Arzneimittel und Therapie

Interferon beta-1a: Zulassung für die MS-Therapie nach erstem Schub

Ab sofort ist das Interferon beta-1a (Avonex®) von der Europäischen Zulassungsbehörde (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products, EMEA) auch für die Behandlung von Patienten nach einem einmaligen demyelinisierenden Ereignis zugelassen, wie die Biogen GmbH mitteilte. Interferon beta-1a verlangsamt bei einer einmal wöchentlichen Gabe von 30 µg das Fortschreiten und verringert die Häufigkeit klinischer Schübe auch bei Patienten in fortgeschrittenen Stadien einer Multiplen Sklerose.

Interferon beta-1a ist nun sowohl zur Behandlung von Patienten nach dem ersten Schub sowie zur Behandlung einer schubförmigen Multiplen Sklerose (MS) zugelassen. Der aktuelle Zulassungsstatus umfasst:

  • die Behandlung von Patienten nach einem einmaligen demyelinisierenden Ereignis mit entzündlichem Prozess, wenn dieses demyelinisierende Ereignis eine intravenöse Corticosteroidtherapie rechtfertigte, alternative Diagnosen ausgeschlossen wurden und ein hohes Risiko für die Entwicklung einer klinisch manifesten MS besteht
  • die Behandlung gehfähiger Patienten mit einer schubförmigen MS.

Ausbruch einer Multiplen Sklerose signifikant verzögert

Die Zulassungserweiterung basiert auf den Daten der Studie CHAMPS (Controlled High Risk Subject Avonex® Multiple Sclerosis Prevention Study). An dieser Studie nahmen 383 Patienten mit einem ersten demyelinisierenden Ereignis, wie einer Optikusneuritis oder einem Hirnstamm-/Kleinhirn- bzw. Rückenmarkssyndrom teil.

In der randomisierten, doppelblinden Studie konnte gezeigt werden, dass sich unter der Therapie mit 30 µg Interferon beta-1a das Risiko, einen zweiten Schub zu entwickeln, gegenüber der mit Plazebo behandelten Patientengruppe um 44% reduzierte. Dieser Effekt wurde bereits nach sechs Monaten beobachtet und blieb über den gesamten Beobachtungszeitraum von 36 Monaten erhalten.

Früher Behandlungsbeginn bremst MS-Entwicklung

Bisher wurde die Diagnose einer Multiplen Sklerose erst bei Vorliegen von mindestens zwei demyelinisierenden Ereignissen verifiziert und erst dann eine entsprechende Therapie in die Wege geleitet. Aufgrund der Ergebnisse der CHAMP-Studie scheint der frühestmögliche Beginn der medikamentösen Intervention sinnvoll zu sein, und zwar unmittelbar nach der Identifikation des Patienten mithilfe der Magnetresonanztomografie zum Zeitpunkt des ersten demyelinisierenden klinischen Ereignisses.

So kann eine rechtzeitige Therapie mit Interferon beta-1a die Entwicklung einer klinisch manifesten MS hinauszögern. Kernspinuntersuchungen des Gehirns sollten als Monitor sowohl für den Verlauf der Multiplen Sklerose als auch für die Darstellung eines Ansprechens auf die Therapie schon in frühen Erkrankungsstadien herangezogen werden. ck

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