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DAZ-Interview: Verband der Versandapotheker will Schweizer Versandapotheken-Mode

(diz). Die Empfehlung des von der Bundesgesundheitsministerin initiierten Runden Tisches hat sich Ende April für den Versandhandel in Deutschland ausgesprochen, allerdings unter restriktiven Bedingungen, die nach den Worten von ABDA-Präsident Friese der Quadratur des Kreise nahe kommen. Nur wenige Tage später hat sich der Bundesverband Deutscher Versandapotheker (BVDVA) gegründet, dessen Ziel es ist, Versandapotheken in Deutschland einzuführen. Vorsitzender dieses Verbands ist der Mediziner Dr. Thomas Kerckhoff, der als Repräsentant der Schweizer Versandapotheke Mediservice in Deutschland auftritt. Wir sprachen mit Kerckhoff über Pläne, Ziele und Vorstellungen des BVDVA und wie er sich Versandapotheken in Deutschland vorstellen könnte.

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Herr Dr. Kerckhoff, Sie sind Repräsentant der schweizerischen Versandapotheke Mediservice AG in der Bundesrepublik. Sie haben jetzt zusammen mit einigen anderen Apothekerinnen und Apothekern den Bundesverband Deutscher Versandapotheker, den BVDVA, gegründet. In Deutschland besteht bekanntlich ein Versandverbot für Arzneimittel. Mit welcher Intention haben Sie diesen Verband gegründet?

Kerckhoff:

Wir gehen davon aus, dass der Arzneimittelversandhandel in Deutschland kommt, dass er politisch gewollt ist. Heute müssen wir aber feststellen, dass wesentliche Konzepte für den Versandhandel fehlen bzw. nicht hinreichend bekannt sind. Durch die Empfehlungen zum Runden Tisch wurden Fragestellungen formuliert, die für einen qualifizierten Arzneimittelversandhandel noch zu beantworten sind. Diese Fragen müssen zwingend von Apothekern beantwortet werden, da es ihre Aufgabe ist, die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung sicherzustellen. Hier ist der pharmazeutische Sachverstand gefragt, solche Probleme zu lösen.

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War der ausschlaggebende Punkt für die Gründung des BVDVA zum jetzigen Zeitpunkt die Empfehlung des Runden Tisches?

Kerckhoff:

Ja. Neben der Vorlage des Runden Tisches gibt es andere Begleitumstände, die in eine Empfehlung zum qualifizierten Versandhandel münden. Im Vordergrund steht hier die Kostenproblematik und die Möglichkeit des grenzüberschreitenden Versandhandels im Binnenmarkt inklusive anstehender Gerichtsentscheidungen. Weiterhin muss akzeptiert werden, dass die aktuelle Form der Arzneimitteldistribution weit hinter den technologischen Möglichkeiten hinterherhinkt und ein qualitativer Leistungswettbewerb unter den Anbietern nur in Ansätzen stattfindet. Nicht zuletzt gibt es eine große Akzeptanz für den Versandhandel in der Bevölkerung.

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Sie haben eben das Stichwort "qualifizierter Versandhandel" genannt. Wie würden Sie einen qualifizierten Versandhandel für den BVDVA definieren?

Kerckhoff:

Qualifizierter Versandhandel ist der Versandhandel, dessen Parameter von Sachkennern entwickelt und später von Experten durchgeführt wird. Hier ist in erster Linie darauf hinzuweisen, dass eine Versandapotheke eine öffentliche Apotheke mit Sondervertriebsweg sein sollte. Unter dem Blickwinkel des Arzneimittelmonopols kommt für den Betrieb einer Versandapotheke ausschließlich ein Apotheker in Frage.

Die Apothekenbetriebsordnung ist weiterzuentwickeln. Hierbei stellt sich die Frage, welche relevanten Parameter für den Sondervertriebsweg definiert werden müssen um den sicheren Vertriebsweg zu gewährleisten. Stichworte sind hier Arzneimittelsicherheit, Dokumentation, Beratung, Kühllogistik, um nur einige zu nennen. Das Modell einer Versandapotheke haben wir bereits mit der MediService AG in der Schweiz entwickelt und erfolgreich praktiziert. Die MediService in Zuchwil unterliegt als öffentliche Apotheke allen Rechten und Pflichten öffentlicher Apotheken in der Schweiz. Ein solches Modell ist sicher nicht in allen, aber in den wesentlichen Punkten übertragbar auf Deutschland.

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Sie planen also ausdrücklich keine Versandapotheke à la DocMorris, die sich in erster Linie auf die Rosinen im Arzneimittelmarkt verlegt, sondern eine Versandapotheke nach Ihrem Modell sollte ein Vollsortimenter sein?

