vielen Pflanzenarten auf 30 bis 40 Minuten. Weitere Vorteile sind

  • schnelle Wärmeübertragung,
  • kurze Aufheizzeiten,
  • geringe thermische Belastung der hitzeempfindlichen Ölbestandteile und
  • leichte Trennung auch fester gebundener Öle im Kondensat wie etwa bei Zitronenmelisse.

Die Patentanmeldung durch die LBP hatte zum Ziel, den Erwerb der mithilfe öffentlicher Mittel entwickelten neuen Technik für jeden Landwirt verfügbar zu machen und damit den Heil- und Gewürzpflanzenanbauern eine weitere Marktnische zu erschließen. Ansonsten hätte die Gefahr einer fremden Patentanmeldung unter Nutzung der LBP-Forschungsergebnisse durch einen Großkonzern bestanden, der den hiesigen Landwirten kaum die Lizenz zur Nutzung gegeben hätte.

Inzwischen haben die von einer bayerischen Firma hergestellten und von einer thüringischen Firma vertriebenen Anlagen bereits in die Praxis Eingang gefunden.

Quellen

[1] Bomme, U., Hillenmeyer, G., Reiter, H., Rinder, R. (2000): Optimiertes Verfahren zur praxisnahen Wasserdampf-Destillation ätherischer Öle aus frischen Pflanzenteilen. 1. Mitt.: Anlagen- und Verfahrensoptimierung; 2. Mitt.: Mehrjährige Ergebnisse zu Pfefferminze, Zitronenmelisse, Baldrian und Angelika. Z. Arzn. Gew. Pfl. 5, 71 – 79 und 132 – 144. [2] Rinder, R. und Bomme, U. (1998): Wasserdampf-Destillation ätherischer Öle aus frischen oder angewelkten Pflanzen. Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Postfach 16 41, 85316 Freising. [3] Bomme, U. und Rinder, R. (2002): Optimierung der Wasserdampf-Destillation ätherischer Öle und Untersuchungen zur Zusammensetzung von Pfefferminzölen verschiedener Herkünfte. www.lbp.bayern.de, Stichwort "Information", Stichwort "Heil- und Gewürzpflanzen".

Prof. Dr. Ulrich Bomme

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.