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Stress: Kein Problem für das Herz?

Stress gilt allgemein als Risikofaktor für die Entstehung von Herzinfarkt. Schottische Wissenschaftler behaupten nun allerdings, dass der Zusammenhang weit weniger bedeutsam ist, als angenommen wird. Wie sie in einer Langzeitstudie herausfanden, haben gestresste Männer im Durchschnitt sogar gesündere Herzen als wenig oder gar nicht gestresste Männer.

Über einen Zeitraum von 20 Jahren untersuchten und dokumentierten die Wissenschaftler die Gesundheit von Männern (Durchschnittsalter 48 Jahre) in Glasgow und Umgebung. Alle Studienteilnehmer mussten zu Beginn und in regelmäßigen Abständen während der Studie Auskunft über ihre psychische und physische Arbeitsbelastung sowie über Rauch- und Trinkgewohnheiten geben. Ihr kardiologischer Gesundheitszustand wurde per Elektrokardiogramm erfasst.

Die Auswertung der Daten ergab, dass gestresste Männer zwar häufiger über Gesundheitsprobleme klagten, dass sie jedoch insgesamt weniger kardiovaskuläre Erkrankungen und eine niedrigere Mortalitätsrate aufwiesen als die wenig oder nicht gestressten Probanden. Die Aussage, dass Stress das Herzinfarktrisiko erhöht, ist laut den Studiendurchführenden somit nicht mehr haltbar.

Ergebnisse früherer Studien, die einen entsprechenden Zusammenhang herstellten, könnten ihrer Ansicht nach dadurch zustande gekommen sein, dass gestresste Männer häufiger über Gesundheitsprobleme klagen als nicht gestresste. Den in ihrer Studie beobachteten positiven Effekt von Stress bringen die Wissenschaftler damit in Verbindung, dass gestresste Männer in der Regel bessere berufliche Positionen inne haben und davon abhängig auch einen höheren Lebensstandard und einen besseren allgemeinen Gesundheitszustand. ral

Quelle: British Medical Journal 2002, Vol. 324, Nr. 7348, S. 1247

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