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Mobile Osteoporose-Forschungsstation: Auf Dauer mehr Knochenpower

BERLIN (ks). Am 4. Juli startete das Osteoporose-Mobil eine fünfwöchige Tour durch 20 deutsche Städte. Die erste Station wurde vor dem Berliner Reichstag gemacht. Zahlreiche Bundestagsabgeordnete nahmen die Gelegenheit wahr, ihr Osteoporose-Risiko testen zu lassen. Die Veranstalter, das Zentrum für Muskel- und Knochenforschung (ZMK) am Berliner Universitätsklinikum Benjamin Franklin und das Kuratorium Knochengesundheit e.V., warben dabei für mehr Aufmerksamkeit für die Volkskrankheit.

Allein in Deutschland leiden fünf Millionen Menschen unter Knochenschwund – doch Früherkennung und Behandlung lassen zu wünschen übrig. Dem soll nun Abhilfe geschaffen werden: In der mobilen Forschungsstation will Studienleiter Prof. Dr. med. Dieter Felsenberg vom ZMK bis zum 10. August 900 Frauen über 60 Jahren untersuchen, um wissenschaftliche Daten zu erheben und die Bevölkerung über die Krankheit zu informieren.

Ziel der Studie ist es Behandlungsleitlinien zu entwickeln und die diagnostischen Strategien zu optimieren. "Die Diagnose Osteoporose muss künftig ökonomisch und schnell vor der ersten Fraktur gestellt werden können", so Felsenberg. Bislang werden nur etwa die Hälfte aller Osteoporose-Patienten überhaupt erkannt und weniger als 25 Prozent ausreichend behandelt. Osteoporose gehört zudem zu den teuersten Krankheiten.

Jutta Semler, Vorsitzende der Patientenorganisation Kuratorium Knochengesundheit und Chefärztin im Immanuel Krankenhaus in Berlin-Wannsee, sprach von derzeit jährlich ca. 5 Mrd. Euro, die in die Behandlung der Spätfolgen fließen – Tendenz steigend. Semler forderte, Osteoporose in den Katalog der Disease-Management-Programme (DMP) aufzunehmen. Obwohl die kostenintensive Volkskrankheit ein hohes Präventionspotenzial besitze, tauche diese Indikation bisher nicht in den DMP auf.

Hoffnung setzt man nun in das Versprechen der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Gudrun Schaich-Walch, sich aktiv dafür einzusetzen, die wissenschaftlichen Ergebnisse bei Vorliegen den Entscheidungsgremien vorzustellen und eine neue Bewertung der Knochendichtemessung als Kassenleistung für Hochrisikopatienten anzuregen. Die SPD-Politikerin, die die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen hat, wies aber auch darauf hin, dass die Osteoporose nur eine Chance auf Aufnahme in die DMP habe, wenn sie eine evidenz-basierte zertifizierte nationale Leitlinie im Rücken habe. Dass der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen die im Jahr 1999 breit eingeführte und abgerechnete Knochendichtemessung im vertragsärztlichen Bereich nicht länger zugelassen hat, habe daran gelegen, dass diese Früherkennungsmaßnahme keinen wissenschaftlich gesicherten Nachweis aufbringen konnte, so Schaich-Walch.

Doch es könne auch nicht sein, dass die Osteoporose erst behandelt wird, wenn es bereits zu einem Knochenbruch gekommen ist. Daher seien neue Studien zur Entwicklung einer einheitlichen Leitlinie dringend notwendig. Die Staatssekretärin ermutigte das ZMK und das Kuratorium Knochengesundheit in diesem Sinne weiterzuforschen. Bis dahin komme vor allem der Prävention durch viel Bewegung und ausgewogene Ernährung eine große Bedeutung zu.

Mehr Informationen dazu sind zu finden im Internet unter www.osteoporose.org. Hier sind auch die nächsten Termine des Forschungs-Mobils veröffentlicht.

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