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KBV beklagt Ärztemangel

BERLIN (kbv/ks). "Dem deutschen Gesundheitswesen drohen die Ärzte auszugehen" Ų diesen Schluss zieht der erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Manfred Richter-Reichhelm aus einer aktuellen KBV-Studie zur Entwicklung der Zahl und Altersstruktur von Ärzten in Deutschland. In den neuen Bundesländern sei die Situation besonders besorgniserregend: "Die Versorgung steht vor dem Kollaps, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden", warnte Richter-Reichhelm.

Um eine flächendeckende medizinische Versorgung und die individuelle Betreuung aller Patienten unabhängig von deren Wohnort und Einkommen sicherzustellen, werden dringend mehr junge Ärzte gebraucht, so der KBV-Vorsitzende. Die Studie, die vergangene Woche in Berlin vorgestellt wurde, zeige, dass insbesondere die hausärztliche Versorgung in den neuen Bundesländern gefährdet sei. Aber auch in einzelnen Facharztgruppen werde es bald Nachwuchsprobleme geben. So werde in den kommenden Jahren etwa mit einer sinkenden Anzahl von Augenärzten und Radiologen zu rechnen sein.

Immer mehr Studienabbrecher

Der Studie zufolge liegt das Durchschnittsalter eines niedergelassenen Arztes bei 50 Jahren. Nur 18,8 Prozent aller berufstätigen Ärzte sind jünger als 35 Jahre – 1991 waren es noch 27,4 Prozent. Während die Anzahl der Studienanfänger in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben ist, ist die Anzahl derjenigen, die das Studium der Humanmedizin tatsächlich abschließen, in den letzten sechs Jahren um 23 Prozent zurückgegangen. Jährlich brechen etwa 2400 Medizinstudenten ihr Studium ab – das ist ein Fünftel eines Jahrgangs. Auch die Anzahl der Ärzte im Praktikum ist seit 1994 um ein Viertel gesunken. Die der Approbationen ging um 22 Prozent zurück.

Weniger Hausärzte in den neuen Bundesländern

Da auch die Bevölkerungszahl rückläufig ist, bleibt die Relation Einwohner/Vertragsarzt jedoch weitgehend konstant. In den neuen Bundesländern sieht es etwas anders aus: hier werden den KBV-Zahlen zufolge in den nächsten zehn Jahren etwa 35 bis 40 Prozent aller Hausärzte in den Ruhestand gehen, ohne dass ausreichender Nachwuchs in Sicht wäre. Damit sei auch das politische Konzept zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung gefährdet.

Um den Arztberuf wieder attraktiv zu machen, fordert Richter-Reichhelm vom Gesetzgeber eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Die Politik müsse mehr Leistungsanreize für den Medizin-Nachwuchs setzen, statt ihm den Einstieg ins Berufsleben mit unzumutbaren Arbeitsbedingungen und überbordender Bürokratie zu vergällen, so der KBV-Chef.

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