Genussmittel

E. PallenbachKaffee, Cola und Coffeintabletten &ndas

Hätten Sie gewusst, dass Cola von einem Apotheker "erfunden" wurde oder dass Schokolade lange Zeit exklusiv über Apotheken vertrieben wurde? Coffeinhaltige Produkte, insbesondere Kaffee, Tee und verschiedene Erfrischungsgetränke, werden schon seit frühester Zeit als Genussmittel verwendet. Das Xanthinderivat Coffein gilt als die weltweit meistverbreitete anregende Substanz. Auch in Deutschland konsumieren etwa 80% der Erwachsenen regelmäßig Coffein. Im Durchschnitt trinkt der Bundesbürger rund 160 Liter (!) Kaffee pro Jahr. Aber auch in vielen Arzneimitteln wie beispielsweise in Kombinationsanalgetika ist Coffein "versteckt". Alle coffeinhaltigen Produkte sind in unserer Gesellschaft verbreitet und sozial vollkommen akzeptiert, obwohl deren regelmäßiger Konsum zu Abhängigkeit führen kann.

"Vor einigen Monaten bekam ich täglich Kopfschmerzen. Die 'Lösung', zu der ich kam, war mir Lesebrillen und Kopfschmerz-Tabletten zu kaufen. Diese Dinge halfen, aber erst nachdem ich mich in der Notaufnahme eines Spitals wiederfand, erkannte ich das wahre Problem – dass ich viel zu viel Kaffee getrunken hatte. Und sobald ich das Problem wirklich gelöst hatte –, indem ich den Kaffeekonsum drastisch reduziert hatte – gingen die Kopfschmerzen weg, ich konnte wieder vernünftig schlafen und die Lesebrillen wegwerfen." (Ralf Marston)

Diese – hier ganz bewusst an den Anfang gestellten – Erfahrungen eines Kaffeekonsumenten zeigen sehr deutlich, dass die Zufuhr von Coffein durchaus beachtliche gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Kaffee steht dabei – zumindest in der Bundesrepublik – unangeschlagen an erster Stelle. Doch zeigen die Ausführungen von Herrn Marston auch, wie schnell man in einen Kreislauf aus Kaffeekonsum und Tablettenmissbrauch abgleiten kann.

Wichtig zur Prävention und zur präventiven Beratung ist zunächst das Erkennen dieser Gefahr beziehungsweise das Wahrnehmen einer Gewöhnung an Kaffee, Tee, Tabletten oder verwandte Produkte. Die Grenzen zwischen Gewöhnung, Missbrauch und gar Abhängigkeit sind bekanntlich fließend. Somit kann unkontrollierter Kaffeekonsum durchaus ein Einstieg in eine Abhängigkeit sein. Doch richten wir unser Augenmerk zunächst auf seinen wichtigsten Inhaltsstoff – das Coffein.

Herkunft und Vorkommen von Coffein

Neben den Bohnen des Kaffeestrauches (Coffea arabica) dienen der in Ostasien heimische Teestrauch (Camellia sinensis), der südamerikanische Mate (Ilex paraguariensis), die afrikanische Kolanuss (Cola acuminata), Kakao (Theobroma cacao) und Guarana (Paullina cupana var. sorbilis) als natürliche Coffeinquelle. Kaffeebohnen enthalten 0,7 bis 2,5% Coffein, Schwarztee sogar 1 bis 4,5%, Mate etwa 0,3 bis 1,5%, Guarana 4 bis 8%, Kolanüsse etwa 1,5% und Kakaokerne etwa 0,2% Coffein. Die Prozentzahlen beziehen sich auf die Trockenmasse der Drogen, nicht auf das daraus zubereitete Getränk (Tab. 1).

Mit einer Tasse Kaffee nimmt man je nach Zubereitungsart 50 bis 150 mg Coffein, im Mittel etwa 80 mg zu sich. Ein Espresso enthält dagegen ungefähr 50 mg Coffein. Eine Tasse Tee enthält durchschnittlich 50 mg, ein Glas Cola 25 mg und eine Tasse Kakao ungefähr 5 mg Coffein. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass in einer Büchse oder Flasche Red Bull 80 mg Coffein enthalten sind.

Kaffee

Beim Kaffee handelt es sich um eines der weltweit verbreitetsten Genussmittel aus gerösteten Kaffeebohnen. Die meistangebauten Sorten sind Coffea arabica (Hochlandkaffee) und Coffea robusta. Handelsüblich sind Mischungen aus beiden Sorten. Neben Coffein enthält Kaffee Spuren von Theophyllin und Theobromin.

