Arzneimittel und Therapie

Instabile Blase: Tolteridin verbessert die Lebensqualität

Blasenfunktionsstörungen können die Lebensqualität der Betroffenen dramatisch beeinträchtigen. Viele Menschen suchen wegen dieser Beschwerden keinen Arzt auf, weil ihnen das Thema peinlich ist, und viele Patienten werden vom Arzt auch nicht ausreichend behandelt. Dabei gibt es mittlerweile für einige Inkontinenzformen sehr gute medikamentöse Therapiemöglichkeiten. Das Anticholinergikum Tolterodin (Detrusitol®) ist eine davon.

In Europa leiden schätzungsweise 22 Millionen Männer und Frauen unter Blasenfunktionsstörungen, in Deutschland sind etwa 6 Millionen Menschen betroffen. Eine instabile Blase kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Sie äußert sich in Symptomen wie häufigem Wasserlassen (mehr als achtmal in 24 Stunden) und plötzlichem Harndrang, verbunden mit Dranginkontinenz. Diese Blasenprobleme können das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen in vielen Bereichen des Lebens erheblich vermindern: Schlaf, Arbeit, Beziehungen und sexuelle Aktivitäten werden beeinträchtigt.

So zeigt eine englische Studie, dass 60 Prozent der Frauen, die an einer instabilen Blase leiden, das Haus kaum noch verlassen, 45 Prozent der Erkrankten keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen und 50 Prozent der Betroffenen jegliche Sexualität vermeiden. Wegen des häufigen nächtlichen Wasserlassens ist die Nachtruhe oft gestört und dadurch auch die Leistungsfähigkeit am Tag beeinträchtigt. Doch trotz des hohen Leidensdrucks wird das Problem in unserer Gesellschaft tabuisiert, was es den Betroffenen zusätzlich erschwert, aktiv um Hilfe nachzusuchen. Die Betroffenen leiden still und akzeptieren ihre Beschwerden als normale Alterserscheinungen.

Kompetente Hilfe ist notwendig

Und selbst wenn ein Patient den Weg zum Arzt findet, erhält er auch hier nicht immer kompetente Hilfe, denn viele Ärzten sind mit den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten von Blasenstörungen nicht ausreichend vertraut. Bei einer Untersuchung zu Blasenfunktionsstörungen mit 200 000 Patienten von Allgemeinärzten, Urologen und Gynäkologen litten mehr als die Hälfte der Patienten an den Symptomen einer Blasenfunktionsstörung, aber nur 40 bis 45 Prozent der Gynäkologen und Allgemeinärzte zogen eine medikamentöse Therapie in Erwägung.

Viele Ärzte raten ihren Patienten zu Windeln, obwohl diese in vielen Fällen durch eine adäquate Pharmakotherapie gar nicht nötig wären. Durch die wirkungsvolle Behandlung der instabilen Blase können viele ältere Menschen länger selbstständig bleiben, denn eine Harninkontinenz ist heute der häufigste Grund für eine Heimeinweisung älterer Menschen.

Bei der Behandlung der instabilen Blase geht es jedoch um mehr als Lebensqualität, denn Folgeerkrankungen müssen unbedingt vermieden werden. Vor allem in manchen Heimen ist die Situation dramatisch. Weil hier viele Patienten mit einem Dauerkatheter versorgt werden, kommt es häufig zu Harnwegsinfekten – und 50 Prozent der Patienten sterben letztlich an den Folgen einer solchen Infektion.

Verschiedene Ursachen

Die Harninkontinenz wird in verschiedene Formen eingeteilt:

  • Die motorische Dranginkontinenz und die neurogene Reflexinkontinenz gehen mit einer Hyperaktivität des Detrusors einher.
  • Die sensorische Dranginkontinenz verursacht zwar die gleichen Symptome wie die motorische Form, hier lässt sich jedoch keine Detrusor-Hyperaktivität nachweisen.
  • Bei der Stressinkontinenz ist der Sphinkter insuffizient, eine Hyperaktivität der Blasenmuskulatur kommt hier nicht vor.

