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Sanacorp-Vertreterversammlung: Erfolgreiches Geschäftsjahr

MÜNCHEN (ri). Bevor er die erfreulichen Zahlen für das Geschäftsjahr 2001 vortrug, nahm der Vorsitzende des Vorstandes der Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung, Dr. Jürgen Brink, bei der Vertreterversammlung am 1. Juni 2002 Stellung zur derzeitigen gesundheitspolitischen Situation. Dabei verdeutlichte er, dass sein Haus den Versandhandel strikt ablehnt.

Neben den bekannten Stichpunkten wie Rosinenpickerei in Verbindung mit der Zerstörung der Mischkalkulation und die hinter dem Versandhandel lauernde Gefahr der Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und der damit einhergehenden Einführung von Kettenapotheken, argumentierte Brink mit dem Vorwurf des unfairen Wettbewerbes.

So widerspricht in den Augen des noch amtierenden Chefs (Nachfolger kommt 2003) des Münchner Großhändlers der vorgelegte Entwurf des Versandhandels der ökonomischen Logik unserer Arzneimitteldistribution, "da nur versandfähige Produkte für das Sortiment einer Versandapotheke infrage kommen. Alle Arzneimittel zur Akutbehandlung oder mit Gefährdungspotenzial sowie diebstahlgefährdete, wie beispielsweise Betäubungsmittel, oder auch kühlpflichtige Arzneimittel wären vom Versand ausgeschlossen."

Von einem hartnäckigen Fragesteller der Vertreter im Anschluss an die Rede bedrängt, gab Brink zu, dass man für den worst case, nämlich der Zulassung des Versandhandels ein Konzept in der Tasche habe. Seine wortkarge, lapidare Antwort begründete der Vorstand damit, "dass es keinen Sinn macht, das Konzept öffentlich zu machen" (siehe auch Kommentar).

Unterschriftenaktion und Apothekenvotum

Da der Versandhandel systemverändernd sei, begrüßte Dr. Brink die ABDA-Initiative "Pro Apotheke" und forderte alle Anwesenden auf, diese Unterschriftenaktion zu unterstützen. Spontanen Beifall erntete der Redner, als er die rhetorische Frage stellte, warum diese Unterschriftenaktion der "mündigen Bürger" bei der Ministerin eine solche Gegenwehr provoziert habe.

In diesem Zusammenhang wies Brink auch darauf hin, dass die Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung zusammen mit der ANZAG zusätzlich das "Große Apotheken Votum 2002" durchführe. Unter Wahrung des Datenschutzes werden über 1000 Apotheken gebeten, die Kundenzufriedenheit an Hand eines Fragebogens schriftlich zu ermitteln. Mit den Befragungsergebnissen dieser Patientenbefragung möchten die beiden Unternehmen die Aktion der ABDA untermauern und zusätzlich den mitwirkenden Apotheken eine detaillierte, individuelle Kundeneinschätzung zur Verfügung stellen.

Im Hinblick auf die Zusammenführung von ANZAG und Sanacorp verwies Brink auf die Beschwerde, die die Anwälte des Unternehmens nach einer Ablehnung des Zusammengehens durch das Kartellamt vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt hatten. Mit einer Entscheidung des OLG kann nicht vor Mitte bis Ende diesen Jahres gerechnet werden.

Ergebnisse teilweise "mehr als zufriedenstellend"

In Bezug auf die geschäftliche Entwicklung des Unternehmens wies Brink zunächst darauf hin, dass sich in der bekannten Struktur des Sanacorp Genossenschaftskonzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 keine Veränderungen ergeben haben. Bei der Anzahl der Mitglieder konnte zum Bilanzstichtag mit 6863 Genossen ein neuer Höchststand verbucht werden.

Die Einzelbilanz der Genossenschaft zeigt eine Bilanzsumme von 134,3 Mio. Euro. Die wichtigste Position nimmt dabei die Beteiligung an der Sanacorp Pharmahandel Aktiengesellschaft in Höhe von 82,7 Mio. Euro ein. Die Dividende der Aktiengesellschaft des am 31. Dezember abgeschlossenen Rumpfgeschäftsjahres 2000 der Sanacorp AG von 0,44 Euro zuzüglich 0,17 Euro Steuergutschrift je Aktie wurde erstmals im darauffolgenden Geschäftsjahr 2001 als Ertrag verbucht. Dies bedeutet, dass im Jahr 2001 nur eine Dividende für ein halbjährliches Geschäftsjahr vereinnahmt werden konnte.

Brink wies darauf hin, dass sich die gute Eigenkapitalsituation auch in einem positiven Zinssaldo von 0,3 Mio. Euro zwischen Aufwendungen und Erträgen wiederspiegelt. Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 3,6 Mio. Euro. Dieser wird zusammen mit einem Teil des Gewinnvortrages aus früheren Geschäftsjahren an die Mitglieder ausgeschüttet.

Auch der Gesamtkonzernabschluss ist laut Brink mit einer Bilanzsumme von 610,8 Mio. Euro "erfreulich" ausgefallen. Der Sanacorp-Genossenschaftskonzern erwirtschaftete in dem Geschäftsjahr 2001 Umsatzerlöse von über 2,2 Milliarden Euro und liegt somit um 8,9 Prozent über den Vergleichswerten des Vorjahres. Der Jahresüberschuss des Gesamtkonzerns beträgt 15,4 Mio. Euro.

Die Sanacorp Pharmahandel AG, deren Entwicklung den Konzern maßgeblich prägt, erzielte insgesamt einen Jahresüberschuss von 14,3 Mio. Euro, womit das Eigenkapital der Gesellschaft gestärkt werden konnte und ein "mehr als zufriedenstellendes" Ergebnis erreicht wurde. Die Entwicklung der börsennotierten Vorzugsaktie zeigt nach den Worten von Brink eine "sehr stabile Kursentwicklung auf", da die Aktie als Substanzwert einen Defensivcharakter habe und sich somit von den dramatischen Kurseinbrüchen im September weitgehend abkoppeln konnte. So wurde die Aktie zum Jahresbeginn 2001 mit 15,85 Euro, zum Jahresende mit 16,50 Euro gehandelt.

Positive Signale für 2002

Auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres vermeldet der Konzern positive Signale: Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Umsatzplus von drei Prozent ermittelt. Der Jahresabschluss wurde von 118 Vertretern ohne Gegenstimme verabschiedet. Mit nur einer Gegenstimme entlasteten die Vertreter sowohl den Vorstand, als auch den Aufsichtsrat.

Zum Abschluss der Versammlung würdigte ABDA-Vorstandsmitglied Hermann S. Keller die Verdienste von Brink, dessen Amtszeit im kommenden Jahr aus Altersgründen ausläuft.

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