Der Kaffeeverbrauch in Deutschland ist sehr hoch, der Großteil der Deutschen trinkt täglich Kaffee. Der Kaffeekonsum pro Bundesbürger (älter als 15 Jahre) liegt bei etwa 6,7 kg Rohkaffee, in anderen Maßeinheiten ausgedrückt bedeutet dies, etwas weniger als vier Tassen Kaffee pro Tag, was einem Jahresverbrauch von etwa 160 Litern entspricht.

Dem deutschen Kaffeeverbraucher ist ein Qualitätskaffee sehr wichtig. Dieser zeichnet sich durch ein ausgezeichnetes Aroma, feine Säure, den Röstgrad und die Rohkaffeelagerung aus. Die Deutschen bevorzugen den traditionellen Röstkaffee, während löslicher Kaffee nur von rund 10% der Bevölkerung getrunken wird. Insgesamt sind 88% des von den Bundesbürgern getrunkenen Kaffees coffeinhaltig, die restlichen 12% dagegen entcoffeiniert.

Nach Kaffeegenuss tritt die anregende Coffeinwirkung sehr schnell ein, erreicht nach etwa einer halben Stunde ihr Maximum und klingt innerhalb von zwei bis drei Stunden langsam wieder ab. Kaffee soll den Energieumsatz des Körpers nach dem Essen um 10 bis 20 Prozent über drei Stunden hinweg erhöhen. Um diese Wirkung zu erzielen, müssen allerdings etwa 250 mg Coffein aufgenommen werden. Das entspricht rund drei Tassen Kaffee. Somit kann Kaffee als Verdauungshilfe nach dem Essen durchaus angebracht sein.

  • Aber Vorsicht: In höheren Mengen kann Coffein die Darmmuskelfasern reizen, was dann zu Diarrhö und Erbrechen führen kann.

    Tee

    Tee (im ursprünglichen Sinne des Wortes) sind Blattknospen, junge Blätter und Triebe des Teestrauches (Camellia sinensis). Aus ihnen wird ein wässriger Aufguss bereitet, der ebenfalls Tee heißt. Der Schwarzteeverbrauch in der Bundesrepublik beträgt etwa 27 Liter pro Kopf und Jahr und liegt damit auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als der von Kaffee. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Tee innerhalb der Bundesrepublik hat (erwartungsgemäß) Ostfriesland. Bemerkenswert ist, dass Tee hauptsächlich von Frauen getrunken wird. Ein Trend ist die zunehmende Verwendung von Schwarztee zur Bereitung von Eistee.

    In Tee sind außer Coffein das nah verwandte Purinalkaloid Theobromin, Catechin-Gerbstoffe und weitere Polyphenole enthalten. Zur Gewinnung von grünem Tee werden die Blätter gleich nach der Ernte erhitzt, gerollt und getrocknet. Die Inhaltsstoffe bleiben bei dieser Aufbereitungsart weitgehend unverändert. Bei schwarzem Tee dagegen lässt man die Blätter anwelken, rollt sie und lässt sie bei hoher Luftfeuchtigkeit einige Stunden fermentieren. Beim anschließenden Trocknen entwickeln sie ihre typische schwarze Farbe.

    Das im Tee enthaltene Coffein ist an Gerbstoffe (0,3 g pro Tasse) gebunden und wird darum verlangsamt aufgenommen. Gerbstoffe wirken beruhigend auf Magen und Darm. Deshalb wird Tee gerne zur Linderung von Magen- und Darmerkrankungen eingesetzt. Außerdem üben die Gerbstoffe des Tees auf den Darm eine stopfende Wirkung aus. Einer US-amerikanischen Studie zufolge reduziert mindestens eine Tasse Schwarztee täglich das Herzinfarktrisiko um mehr als vierzig Prozent. Der Genuss von Kaffee hat dagegen offensichtlich keinen Einfluss auf das Infarktrisiko.

    Cola

    Zweifellos gehört Cola weltweit zu den beliebtesten Erfrischungsgetränken. Weltbekannt sind die aus den USA kommenden, in ungeheurem Umfang hergestellten Cola-Getränke wie Coca-Cola und Pepsi-Cola. Coca-Cola wurde schon 1886 von dem Apotheker Pemberton in Atlanta erfunden. Seit 1929 wird das Getränk auch in Deutschland angeboten. Der Wortteil "Coca-" ist mit dem Einsatz von Coca-Blättern zu erklären, denen man heutzutage natürlich das Cocain entzogen hat.

