Arzneimittel und Therapie

Zytokin-Inhibitoren: Interview zum Sicherheitsprofil von Pimecrolimus

In Deutschland leiden über drei Millionen Menschen an atopischer Dermatitis. Rund 10% der Kinder und 3% der Erwachsenen zeigen das Vollbild der Neurodermitis. Eine neue Behandlungsoption ist die topische Anwendung der Zytokin-Inhibitoren Pimecrolimus und Tacrolimus. Nachfolgend veröffentlichen wir ein Interview mit Prof. Dr. Thomas Luger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie Münster und Leiter von klinischen Studien, in dem er zum Sicherheitsprofil von Pimecrolimus Stellung nimmt.

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Herr Professor Luger, wie lassen sich die Studienergebnisse von Pimecrolimus im Vergleich zu Tacrolimus im Hinblick auf Hautreizungen und eine Immunsuppression der Haut bewerten?

Luger:

Bei Tacrolimus wurde ein Brennen auf der Haut bei 50 bis 60% der Patienten festgestellt, wohingegen dieser Effekt bei Pimecrolimus nur bei 10 bis 20% der Behandelten auftrat. Diese Nebenwirkung tritt passager meist nur während der ersten drei Tage auf, vorwiegend bei Erwachsenen. Was immer wieder diskutiert wird, ist eine mögliche Unterdrückung des Hautimmunsystems durch die Zytokin-Inhibitoren.

In jüngsten Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Substanz Tacrolimus einen deutlichen Einfluss auf die Funktion der Langerhans-Zellen ausübt, der Wirkstoff Pimecrolimus dagegen keinen oder nur einen minimalen Effekt zeigt. Das bedeutet, dass Tacrolimus eine primäre Immunantwort beeinflussen kann, während Pimecrolimus keinen oder einen nur äußerst geringen Einfluss nimmt. Die primäre Immunantwort ist sehr wichtig für die Abwehr von bakteriellen und viralen Infektionen der Haut. Die Wirksamkeit beider Substanzen beruht auf der Beeinflussung der Effektor-Zellen einer Immunantwort, also von T-Lymphozyten und Mastzellen.

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Was zeigen die Studien hinsichtlich der systemischen Belastung?

Luger:

In Penetrations- und Permeationsstudien an menschlicher Haut in vitro wurden beide Substanzen miteinander verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass Tacrolimus in wesentlich höherem Maß durch die Haut permeiert als Pimecrolimus. Dieses wird praktisch nicht resorbiert. Daraus ist abzuleiten, dass Pimecrolimus auch gesunde Haut nicht oder nur in äußerst geringem Maß durchdringt und die Systembelastung dadurch extrem niedrig ist.

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Was ergab die Messung der Plasmaspiegel?

Luger:

Die Serumspiegel, die unter Pimecrolimus-Therapie gemessen wurden, waren sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Babys äußerst gering. Bei 60% der Patienten konnten keine messbaren Serumspiegel gefunden werden. Der höchste Wert, der jemals gemessen wurde, war 2,6 Nanogramm pro Milliliter. Das ist eine Konzentration, die um das 16-fache niedriger ist als die Dosierung, bei der man eine Systemwirkung erwarten würde.

Außerdem liegt diese Dosis um zwei Zehnerpotenzen unter der Dosis, bei der eine toxische Wirkung einsetzt. Im Gegensatz dazu liegt bei Tacrolimus in extremen Fällen, z. B. wenn die Barrierefunktion der Haut gestört ist, wie beim Netherton-Syndrom, der Blutspiegel im Bereich von 5 bis 10 Nanogramm. Darüber hinaus findet man bei Pimecrolimus keinen wesentlich erhöhten Serumspiegel, auch nicht bei einer großflächigen Behandlung der Haut. Der Wert bleibt gleichbleibend niedrig, unabhängig von der behandelten Körperoberfläche (zwischen 10 und 90%).

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Wie sieht es mit dem fototoxischen Potenzial der Zytokin-Inhibitioren, d. h. der Verträglichkeit unter normalem Sonnenlicht und der Anwendung von ultraviolettem (UV) Licht in Solarien, aus?

Luger:

Eine fototoxische Wirkung konnte bei keiner der beiden Substanzen nachgewiesen werden. Unter Pimecrolimus konnte im Vergleich zur Vehikelgruppe keine erhöhte Inzidenz von UV-induzierten Hauttumoren nachgewiesen werden.

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Unter der Anwendung von Zytokin-Inhibitoren wurde über ein Auftreten von Ekzema herpeticum berichtet. Was können Sie dazu sagen?

Luger:

Das sind Ergebnisse, die sich auf äußerst geringe Fallzahlen beschränken. Bei Tacrolimus sind es zirka zwölf Fälle. Dazu muss man erstens sagen, dass bei vielen Fallberichten die Diagnose nicht wirklich gesichert war. Zweitens tritt Ekzema herpeticum bei dieser Erkrankung natürlich häufiger als sonst auf, und drittens liegt kein einziger Bericht über eine solch schwere Form vor, die nicht mit konventionellen antiviralen Mitteln gut zu beherrschen gewesen wäre.

Bei Tacrolimus trat ein Herpesekzem bei zwölf Patienten auf, bei Pimecrolimus sind bisher nur sechs Fälle beschrieben, wobei nur in einem einzigen Falle ein wirklicher Virusnachweis erbracht wurde. Abschließend möchte ich betonen, dass es sich insbesondere bei den mir vorliegenden Publikationen der Publikumspresse zum Sicherheitsprofil der Zytokin-Inhibitoren nur um vage Vermutungen handelt, die nicht überbewertet werden sollten.

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Herr Professor Luger, wir bedanken uns für das Gespräch!

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