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L-Dopa: Macht empfänglich für Wunder

Ob man an Wunder glaubt oder nicht, hängt anscheinend nicht nur vom sozialen Umfeld ab, der Glaube an paranormale Phänomene hat wahrscheinlich auch mit der Gehirnchemie zu tun. Wissenschaftler um Peter Brugger von der Neurologischen Klinik der Universitätsklinik Zürich haben in einer Studie nachgewiesen, dass ein Dopamin-Überschuss im Gehirn den Glauben an eine Welt voll Wunder und Zeichen fördert.

Brugger präsentierte die Ergebnisse seiner Untersuchung vor kurzem auf einem Treffen der Vereinigung der Europäischen Gesellschaft für Neurowissenschaft in Paris. Der Neurologe testete 40 Personen auf ihren Glauben an paranormale Phänomene. 20 davon hatten angegeben, an Wunder zu glauben, 20 hatten dies vor Testbeginn verneint.

Allen Testpersonen wurden auf einem Bildschirm für einen kurzen Moment normale Gesichter und gesichtsähnliche Muster gezeigt, wobei die Testpersonen die normalen Gesichter herausfiltern sollten. Anschließend wurde derselbe Versuch mit Buchstaben durchgeführt, wobei die Probanden dieses Mal zwischen Wörtern und Buchstabensalat unterscheiden mussten.

Ergebnis: Jene Gruppe, die an die Existenz paranormaler Ereignisse glaubte, sah in den diffusen Mustern häufiger ein Gesicht und im Buchstabensalat häufiger Wörter als die Skeptiker. Dies entsprach der Erwartung Bruggers, der davon ausgegangen war, dass Menschen, die an paranoramale Phänomene glauben, gewillter sind, Muster und Zusammenhänge zwischen Ereignissen zu sehen, die Skeptiker anzweifeln.

Um das Ergebnis mit möglichen Abweichungen in der Gehirnstruktur der Studienteilnehmer in Zusammenhang zu bringen, verabreichte Brugger ihnen in einem Folgeversuch L-Dopa. Unter dem Einfluss der Substanz sahen nun sowohl die Parapsychologie-Gläubigen als auch die Skeptiker in den Mustern und dem Buchstabensalat häufiger Gesichter und sinnhafte Wörter.

Die zusätzliche Ration an Dopamin schien die Bereitschaft des Gehirns zu erhöhen, in Zweifelsfällen bekannte Muster wiederzuerkennen oder in eine sinnlose Darbietung etwas Bedeutendes hinein zu interpretieren. Aufgrund der geringen Probandenzahl ist der Zusammenhang aber noch nicht endgültig abgeklärt. ral

Quelle: www.newscientist.com, Meldung vom 27. Juli 2002

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