    Die Zutaten zu Cola-Getränken im Einzelnen: Zucker gibt der Cola seine Süße. Durchschnittlich sind in einer Literflasche Cola 110 g Zucker enthalten! Der Energiegehalt von Cola ist daher nicht gerade klein und liegt so hoch wie bei Magermilch oder Bier. Bei Cola Light wird als Süßstoff Aspartam eingesetzt.

    Die Verwendung von Phosphorsäure als Säuerungsmittel ist einzigartig. Phosphorsäure wird in kaum einem anderen Lebensmittel toleriert (Ausnahme: Bratwurst). Sie ist eine anorganische Säure, die wesentlich stärker als Citronensäure oder Weinsäure ist. Sie senkt den niedrigen pH-Wert des Magens noch etwas weiter ab, was die Verdauung fördern kann, aber auch das Gewebe reizt. Zusammen mit der Kohlensäure verursacht sie beim Trinken das Kribbeln.

    Die Stärke der Säure kann in einem kleinen Versuch leicht überprüft werden: Geben Sie ein Stück Fleisch in Cola, und schauen Sie nach einiger Zeit nach, wie es aussieht. Trotzdem besteht für den Magen, der ja auch Salzsäure enthält, keine Gefahr. Das Hauptproblem der Phosphorsäure könnte vielmehr in einer schleichenden Entmineralisierung des Knochens bestehen. Normalerweise kommen Calcium und Phosphat in der Nahrung etwa in äquivalenten Mengen vor.

    Cola enthält jedoch überwiegend Phosphat und kaum Calcium, was zu Verschiebungen der Elektrolyte führen kann. Da die Limonade "prickeln" soll, wird Kohlensäure zugesetzt. Im phosphorsäurehaltigen Milieu ist diese jedoch schlecht wasserlöslich, sodass sie besonders schnell und stark schäumend (im Glas) oder prickelnd (im Mund) aus dem Getränk entweicht.

    Die typische dunkelbraune Farbe der Cola kommt vom Zuckerkulör. Er entsteht, wenn man Zuckerlösungen mit Schwefelsäure und Ammoniak erhitzt (Maillard-Reaktion, ähnlich wie bei der Karamellisierung von Zucker) und wird als Farbstoff verwendet. Zuckerkulör findet man übrigens auch in anderen Produkten, beispielsweise in dunklem Brot, wo er ein vollwertiges Produkt vortäuschen soll.

    In den zugesetzten Aromastoffen unterscheiden sich die einzelnen Handelsmarken. Obwohl die Rezepte nicht allgemein bekannt ist, dürfte sicher sein, dass in den heutigen Cola-Getränken von der Kolanuss, nach der sie benannt sind, nicht mehr viel zu finden ist. Als Aroma-Komponenten werden in der Literatur unter anderem Ingwer, Muskat, Orangenblüten, Johannisbrot, Tonkabohnen und Limettenschalen angegeben.

    Coffein war im ursprünglichen Produkt durch die Verwendung der Kolanuss, die ungefähr 1,5 Prozent Coffein enthält, vorhanden. Heute wird Coffein nachträglich zugesetzt. Die Menge schwankt je nach Marke zwischen wenigen Milligramm und maximal 250 mg pro Literflasche. Die Verordnung über coffeinhaltige Erfrischungsgetränke schreibt für den Verkehr mit diesen Zubereitungen eine Bezeichnung vor, die in klarer und eindeutiger Weise auf den Coffeingehalt hinweist. Für Kinder gibt es spezielle coffeinfreie Cola.

    Red Bull und andere "Energy-Drinks"

    Das "Energiegetränk" Red Bull ist in Lebensmittelgeschäften, Kiosken, Tankstellen und sogar in Musikgeschäften erhältlich und kostet pro Büchse oder Flasche rund 1,50 Euro. Dank massiver Werbung wurde bereits kurze Zeit nach Einführung des Getränks in der Bundesrepublik enorme Umsätze erzielt. Eine Büchse oder Flasche Red Bull (250 ml) enthält 80 mg Coffein, was etwa einer Tasse Kaffee entspricht, sowie Taurin und Glucuronolacton.

    Taurin ist eine Aminosäure, die im Körper an der Regulation des Elektrolythaushaltes beteiligt ist und die Schlagkraft des Herzens erhöht. Gleichzeitig soll durch Taurin die Reizbildung und Reizleitung im Gehirn gehemmt werden. Außerdem bindet Taurin Schwermetalle und übernimmt somit eine gewisse Entgiftungsfunktion im Körper.

