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Ein kleiner Erfolg auf dem langen Weg im Kampf gegen Arzneiversandhandel und für den Erhalt der Arzneimittelsicherheit ist das Votum des Vermittlungsausschusses zum Thema Vertrieb von Impfstoffen. Das Änderungsgesetz zum Apothekengesetz hatte vorgesehen, bei Impfstoffen den direkten Vertriebsweg an Ärzte, Gesundheitsämter und Krankenhäuser zuzulassen.

Nachdem diese Regelung unlängst bei der Abstimmung zur Novellierung des Apothekengesetzes im Bundesrat keine Mehrheit fand, rief er in dieser Sache den Vermittlungsausschuss an, der sich nun dafür aussprach, dass Impfstoffe weiterhin ausschließlich über Apotheken vertrieben werden sollen. Eine Direktbelieferung solle auch in Zukunft ausgeschlossen bleiben, so der Vermittlungsausschuss.

Ein solcher Vertriebsweg stelle im Hinblick auf die Arzneimittelsicherheit einen Rückschritt dar, der Vertriebsweg über die Apotheke habe sich bewährt und garantiere ein Höchstmaß an Arzneimittelsicherheit. Außerdem sei nicht belegt, dass eine Direktbelieferung zu Kosteneinsparungen führe. Kehrt Vernunft in die Politik ein? Vielleicht. Noch ist das Änderungsgesetz nicht in trockenen Tüchern, der Bundestag muss in einer seiner nächsten Sitzungen darüber entscheiden, ob er der Empfehlung des Vermittlungsausschusses folgen wird.

Warum bleibt da die Bundesgesundheitsministerin mit ihrem Hang zum Versandhandel so unbelehrbar? Was für Impfstoffe gilt, ist auch für alle anderen Arzneimittel richtig. Auch hier müsste die Einsicht um sich greifen, dass sich der Vertriebsweg Apotheke bewährt hat, dass dies ein Höchstmaß an Arzneimittelsicherheit garantiert und dass eine Direktbelieferung des Kunden nicht zu Kosteneinsparungen führt. Vielleicht besteht auch hier noch Hoffnung.

Immerhin: Selbst die jüngeren Parteimitglieder, die Jungsozialisten (Jusos), votierten auf ihrem letzten Bundeskongress gegen einen uneingeschränkten Versand von Arzneimitteln via Internet. Sie haben erkannt, das eine wirksame Kontrolle der Händler nicht möglich ist. Sie sind daher zu der Auffassung gelangt, dass eine Freigabe des Versandes – ebenso wie die Freigabe der Arzneimittelpreise – zu einem deutlichen Rückschritt an Sicherheit im Arzneimittelbereich führen. Die Jusos erkannten auch, dass die postulierten Preisvorteile durch den Versandhandel durch eine drohende Monopolisierung des Arzneimittelmarktes zunichte gemacht werden könnten. Vor diesem Hintergrund wehren sie sich dagegen, hochpreisige Arzneimittel in den Versandhandel überzuleiten. Auch hier heißt es also: Setzen wir auf das Prinzip Hoffnung – vielleicht färben diese Erkenntnisse auf die Altsozialisten ab.

Weniger schöne Aussichten lässt die Veröffentlichung "der oberen Preislinie des unteren Preisdrittels" ahnen, die für die ersten 112 Wirkstoffe erfolgte. Mit der Brechstange wurde die handwerklich schlampig gemachte Aut-idem-Regelung damit nun weiter verfestigt. Wer sich die im Internet abrufbare Liste ansieht, wird feststellen, dass für die Generika die Preisspirale nach unten begonnen hat. Schon ein Vierteljahr später wird die obere Preislinie des unteren Preisdrittels neu berechnet, das heißt, die Preise fallen weiter. Will ein Generikahersteller also in der Verordnung bzw. Substitution bleiben, ist er gezwungen, in das untere Preisdrittel zu gehen. Und damit heizt er selbst die Preisspirale nach unten an. Wo soll das enden?

Eilige Rückruf-Aktion von Kava-Kava-Präparaten – das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat die Zulassung für diese Präparate widerrufen. Arzneimittel, die Extrakte aus Kava-Kava enthalten, sollen schwerwiegende hepatotoxische Reaktionen hervorrufen. Nach den Mitteilungen der Behörde liegen insgesamt 39 spontan gemeldete Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen mit Leberbeteiligung vor.

Was ist dran an diesen Meldungen? Firmen haben recherchiert. Glaubt man diesen Ergebnissen, dann sind die Leberzellschädigungen nicht mit der Einnahme von Kava in Verbindung zu bringen, bei den gemeldeten Fällen soll es sich in der Regel um Patienten handeln bzw. gehandelt haben, die sich aus anderen Gründen eine Leberschädigung (Alkohol, Viren) zugezogen haben. Wird hier vorschnell und überzogen gehandelt? Besteht nur eine Koinzidenz unglücklicher Umstände? Man wird weitere Untersuchungen abwarten müssen. Bis dahin heißt es: Raus mit den Kava-Präparaten, Abgabe verboten.

Schöne Aus- und Ansichten gab es auf dem Erlebniskongress Kommunikation, den der Bundesverband der Angestellten der Apotheken (BVA) zusammen mit dem Deutschen Apotheker Verlag am 16. Juni in Köln veranstaltete. Alle Referenten machten deutlich, wie sehr es im Praxisalltag auf die richtige Kommunikation mit den Kunden ankommt. So soll sogar zu 80 Prozent der äußere Eindruck einer Person darüber entscheiden, ob sie vom Kunden akzeptiert und als sympathisch empfunden wird oder nicht. Doch, richtig zu kommunizieren kann man erlernen. Die rund 400 Teilnehmer(innen) des Erlebniskongresses konnten jedenfalls viele Tipps mit nach Hause nehmen.

Peter Ditzel

Schöne Aussichten oder Prinzip Hoffnung

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