Feuilleton

Zur Erinnerung: 225. Geburtstag von Johann Gottfried Morus

Die in Mittelfranken gelegene Stadt Ansbach, seit 1385 Residenz der fränkischen Hohenzollern, war der Geburtsort zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten. Zu diesen gehören u. a. der Lyriker J. P. Uz (1720 Ų 1796), August Graf Platen (1796 Ų 1835), der Dramatiker J. F. von Gronegh (1731 Ų 1758) sowie der bedeutende Arzt und Chemiker Georg Ernst Stahl (1659 Ų 1734). Zu den Persönlichkeiten, die inzwischen schon längst in Vergessenheit geraten sind, zählt der Apotheker Johann Gottfried Morus. Er wurde als jüngstes Kind des preußischen Regierungs-Registrators Gottfried Wilhelm Morus am 4. April 1777 in Ansbach geboren.

Johann Gottfried Morus kam im Alter von sieben Jahren auf das Gymnasium seiner Vaterstadt und durchlief auf diesem sechs Klassen. Danach erlernte er in der Gladbachschen Apotheke in Regensburg den Apothekerberuf. Angeregt durch die reiche Flora in der Umgebung von Regensburg, befasste er sich mit Vorliebe mit der Botanik. 1796 wurde Morus mit einem ausgezeichneten Zeugnis aus der Lehre entlassen und nahm in Gießen eine Gehilfenstellung an, die er bereits nach einem Jahr mit einer Anstellung in Hanau vertauschte.

Vier Jahre später wurde er Provisor einer Apotheke in Heidelberg, nachdem er zuvor ein vorzügliches Examen vor dem kurpfälzischen Collegium medicum in Mannheim abgelegt hatte. Als die Apotheke 1802 verkauft wurde, kehrte Morus für achteinhalb Jahre nach Hanau zurück. Angeregt durch seinen Vater, der ein tüchtiger Violinspieler war, widmete er sich in seinen Mußestunden u. a. dem Klavierspiel und dem Gesang.

Morus interessierte sich sehr für die Fortschritte der wissenschaftlichen Pharmazie und die Entdeckungen auf chemischem und physikalischem Gebiet. 1802 begann er einen Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen Pharmaziestudenten und bereits im Apothekerberuf tätigen Kollegen, um die theoretischen Grundlagen des Apothekerberufes zu erweitern.

Chemisch-pharmazeutisches Korrespondenzblatt

Seine Aktivitäten wurden von drei Apothekergesellen (Melchior Balluff aus Neuhausen bei Esslingen, Peter Josef Burkard aus Mainz und Josef Leonhard Hoffmann aus Memmingen) institutionalisiert: Diese gründeten am 1.1.1803 in Augsburg die "Gesellschaft correspondierender Pharmaceuten". Sie bestand zunächst aus 16 Mitgliedern, die aus dem südlichen Deutschland stammten. Die Gesellschaft sammelte die Korrespondenz der Mitglieder in einem Zentralbüro, kopierte diese und versandte sie dann an die Mitglieder.

Die wachsende Mitgliederzahl erforderte es mit der Zeit, die Korrespondenz drucken zu lassen, weil das wesentlich billiger war; sie erschien unter dem Titel "Chemisch-pharmaceutischer Korrespondent". Darin brachte man die Beantwortung chemisch-pharmazeutischer Anfragen und auch wissenschaftliche Beiträge. Verlegt wurde das Vereinsblatt zunächst von der "Gelehrten Buchhandlung" in Hadamar (später in Weilburg), deren Besitzer der Apotheker F. Chr. N. Hergt war.

Ab 1805 war der Hauptsitz dieser Gesellschaft in Aschaffenburg, ab 1810 in Miltenberg, wo der Vereinsvorsitzende Franz Carl Gerster eine Apotheke übernommen hatte. Von 1808 bis 1813 erschienen in Aschaffenburg die "Auszüge aus dem Briefwechsel der Gesellschaft correspondierender Pharmaceuten", die von Morus, der ab 1810 der 2. Vorsitzende war, redigiert wurden.

Von dem Apotheker und Chemiker A. F. Gehlen (1775 – 1815) wurden diese Veröffentlichungen zunächst kritisiert. Er war der Meinung, dass man Antworten auf wissenschaftliche Fragen auch aus Fachbüchern entnehmen könne. Bald revidierte er aber seine Ansicht, und auch J. B. Trommsdorff (1770 – 1837) lobte die Tätigkeit der Gesellschaft. Er hoffte, dass bald ähnliche Einrichtungen in deutschen Landen entstünden. Im Oktober 1809 ernannte die Gesellschaft correspondierender Pharmaceuten Trommsdorff zu ihrem Ehrenmitglied. Während seiner Zeit in Hanau lernte Morus seine spätere Frau, eine geborene Cassian, kennen. Nach der Hochzeit erwarb er 1810 die Engel-Apotheke in Homburg v. d. Höhe, die vor ihm der Apotheker Ferdinand Bausch besessen hatte.