    Glucuronolacton erhöht die Aktivität der Glucuronidase und trägt damit (theoretisch) ebenfalls zur Entgiftung des Organismus bei. Als Beweis für die Beschleunigung des Ausscheidens von Schadstoffen soll der verstärkte Harndrang nach Genuss von Red Bull dienen. Dieser ist jedoch eher auf das Coffein im Getränk zurückzuführen. Bei normaler und ausgewogener Ernährung ist es nicht notwendig, dem Körper zusätzlich Glucuronolacton und Taurin anzubieten. Der gewünschte belebende Effekt des Getränkes ist sicherlich durch das enthaltene Coffein bedingt.

    Keiner der Inhaltsstoffe von Red Bull birgt in den vorhandenen Konzentrationen nennenswerte Gesundheitsrisiken. Bedenklich scheint das Getränk allerdings aus psychologischer Sicht: Die Werbung, die insbesondere Kinder und Jugendliche anspricht, rückt(e) das Getränk unterschwellig in Richtung Wundermittel oder Droge ("Red Bull verleiht Flügel ..."). Dadurch könnte die generelle Hemmschwelle zur Manipulation des eigenen Körpers auch durch Rausch- und Suchtmittel erniedrigt werden. Außerdem erscheint es bedenklich, wenn Kids regelmäßig Mittel zur Antriebs- und Leistungssteigerung einnehmen; genauso wie es alarmierend sein sollte, wenn sie grundsätzlich erst nach einer oder mehreren Tassen Kaffee am Morgen in Schwung kommen.

  • Fazit: Vielleicht verleiht Red Bull Flügel, aber mit einer Tasse Tee oder Kaffee lässt sich genauso (und sehr viel billiger) abheben. Und Vorsicht: Auch nach kurzen Flügen kann man eine Bruchlandung machen.

    Kakao und Schokolade

    Schokolade ist vor allem eines: ein potenter Energielieferant. Eine 100-Gramm-Tafel enthält 40 g Fett und 50 g Zucker. Der Brennwert einer Tafel Milchschokolade beträgt über 2000 Kilojoule. Nicht zuletzt deswegen ist Schokolade in jedem Armee-Pack und bei jeder Expedition mit dabei. Die Menschen lieben Schokolade, und das hat gute Gründe: "Schokolade macht glücklich und hält fit", sagen die Wissenschaftler. "Sie ist göttlich, köstlich, zart und begehrenswert", schwärmen die Genießer.

    Im 17. Jahrhundert nur in Apotheken zu haben und den Betuchteren vorbehalten, hat sich die Schokolade inzwischen vom Luxus- zum Massenartikel entwickelt: Durchschnittlich zehn Kilogramm davon verspeist der Bundesbürger im Jahr, und damit sind wir Weltspitze.

    Das "Geheimnis der Schokolade" liegt in ihrem exotischen Rohstoff, der Kakaobohne. Es handelt sich um den Samen des Kakaobaums (Theobroma cacao), der im dichten, immergrünen tropischen Regenwald des oberen Amazonas und des Orinoko heimisch ist. Eine Kakaofrucht enthält ca. 40 bis 50 Samen, deren Inhaltsstoffe Kakaobutter, Eiweiß, Cellulose, Stärke, Pentosane, Gerbstoffe, Farbstoffe, Wasser, Mineralstoffe, organische Säuren und Geschmacksstoffe, Theobromin, verschiedene Zucker und Coffein sind. Der Coffeingehalt ist mit 0,2% recht gering. In einer Tasse Kakao sind etwa zehn Milligramm enthalten. Dafür enthält Kakao deutlich mehr vom eng verwandten Purinalkaloid Theobromin (Dimethylxanthin). Theobromin wirkt weniger anregend als Coffein, harntreibend und steigert die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels.

  • Vorsicht: In hohen Dosen ist das in Schokolade enthaltene Theobromin für Hunde tödlich. So können bereits vier Tafeln einen kleineren Hund in eine lebensbedrohliche Lage bringen.

    Guarana

    Vor einigen Jahren erlebte Guarana in Deutschland einen kurzen Boom. Es wurde als Pulver, in Form von Kapseln oder als Softdrink und Zutat in Schokoriegeln in Naturkostfachgeschäften angeboten. Vor allem in der Jugendszene wurde es in großen Mengen in Kombination mit Alkohol als Aufputschmittel und "Techno-Droge" missbraucht.

