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Steigende Arzneimittelausgaben: AOK fordert Versandhandel mit Medikamenten

BONN/BERLIN (ks). Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen sind auch im ersten Quartal 2002 weiter angestiegen. Die Spitzenverbände der Krankenkassen meldeten am 7. Mai einen bundesweiten Anstieg von rund vier Prozent. Dies hat die AOK veranlasst, sich erneut für den Arzneimittelversand nach Schweizer Vorbild stark zu machen. Sie stützt sich dabei auf "Experten", die bei Öffnung dieses Vertriebsweges Einsparungen von jährlich über 700 Millionen Euro prognostizieren.

Anfang Mai sprach die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) von einer "Trendwende" bei den Arzneimittelausgaben: Im März 2002 sei nur noch ein Anstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr zu verzeichnen gewesen. "Unsere Instrumente zur Ausgabensteuerung haben gegriffen" kommentierte der KBV-Vorsitzende Manfred Richter-Reichhelm diese Zahl.

Kassen: Ärzte halten ihre Spar-Versprechen nicht

Ganz anders sehen dies die Krankenkassen. In einer gemeinsamen Presseerklärung der Spitzenverbände warnen sie vor einem "folgenschweren Irrtum": Wenn die Kassenärzte den "vermeintlich moderaten" Ausgabenanstieg im März als erfolgreiche Steuerung der Arzneiausgaben werten, werde dabei der bereits im Vorjahr hohe Sockel der Arzneimittelkosten außer Acht gelassen. Zudem sei infolge der Anpassung der Festbeträge, der Erhöhung des Apothekenrabatts und der Einführung der Aut-idem-Regelung mit sinkenden Arzneimittelausgaben zu rechnen gewesen. Die nunmehr vorliegenden Zahlen zeigten, dass die Versprechungen der KBV, Wirtschaftlichkeitsreserven bei Generika, Analogpräparaten, reimportierten und umstrittenen Arzneimitteln besser zu nutzen, nicht eingehalten haben, so die Spitzenverbände. Bereits im ersten Quartal 2002 sei die vereinbarte Ausgabengrenze um eine halbe Milliarde Euro überschritten worden.

"AOK steht in den Startlöchern"

Für die AOK sind diese Zahlen ein willkommener Anlass, auf die angeblichen Vorzüge des Arzneimittelversands hinzuweisen. Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Hans-Jürgen Ahrens, machte deutlich, dass die AOK den Vorstoß der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, den Versandhandel mit Medikamenten unter engen Voraussetzungen zuzulassen, unterstütze. "Die AOK möchte mehr Wettbewerb unter strikter Beachtung aller Sicherheitsfragen", sagte Ahrens. Da Medikamente aus Versandapotheken durchschnittlich 15 Prozent billiger seien, könne die gesetzliche Krankenversicherung mit jährlichen Einsparungen in Höhe von 700 Millionen Euro rechnen. Die Krankenkassen-Initiative für den Arzneimittelversand "Pro Direkt Service Apotheke" (ProDSA) möchte den Versand nach Schweizer Vorbild und unter folgenden Voraussetzungen einführen:

  • Arzneimittel dürfen nur durch Apotheker in den Verkehr gebracht werden,
  • eine sachgerechte Beratung muss garantiert sein,
  • die ausreichende ärztliche Überwachung der Arzneiwirkung ist zu gewährleisten,
  • der Verbraucher muss vor Arzneimittelfälschungen geschützt sein,
  • Versandapotheken müssen ein amtliches Gütesiegel als Orientierungshilfe für den Verbraucher erhalten.

Die Initiative ProDSA geht davon aus, dass der potenzielle Marktanteil der Versandapotheken bei 30 Prozent liegen werde. Die AOK würde lieber heute als morgen beginnen, für den Versand zu werben: "Die AOK steht in den Startlöchern", erklärte Ahrens.

Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen sind im ersten Quartal 2002 um rund vier Prozent angestiegen. Dies hat die AOK veranlasst, sich erneut für den Arzneimittelversand nach Schweizer Vorbild stark zu machen. Sie stützt sich dabei auf "Experten", die bei Öffnung dieses Vertriebsweges Einsparungen von jährlich über 700 Millionen Euro prognostizieren. 

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