Die erste Heilquelle von Bad Homburg

1809 wurde im Kirdorfer Tal, in der Nähe der alten Salzquellen von Homburg, von zwei Buben eine Säuerlingsquelle, die man "Ludwigsbrunnen", später "Ober-Brunnen" nannte, entdeckt. 1811 erhielt Morus vom Landgrafen Friedrich V. Ludwig (Hessen-Homburg war bis 1866 ein selbstständiger Kleinstaat) den Auftrag, das Quellwasser zu analysieren, und publizierte im selben Jahr die Abhandlung "Versuch einer physisch-chemischen Untersuchung der Mineralquelle bey Homburg vor der Höhe".

Dieses Mineralwasser enthielt pro Liter 7,454 g feste Bestandteile und 2,633 g freie Kohlensäure. Das Heilwasser wurde gegen Erkältungen der Atemwege angewendet. Man tat nun alles, um Gäste für Bad Homburg zu gewinnen. Anfangs schien es damit aber nicht so recht klappen zu wollen.

Der schwäbische Schriftsteller Karl Julius Weber (1767 – 1832) schrieb in seinem Buch "Demokritos" folgenden Ausspruch eines Witzboldes: "Zu diesem Bad sieht man gar wenig Fremde wallen, Nur einer badet, er war – reingefallen." Ob dieses auf Homburg v. d. H. gemünzt war? Wir wissen es nicht. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der Bade- und Kurbetrieb in Homburg v. d. H., welches jetzt 14 Heilquellen besitzt, einen Aufschwung.

Morus wurde 1816 vom Landesvater zum Professor der Chemie und Botanik an dem Forstinstitut in Homburg ernannt. Seine Fähigkeiten und Kenntnisse auf den Gebieten der Pharmazie, Chemie und Botanik wurden sehr geschätzt. Man ernannte ihn zum korrespondierenden Mitglied des "Pharmazeutischen Vereins Bayern" (1818) und der "Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde" (1826).

Johann Gottfried Morus starb am 18. Januar 1830 in Homburg v. d. Höhe an den Folgen periodischer Gichtschmerzen. Er hinterließ seine Gattin, einen Sohn, drei Töchter und seinen erblindeten Bruder Philipp Christian Wilhelm (*1771), der Kandidat des Predigeramtes in Ansbach war und seit 1822 bei ihm wohnte.

In seinem Nachruf auf Morus schrieb der Oberpfarrer G. L. Müller aus Homburg v. d. H.: "Er war zuverlässig in Wort und Tat, war als Bürger geachtet. Streng – kann man zu seiner Ehre sagen –, übertrieben gewissenhaft, genoß er als Apotheker ein seltenes Zutrauen. Treu im Glück und Unglück als Freund, wird er besonders bei seinen Freunden in dankbarer Erinnerung leben fort und fort. Sinn besaß er für alles Gute und Gemeinnützige. Hatte er nach einer sorgfältigen Prüfung eine Sache als dieser Benennung wert erkannt, dann bot er freudig die Hand zu ihrer Verwirklichung, und um seine Beharrlichkeit zu lähmen, hätten dann Hindernisse und Schwierigkeiten in der Tat unüberwindlich sein müssen."

Literatur

Poggendorff II, Sp. 213. G. L. Müller, in: Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg. 8, 1830, T. 1, Weimar 1832, S. 65 – 68. Karlheinz Bartels: Die chemisch-pharmazeutische Gesellschaft von Augsburg/ Aschaffenburg und die Provisorenprüfung ihrer Präsidenten im Jahre 1805. Dtsch. Apoth. Ztg. 110 (1970), 1250 – 1252. Sigrid Wolf: Das deutsche pharmazeutische Reformschrifttum und Zeitungswesen. Marburg 1971, S. 228. Karlheinz Bartels: Die Gesellschaft korrespondierender Pharmazeuten in Miltenberg. Dtsch. Apoth. Ztg. 113 (1973), 1517 f. Norbert Hoff: Pharmazeutische Vereine und Gesellschaften von 1774 – 1872. Diss. Marburg 1975, S. 210 – 214. Klaus Kiefer: Mineralwässer. Eschborn 1999, S. 44, 46, 48, 121, 234. Clemens Stoll: Die Apotheker am Bayerischen Untermain. Stuttgart 2000, S. 60 f. Peter P. Bruckmaier: Homburg wird internationales Kurbad. Vortrag im Oktober 2001, S. 1 f. Auskünfte der Kur- u. Kongress-GmbH,Bad Homburg v. d. Höhe vom 14. 3. 2002.

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