    Guarana wird aus den Samenkörnern der Schlingpflanze Paullinia cupana gewonnen, die zu den Seifenbaumgewächsen (Sapindaceae) gehört. Seit über 500 Jahren schätzen die brasilianischen Indianer die Kraft und Ausdauer verleihende Lianenfrucht, die sie zur Unterstützung auf langen Wanderungen und bei Nahrungsmittelknappheit gegen Müdigkeit und Hunger als täglichen Proviant gebrauchen. Die Quelle der Energie bildet das im Guaranasamen enthaltene Coffein, welches an Ballaststoffe gebunden ist und nur langsam an den Körper abgegeben wird. Weitere Inhaltsstoffe sind Theobromin und Theophyllin, Gerbstoffe, die Nucleinsäuren Guanin und Adenin, Cholesterol und Saponine.

    Zur Chemie von Coffein

    Coffein hat die Summenformel C8H10N4O2 und eine Molekülmasse von 194,19. Bei dem zu den Purinen zählenden Alkaloid handelt es sich um ein geruchloses, weißes oder farbloses kristallines Pulver von bitterem Geschmack. Es löst sich in Wasser und Chloroform gut, in Alkoholen nur mäßig, in Ether praktisch nicht.

    Coffein bildet mit Säuren leicht lösliche Salze. In wässriger Lösung reagiert es neutral bis schwach basisch. Sein Schmelzpunkt liegt bei 238 °C. Andere Namen oder Schreibweisen für Coffein sind: Koffein, 1,3,7-Trimethylxanthin, Methyltheobromin, 1,3,7-Trimethyl-2,6(1H,3H)-purindion (IUPAC), Kaffein, Thein, Guaranin, Coffeinum anhydricum (purum), Guaranicum, englisch: Caffeine.

    Gewinnung von Coffein

    Bei der Herstellung von coffeinarmem Kaffee fällt Coffein als Nebenprodukt an; außerdem ist es aus Teeabfällen zugänglich. Industriell nutzt man das Syntheseverfahren nach Traube, wobei das methylierte Xanthin in fünf Stufen aus den Ausgangsstoffen Harnstoff und Cyanessigester aufgebaut wird.

    Wirkungen von Coffein

    Coffein wird im Gastrointestinaltrakt rasch resorbiert, in alle Gewebe verteilt und verschieden stark an Proteine gebunden. Maximale Plasmaspiegel werden etwa 30 Minuten nach oraler Applikation gemessen. Die Halbwertszeit beträgt ungefähr fünf Stunden. Im Organismus wird Coffein demethyliert und dann weiter abgebaut. Dabei entsteht zu etwa acht Prozent Theophyllin, zu fünf Prozent Theobromin. Das Hauptabbauprodukt ist Paraxanthin. Nur ganz geringe Mengen des Ausgangsstoffes werden mit dem Harn ausgeschieden. Die wesentliche Wirkung auf den menschlichen Organismus ist zentral stimulierend, was sich in einer Verringerung von Ermüdung, Euphorisierung und gesteigerter Leistungsfähigkeit ausdrückt. Mäßige Coffeinmengen regen Herztätigkeit, Atmung und Stoffwechsel an, der Blutdruck und die Körpertemperatur steigen. Die Diurese ist gesteigert.

    Auf das Herz wirkt Coffein positiv inotrop, chronotrop und dromotrop. Daher sollten Menschen mit hohem Blutdruck, koronarer Herzkrankheit und Erkrankungen des Nervensystems Kaffee und Tee meiden oder auf entcoffeinierte Produkte ausweichen. Empfindliche Personen werden schon durch den Genuss von ein oder zwei Tassen Kaffee am Einschlafen gehindert. Höhere Dosen des Alkaloids (mehr als 300 mg) rufen unter anderem Händezittern, Blutandrang zum Kopf und Beschwerden in der Herzgegend hervor. Bei längerer Anwendung kann es zu nervöser Übererregbarkeit, Muskelzittern und Extrasystolen des Herzens kommen. Eine eher "unerwartete" Wirkung von Coffein liegt bei manchen Menschen in seiner schlaffördernden Wirkung.

    Während empfindliche Personen schon durch den Genuss von ein oder zwei Tassen Kaffee am Einschlafen gehindert werden, berichten ältere Menschen manchmal, dass sie nach ein bis zwei Tassen Kaffee besser schlafen als ohne Coffeinzufuhr. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen könnte in der gesteigerten Herzauswurfleistung liegen, die eine bessere Hirndurchblutung und damit ein leichteres Einschlafen bedingt.