Ein überaktiver oder instabiler Detrusor kann mit Arzneimitteln behandelt werden. Mittel der Wahl sind Anticholinergika wie Oxybutynin und Tolterodin. Sie blockieren die Muscarinrezeptoren und hemmen dadurch die Aktivität des Detrusors.

Tolterodin in retardierter Form

Tolterodin (Detrusitol®) ist zur Behandlung des hyperaktiven Detrusors mit den Symptomen imperativer Harndrang, Pollakisurie und Dranginkontinenz entwickelt worden. Der Muscarinrezeptor-Antagonist wirkt selektiv auf den hyperaktiven Detrusormuskel der Blase. Tolterodin kann bei instabiler Blase und auch bei der Mischinkontinenz eingesetzt werden.

Die Wirksamkeit von Tolterodin bei der Behandlung der überaktiven Blase wurde jetzt in einer klinischen Studie nachgewiesen. In dieser Studie reduzierte eine Dosis von einmal täglich 4 mg Tolterodin in retardierter Form die Symptome der instabilen Blase signifikant. An der Studie waren 1529 Patienten an 167 Zentren in Nordamerika, Europa und Australien beteiligt. Die Studienpatienten erhielten entweder einmal täglich 4 mg Detrusitol in retardierter Form oder zweimal täglich 2 mg Tolterodin in einer nicht retardierten Form oder Plazebo. Im Verlauf der 12-wöchigen Therapiedauer wurden die Anzahl der Miktionen innerhalb von 24 Stunden, das Miktionsvolumen pro Toilettengang und die Anzahl der unfreiwilligen Harnverluste erfasst.

Im Vergleich zur Plazebogruppe verbesserte sich die Blasenfunktion bei signifikant mehr Patienten unter der Therapie mit Tolterodin. Patienten, die einmal täglich mit 4 mg in retardierter Form behandelt wurden, hatten nach drei Monaten 71 Prozent weniger unfreiwillige Harnverluste pro Woche. Bei zweimal täglicher Anwendung von 2 mg kam es zu 60 Prozent weniger unfreiwilligen Harnverlusten pro Woche, und in der Plazebogruppe reduzierte sich diese Anzahl immerhin noch um 33 Prozent. Auch alle anderen Symptome wie akuter Harndrang und häufiges Wasserlassen waren in den Tolterodingruppen gegenüber Plazebo verbessert.

Die häufigste Nebenwirkung in allen Behandlungsgruppen war Mundtrockenheit. Diese trat in der Plazebogruppe bei 8 Prozent der Patienten auf, in der zweimal täglich 2-mg-Gruppe bei 30 Prozent und in der 4-mg-Retardform-Gruppe bei 23 Prozent. Weitere unerwünschte anticholinerge Wirkungen von Tolterodin waren Müdigkeit und Verstopfung.

Quelle: Van Kerrebroeck, Ph., et al.: Tolterodine once-daily: superior efficacy and tolerability in the treatment of the overactive bladder. Urology 57, 414 – 421 (2001). Dr. med. Michael Zellner, Bad Griesbach, Dr. Josef A. Hoffmann, Erlangen, Priv.-Doz. Dr. Stefan Schumacher, Bonn, Pressekonferenz "Instabile Blase: belastend – häufig – therapierbar", Riga/Lettland, 19. bis 21. Oktober 2001, veranstaltet von Pharmacia, Erlangen.

Eine instabile Blase kann die Lebensqualität der Betroffenen dramatisch beeinträchtigen. Viele Menschen suchen bei diesen Beschwerden keinen Arzt auf, weil ihnen das Thema peinlich ist, und viele Patienten werden vom Arzt auch nicht ausreichend behandelt. Dabei gibt es mittlerweile sehr gute medikamentöse Therapiemöglichkeiten. Das Anticholinergikum Tolteridin (Detrusitol) ist eine davon.

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