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Osteoporose: Defizite bei der Therapie

Im Rahmen des Vortragsprogramms der DPhG-Landesgruppe Bayern, Regionalgruppe Würzburg, sprach Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Walter Schunack vom Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin am 30. April 2002 über die "Medikamentöse Therapie der Osteoporose".

Osteoporose ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen des Knochens. Diese systemische Skeletterkrankung geht einher mit einer reduzierten Knochenmasse, Veränderungen der Knochen-Mikroarchitektur und einem erhöhten Frakturrisiko. Während 18 Prozent aller 40-jährigen Frauen an Osteoporose erkranken, sind Männer aufgrund ihrer höheren Muskelmasse nur selten betroffen. Schätzungsweise gibt es 4 bis 6 Mio. Osteoporose-Patienten in Deutschland.

Zur Basistherapie der Osteoporose gehören Calcium, Vitamin D3 und die Substitution von Östrogenen. Die Gabe von Fluoriden fördert den Aufbau neuer Knochensubstanz durch Stimulation der Osteoblasten, besitzt aber den Nachteil, dass sie Magenreizungen verursacht und bei langandauernder Therapie (> 2 Jahre) und hoher Dosis zur Fluorose mit minderwertigen und spröden Knochen führt. Auch die Therapie mit dem Schilddrüsenhormon Calcitonin – ein schwacher Hemmstoff der für den Knochenabbau verantwortlichen Osteoklasten – ist kein Mittel der ersten Wahl, da trotz Linderung osteoporotisch bedingter Schmerzen keine klinisch belegte Senkung der Frakturrate erfolgt. Zudem ist Calcitonin sehr teuer.

Ein relativ neuer Therapieansatz ist die Verwendung von Bisphosphonaten, welche den osteoklastenvermittelten Knochenabbau hemmen. Zu dieser Substanzklasse zählen z. B. Alendronat, Etidronat oder Risedronat, die auch zur postmenopausalen Therapie der Osteoporose zugelassen sind. Besonders interessant ist das Dosierungsintervall z. B. für Alendronat, da gezeigt werden konnte, dass eine wöchentliche Einmalgabe von 70 mg genauso effektiv ist wie die tägliche Gabe von 10 mg. Unter der Therapie mit Bisphosphonaten konnte eine Abnahme der Häufigkeit von Oberschenkelhals-Frakturen klinisch eindeutig belegt werden, sodass sie heute neben Calcium und Vitamin D3 Mittel der ersten Wahl sind.

Besonders ausführlich erläuterte der Referent, wie unzureichend in Deutschland die Therapie der Osteoporose ist und wie wenig Bisphosphonate verordnet werden, während sie in vielen europäischen Ländern sehr häufig verschrieben werden. Von ca. 590 000 Osteoporosekranken werden in Bayern nur 230 000 behandelt; nur 6,6% der Patienten werden mit Bisphosphonaten therapiert, und nur ca. 3,5% bekommen die besonders effektive Kombination aus Calcium, Vitamin D3 und Bisphosphonaten.

An diesem Beispiel machte Schunack deutlich, dass die Krankenkassen am falschen Ende sparen; denn durch die besonders effiziente Therapie mit Bisphosphonaten könnten langwierige und teure Krankenhausaufenthalte nach Wirbel- und Oberschenkelhalsfrakturen vermieden werden.

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