    Ein ebenso unerwarteter und erwähnenswerter, wenn auch bislang noch nicht therapeutisch praktizierter Effekt von Coffein wurde in den vergangenen Jahren entdeckt: In geringen Dosen erleichtert Coffein ehemaligen Rauchern die Tabak-Abstinenz.

    Coffein in Arzneimitteln

    Therapeutisch wird Coffein vor allem bei Herz- und Kreislaufstörungen eingesetzt; dabei steigen der Blutdruck, die Körpertemperatur und die Blutumlaufgeschwindigkeit. Es wirkt erregend auf Hirnrinde, Atemzentrum und Gefäßzentrum, wirkt koronarspasmenlösend und diuretisch.

    Coffein wird häufig mit Analgetika kombiniert, um deren schmerzstillende Wirksamkeit zu steigern. In der Roten Liste findet man zahlreiche Präparate gegen Kopfschmerzen, die Coffein enthalten. Das coffeinhaltige Schmerzmittel Thomapyrin N beispielsweise war 1998 mit knapp 18 Millionen Packungen das bundesweit am häufigsten verkaufte Arzneimittel überhaupt. In den meisten Fällen enthalten die Kombinationspräparate 25 bis 50 mg Coffein pro Tablette.

    Die Sinnhaftigkeit dieser Kombinationsanalgetika ist umstritten. Außerdem wird behauptet, dass die regelmäßige Einnahme von Kombinationsschmerzmitteln das Risiko einer Nierenschädigung steigert. Es gibt Mutmaßungen, wonach mehrere tausend Dialysepatienten in Deutschland ihre Nierenschädigung dem Dauergebrauch von Kombinationsanalgetika zu "verdanken" haben, wobei jedoch die Hauptschuld das inzwischen aus dem Handel genommene Phenacetin trifft. Ob der Coffeinzusatz zu Analgetika eine Gewohnheitsbildung und damit eine missbräuchliche Verwendung begünstigt wird, konnte noch nicht endgültig geklärt werden.

    Zur Anfallsbehandlung gefäßbedingter Kopfschmerzen und Migränetherapie wird Coffein manchmal mit dem zerebral konstriktorisch wirkenden Mutterkornalkaloid Ergotamin kombiniert. Die günstige Wirkung von Coffein bei vasomotorischen Kopfschmerzen ist durch die Kontraktion von Hirngefäßen und eine Senkung des Liquordruckes bedingt.

    Gefahren des Coffeinkonsums

    Auch bei täglicher Zufuhr von Coffein treten in der Regel keine bleibenden organischen Schäden auf. In üblichen Dosen von bis zu 200 mg Coffein werden selten Intoxikationen beobachtet. Lediglich vegetativ labile Personen reagieren schon auf geringe Coffeindosen mit den typischen Vergiftungsanzeichen wie Schwindel, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Unruhe, Angst, Zittern und Tachykardie. Nach extremen Dosen können Halluzinationen, Verwirrtheitszustände, epileptiforme Krämpfe, Lähmungen, Herz- und Kreislaufversagen und Atemlähmung auftreten.

    Nach chronischer Coffeinvergiftung beobachtet man Ruhe- und Schlaflosigkeit, Tachykardie und Extrasystolen. Bereits der langfristige Konsum von fünf bis sechs Tassen Kaffee pro Tag erhöht deutlich das Risiko der Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit. Immer noch hört man von Autofahrern, die versuchen ihren erhöhten Alkoholspiegel im Blut durch eine Tasse Kaffee zu kompensieren, um so ihre Fahrtüchtigkeit zu verbessern.

    Tatsächlich jedoch führt die Kombination von Coffein und Alkohol zu keiner verbesserten Fahrtüchtigkeit, Reaktionsfähigkeit oder gar verbesserten Sicherheit im Straßenverkehr, sondern birgt sogar zusätzliche Risiken: Alkohol bewirkt bekanntlich eine Unterschätzung von Gefahren; Coffein macht ungeduldig und kann zur Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit führen – in manchen Fällen eine verhängnisvolle Kombination.

    Therapie von Coffeinvergiftungen

    Es empfiehlt sich die Verabreichung von Medizinkohle zur Giftentfernung sowie bei Erregung und Krämpfen die Gabe von Diazepam oder Doxepin. Schockzustände werden mit Plasmaexpandern behandelt, Tachykardien erfordern in manchen Fällen den Einsatz von Propranolol. Bei akuten Respirationsproblemen muss künstlich beatmet werden.

