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Hepatitis B: Karotten als Impfstofflieferanten

Als Vitamin- und Mineralstoffquelle schätzt man Karotten ja bereits seit langem, dass das Gemüse sich auch als Lieferant für einen Impfstoff gegen Hepatitis B eignen soll, hört sich dagegen unwahrscheinlich an. Wie Wissenschaftler der Universität Gießen in einer Pressemitteilung schreiben, scheint es jedoch durchaus im Rahmen des Möglichen zu liegen.

Die akute Hepatitis B ist eine schwere Krankheit, die im Extremfall zum Tod durch akutes Leberversagen führt. Ein noch größeres Problem ist jedoch die chronische Infektion. Weltweit sind etwa 350 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Häufige Spätfolgen der Infektion sind Leberzirrhose und Leberkrebs. Die Therapie der Infektion wirkt auf Dauer nur bei etwa 40% der Patienten, der bessere Weg ist die gezielte Prophylaxe durch Impfung.

Die derzeit verfügbaren Impfstoffe gegen Hepatitis B enthalten das Oberflächenprotein des Virus, das die Bildung von Antikörpern anregt. Das Oberflächenprotein wird dabei mit Hilfe gentechnischer Methoden in Hefezellkulturen produziert. Die so gewonnenen Impfstoffe sind gut verträglich und wirksam. Allerdings sind sie auch teuer.

Um eine billigere Alternative zu erhalten, wurde in den letzten zehn Jahren unter anderem auch an der Möglichkeit geforscht, transgene Pflanzen zur Immunisierung gegen pathogene Viren herzustellen. Dabei wurden verschiedene Pflanzen in Betracht gezogen, z. B. Tabak, Tomaten oder Kartoffeln. Kürzlich wurde auch die Produktion von Hepatitis-B-Oberflächenprotein in transgenem Kopfsalat und in Lupinen beschrieben.

Nach Ansicht der Gießener Wissenschaftler sind diese Pflanzen aus praktischen Gesichtspunkten jedoch nur bedingt zur Immunisierung geeignet. Sie fokussierten sich bei ihren Untersuchungen daher auf eine gut lagerfähige und transportierbare Pflanzenart – die Karotte. Diese veränderten sie gentechnisch derart, dass sie einen Impfstoff gegen Hepatitis B bildet. Inwieweit dieser Impfstoff sich tatsächlich zur Immunisierung gegen Hepatitis B eignet, ist allerdings noch offen, klinische Tests stehen noch aus. Ebenfalls offen ist, ob der Impfstoff aus den Karotten extrahiert und injiziert werden muss oder ob auch eine orale Immunisierung möglich wäre. Letzteres wäre natürlich die eleganteste Lösung. ral

Quelle: Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen vom 7.5.2002

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