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Gesprächskreis Frauenförderung: Wir haben nichts gegen Männer, wir tun etwas

Stuttgart (ck). Der Gesprächskreis "Frauenförderung in der Berufspolitik" traf sich am 24. Juli in der Landesapothekerkammer (LAK) Baden-Württemberg in Stuttgart, um sich über die Herausforderungen und Probleme, die familiäre Verpflichtungen und der Apothekenalltag mit sich bringen, aus der Sicht von Frauen auszutauschen. Aus dem gesamten Bundesgebiet fanden sich Pharmazeutinnen aus der Offizin und aus den Universitäten zusammen, um Kontakte zu knüpfen und sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.

Im Mittelpunkt stand die Zukunft unseres Berufsstandes und die Rolle der Frauen bei der Gestaltung und Bewältigung der Probleme, die in den nächsten Jahren anstehen. Karin Wahl, Präsidentin der LAK Baden-Württemberg und Mitglied in der Bundesapothekerkammer (BAK), und Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie der ABDA, zeigten die Nachwuchsprobleme auf, die in der Zukunft noch verstärkt die Apothekerinnen und Apotheker beschäftigen werden. Studienplätze an den Universitäten werden gekürzt, eine sinkende Anzahl an Bewerbern und viele Frauen, die nach einer Familienpause weiter zu Hause bleiben, all das sind Faktoren, die die Mitarbeitersuche nicht gerade vereinfachen.

Viele junge Frauen haben nach einer Baby-Pause einfach nur Angst vor einem Wiedereinstieg, sie fühlen sich den fachlichen Anforderungen oft nicht gewachsen. Hier sind die Apothekenleiter und die Mitarbeiter gefordert, Brücken zu bauen und den Wiedereinstieg so leicht wie möglich zu machen. Noch besser wäre es natürlich, wenn die Frauen gar nicht erst aus ihrem Beruf aussteigen würden.

Hier allerdings ist die Politik gefordert, Möglichkeiten – insbesondere bei der Kinderbetreuung – zu schaffen, sodass junge Frauen dicht am Beruf bleiben und nicht den Anschluss verlieren. Die Sorge um den pharmazeutischen Nachwuchs muss aber schon viel früher einsetzen, schon in der Schule sollte das Interesse an einem naturwissenschaftlichen Studium geweckt werden. Auch Apotheker können und sollten berufsorientierende Praktika anbieten und jungen Menschen zeigen, wie interessant und vielseitig Pharmazie sein kann. Und dieses Engagement sollte nicht nur als ein Mehr an Arbeit gesehen werden, das ist vor allem eine Investition in die Zukunft.

Was ist "gender mainstreaming"?

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann hatte leider ihre Teilnahme an der Gesprächsrunde abgesagt und sich von der Abteilungsleiterin für Gleichstellung im Bundesfrauenministerium, Brigitte Unger-Soyka vertreten lassen. Unger-Soyka legte Wert darauf, dass ihre Abteilung nicht mehr unter "Frauen" firmiert, sondern unter "Gleichstellung".

Sie erläuterte den vielverwendeten Begriff des gender mainstreaming. Eine adäquate deutsche Übersetzung für den etwas sperrigen englischen Begriff gibt es nicht. Inhaltlich bedeutet er, dass alle Entscheidungsprozesse in Organisationen und Einrichtungen auf die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter ausgerichtet sein sollen. Es gehe nicht darum, dass sich Frauen gegen Männer verbünden, sondern dass sich beide Geschlechter mit überholten Geschlechterrollen und in den Köpfen vorherrschenden Stereotypen kritisch auseinander setzen.

Über die Schwierigkeiten von Frauen in der Wissenschaft und an der Universität berichtete Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe von der Uni Würzburg. Im Pharmaziestudium sind zwar Frauen nach wie vor zahlenmäßig am stärksten vertreten, sie haben aber in der Forschung und in der Lehre, bei einer Karriere an der Universität und in der Industrie immer noch mit größeren Schwierigkeiten und mit Widerständen der männlichen Kollegen zu kämpfen.

Gerade wenn es um die Besetzung von Stellen im universitären Bereich, bei den nächsten Schritten auf der Karriereleiter geht, bleiben die Männer dann doch wieder unter sich. Auch die Schaffung der Juniorprofessuren sei nicht die ultimative Lösung der Probleme der jungen Naturwissenschaftlerinnen, die sich für eine Laufbahn an der Hochschule entscheiden.

Hilfreich seien dabei für junge Frauen vor allem die richtigen Kontakte. Und dass Frauen den Männer hier in keinster Weise nachstehen, wurde am Beispiel des MentorinnenNetzwerks Hessen deutlich, das Antonie Marqwardt vom BAK-Vorstand vorstellte. Dieses Netzwerk sei ein Beispiel, wie weibliche Kompetenzen gestärkt und gefördert werden, indem Kontakte geknüpft und Beziehungen gepflegt werden. Erfahrungen von Frauen, die schon fest im beruflichen Leben stehen, können so an junge Frauen, die noch studieren und ihre Karriere noch vor sich haben, weitergegeben werden.

Alle Apothekerinnen sind aufgerufen, sich zu informieren, zu engagieren, und als Multiplikatoren zu wirken. Möglichkeiten dafür gibt es viele. Auch auf dem Apothekertag vom 10. bis 12. Oktober in Berlin wird es am Freitag in der Mittagspause die Gelegenheit zu Gesprächen und zum Austausch mit interessierten und kompetenten Frauen geben.

Weitere Informationen gibt es bei Karin Wahl: karin.wahl@apothekerkammer-bw.de und bei Antonie Marqwardt: marqwardt@t-online.de.

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