    Kaffee während der Schwangerschaft ...

    Bei Schwangeren kann ein erhöhter Coffeingenuss (Dosierungen über 600 mg pro Tag) zu einer Erhöhung der Abort- und Frühgeburtenrate führen. Beim Fetus können hohe Coffeinmengen Wachstumsretardierung bedingen. Darüber hinaus konnte in Tierversuchen eine teratogene Wirkung hoher Coffeindosen nachgewiesen werden. Es gilt also tatsächlich der gut gemeinte Rat an werdende Mütter: Während der Schwangerschaft sollte nicht mehr als eine, maximal zwei Tassen Kaffee täglich konsumiert werden.

    ... und der Stillzeit

    Wie sieht es aus mit Kaffeegenuss während der Stillzeit? Wegen der Unreife des für die Metabolisierung von Coffein verantwortlichen Enzyms Cytochrom-P450-Monooxygenase in der Leber ist die Ausscheidung drastisch verlängert: Während die Eliminationshalbwertszeit beim Erwachsenen bei drei bis vier Stunden liegt, kann sie beim Neugeborenen über 80 Stunden (!) betragen.

    Dennoch scheint eine "normale" oder leicht gesteigerte Coffeinzufuhr (Mengen bis zu 400 mg Coffein täglich) auch in der Stillzeit unbedenklich; Veränderungen der Schlafdauer oder Herzfrequenz beim Baby sind unter diesen Dosen nicht nachgewiesen. Dagegen kann die Aufnahme großer Coffeinmengen (mehr als vier Tassen Kaffee oder acht Tassen Tee oder auch entsprechende Mengen Cola) zum so genannten Hyperexzitabilitätssyndrom beim Neugeborenen führen. Es handelt sich dabei um eine Übererregbarkeit aller frühkindlichen Reflexe, die Kinder schreien viel und schlafen wenig.

    Doping mit Coffein?

    Mit Coffein sind durchaus leichte Doping-Effekte zu erzielen: Ab 4 mg pro Kilogramm Körpergewicht kann ein leistungssteigernder Effekt nachgewiesen werden. Bei einer 70 kg schweren Person entspräche das also etwa drei bis vier Tassen Kaffee oder Büchsen Red Bull. Leistungsvorteile sind vor allem in Ausdauersportarten zu erwarten. Es bestehen große individuelle Unterschiede bezüglich dem Ausmaß der Effekte.

    Eine Dopingprobe wird als positiv definiert, wenn die Konzentration im Urin 12 Mikrogramm pro Milliliter überschreitet. Die aktivierende Wirkung wird jedoch bereits nach der Einnahme von Mengen beobachtet, die keinen positiven Test nach sich ziehen. Somit stellt sich die Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieses Grenzwertes.

    Coffeinmissbrauch und Coffeinismus

    Regelmäßiger Kaffeekonsum kann zur Entwicklung einer körperlichen Abhängigkeit führen. Viele Menschen nehmen jahre-, oft jahrzehntelang täglich Dosen von mehreren hundert mg Coffein zu sich. Die ständige Zufuhr endet in einem Circulus vitiosus: Eine langfristige Einnahme führt zu Gewöhnung, beim Absetzen treten Kopfschmerzen auf, was zu einer erneuten Einnahme führt.

    Diesen chronischen Abusus von coffeinhaltigen Getränken oder Arzneimitteln bezeichnet man als "Coffeinismus". Die Symptomatik ist die einer Angstneurose sehr ähnlich und gekennzeichnet durch eine Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Gereiztheit und Depressionen. Zwar ist diese Abhängigkeit in den meisten Fällen ohne große Probleme überwindbar, dennoch kann der Entzug zu stark ausgeprägten körperlichen Symptomen führen, die jedoch in der Regel nach ein paar Tagen wieder verschwinden.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Drogen wird nach chronischem Coffeinmissbrauch die Substanz nicht ausschleichend, sondern abrupt abgesetzt. Die Patienten lässt man ausschlafen, Depressionen sollten verhaltenstherapeutisch behandelt werden. Coffeinismus ist ein ernstzunehmendes und sicherlich weit verbreitetes Phänomen in unserer Gesellschaft, das allzu gerne bagatellisiert und unterschätzt wird oder für viele Dauerkonsumenten "einfach nicht existiert".

    Fazit

    Coffein ist ein Stoff mit ausgeprägten pharmakologischen Wirkungen. Sein Genuss ist in der Bundesrepublik gesellschaftlich akzeptiert und fast allgemein verbreitet, wobei unterschiedlich Lebensmittel – Kaffee, Tee, Cola, Guarana – und auch Arzneimittel zum Einsatz kommen. Gerade als Heilberufler sollte der Apotheker dem Coffeingebrauch bis hin zum Missbrauch mehr Aufmerksamkeit schenken. Das gilt natürlich nicht nur für Medikamente. Was hindert uns Apotheker daran, uns ein bisschen mehr als "Rundum-Gesundheitserzieher" zu sehen und unseren Kunden oder Patienten auch mit Ratschlägen zum deutschen Genussmittel Nummer Eins zur Seite zu stehen?

    Zusammenfassung

    • Coffein wirkt vorwiegend auf die Großhirnrinde, hebt Ermüdungserscheinungen auf und steigert die geistige Leistung. Mäßige Coffeinmengen regen Herztätigkeit, Atmung und Stoffwechsel an; höhere Dosen können zu Herzrasen, Verwirrtheitszuständen oder sogar Herz-Kreislauf-Zusammenbruch führen.
    • Nach Kaffeegenuss tritt die anregende Coffeinwirkung rasch ein, erreicht nach etwa einer halben Stunde ihr Maximum und klingt nach einigen Stunden allmählich wieder ab.
    • Nach Teegenuss ist der Wirkungseintritt verzögert, die Wirkdauer dagegen verlängert.
    • Auch in zahlreichen Arzneimitteln, beispielsweise in analgetischen Kombinationspräparaten, ist Coffein enthalten. Ob dadurch die Gefahr eines Medikamentenmissbrauchs gesteigert ist, wird kontrovers diskutiert.
    • Langfristiger Konsum von Kaffee oder coffeinhaltigen Tabletten kann zu einer körperlichen Abhängigkeit mit Entzugssymptomen wie Kopfschmerzen oder Depressionen führen, die eine zwanghafte und permanente Einnahme begünstigen.

    Kastentext: Epidemiologische und Pharmakologische Studie: Kaffee und Cola beugen Parkinson vor

    Eine epidemiologische und eine tierpharmakologische Studie, die von Wissenschaftlern der amerikanischen Harvard University bzw. des Massachusetts General Hospital durchgeführt wurden, kamen zu dem Ergebnis, dass regelmäßiges Kaffee- und Colatrinken das Risiko, an der Parkinson-Krankheit zu erkranken, senkt.

    • Alberto Ascherio und Mitarbeiter hatten den Lebensstil und die Ernährungsgewohnheiten von 47 000 Männern und 88 000 Frauen zehn bzw. 16 Jahre lang beobachtet und die möglichen Auswirkungen auf das Auftreten von Krankheiten untersucht. Dabei zeigte sich, dass das Trinken von täglich drei bis vier Tassen (Männer) bzw. zwei bis drei Tassen Kaffee (Frauen) das Parkinson-Risiko um die Hälfte minderte. Auch andere coffeinhaltige Getränke wie Cola schützten vor Parkinson, schwarzer Tee allerdings in deutlich geringerem Maße. Ebenso wirkte ein übermäßiger Konsum von mehr als fünf Tassen Kaffee am Tag weniger oder gar nicht mehr protektiv.
    • Jiang-Fan Chen, Michael Schwarzschild und Mitarbeiter untersuchten den zugrunde liegenden Wirkmechanismus des Coffeins. Als Ursache der Parkinson-Krankheit gilt die verminderte Produktion von Dopamin im Striatum. Die Forscher wiesen im Tierversuch (Knock-out-Mäuse) nach, dass Coffein an den Adenosin-Rezeptor vom Subtyp A2A der striatalen Neuronen bindet und dadurch ihre Degeneration verhindert. Demnach könnte die spezifische Suche nach A2A-Antagonisten zu neuen Arzneimitteln gegen Parkinson führen.

    Quelle: InFo Neurologie & Psychiatrie 4 (2002), 33.

  • Coffeinhaltige Getränke werden schon seit langer Zeit weltweit als Genussmittel verwendet. Neben den traditionellen pflanzlichen Zubereitungen tragen heute auch coffeinhaltige Tabletten – z. B. Kombinationsanalgetika – zur Befriedung des Coffeinbedarfs bei. Obwohl alle coffeinhaltigen Produkte in unserer Gesellschaft vollkommen akzeptiert sind und als harmlos gelten, besteht doch die Gefahr eines gesundheitsschädlichen Missbrauchs mit einer typischen Symptomatik, die als Coffeinismus bezeichnet wird.   

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