Kerckhoff:

Aus unseren praktischen Erfahrungen in der Schweiz wissen wir, dass eine Versandapotheke als Vollsortimenter arbeiten muss. Es ist den Patienten und Kunden nicht vermittelbar, warum bei einem Rezept mit zwei Verordnungen die eine Verordnung beliefert wird, die andere jedoch nicht. Dies könnte betriebswirtschaftlich gesehen auf den ersten Blick sinnvoll sein, auf den zweiten jedoch nicht, da eine solche Rosinenpicker-Apotheke diesen Kunden zwangsläufig verlieren wird. Die Kundenakquisition und längerfristige Kundenbindung sind mit die schwierigsten Aufgaben einer Versandapotheke. Hier haben stationäre Apotheken klare Standortvorteile.

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Im Klartext bedeutet dies, dass Sie mit ihrem Versandmodell das gesamte Sortiment auch verschicken wollen, das heißt zum Beispiel Glasflaschen, bruchgefährdete Flaschen, Impfstoffe, Betäubungsmittel, kühl zu lagernde Arzneimittel?

Kerckhoff:

Es müssen alle Produkte distribuiert werden. Sie müssen auch eine Kühlkette vorhalten und entsprechende Sicherheits- und Dokumentationssysteme entwickeln. In der Schweiz beliefern wir jede Bestellung, solange uns hierfür ein gültiges Rezept vorliegt. Dies schließt ein, dass wir Produkte mit einem Warenwert versenden, der unterhalb unserer Prozesskosten liegen kann. Es muss auf jeden Fall ausgeschlossen werden, dass ein unkontrollierter Bezug von Arzneimitteln stattfindet und so die Arzneimittelsicherheit sinkt.

Bei jedem seriösen Versandsystem weltweit muss eine ärztliche Verordnung vorliegen. Außerdem sind Neben- und Wechselwirkungen auszuschließen und ist die pharmazeutische Beratung zu gewährleisten. In jedem Fall muss ausgeschlossen werden, dass der Kunde im Sinne eines Online-Shops beliebig Medikamente frei auswählen kann, welche dann auch ohne Rezept versandt werden. Dies kann man im Sinne eines seriösen Arzneimittelversandhandels nicht wollen.

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Jetzt stellt sich die Frage, warum man einen Versandhandel in Deutschland installieren soll, wo es doch bei rund 21 500 Apotheken quasi an jeder Ecke eine Apotheke gibt. Bei einem System, in dem es der Patient sehr bequem hat, unmittelbar nach dem Arztbesuch zu seinem Arzneimittel zu gelangen – warum dann Versandhandel?

Kerckhoff:

Wir sehen im Versandhandel eine Ergänzung des bestehenden Versorgungssystems. Hierfür gibt es ein Kundenbedürfnis. Es gibt bei traditionellen Apotheken und bei Versandapotheken Vor- und Nachteile. Der Nachteil bei den Versandapotheken ist in der Logistik zu sehen, im zeitlichen Verzug. Da ist die traditionelle Apotheke mit Sicherheit unschlagbar. Auf der anderen Seite gibt es sicher Patientengruppen, die sehr aufgeklärt sind, die beruflich angespannt sind, die den Versand gerne in Anspruch nehmen wollen. Wir meinen, beides schließt sich gegenseitig nicht aus. Sowohl die traditionelle Apotheke als auch die Versandapotheke haben ihre Berechtigung. Der Kunde sollte entscheiden.

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Aber warum sollte ein Patient nicht bei seiner Apotheke an der Ecke sein Rezept einlösen, sondern sich seine Arzneimittel per Post zuschicken lassen?

Kerckhoff:

Unsere Erfahrungen in der Schweiz zeigen, dass unser durchschnittlicher Kunde 56 Jahre alt ist und eine hohe Bindung zu unserer Apotheke hat. Er empfiehlt uns in der Regel weiter. Es ist für uns natürlich schwierig, Kunden zu akquirieren, aber wenn sich jemand für diesen Vertriebsweg entschlossen hat, dann bleibt er dabei. Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist sicher der so genannte Convenience-Aspekt. Es ist einfach bequemer, über eine Versandapotheke zu beziehen. Große Bedeutung hat auch die lokale Versorgungssituation. Wobei hier gewiss nicht die Quantität des Angebots entscheidet.

Als Beispiel: ein gut eingestellter, gut geschulter Diabetiker sieht den Versand seines Insulins – wenn der Versand sicher und nach den Vorschriften ausgeführt wird – als unbedenklich an und wird diesen gerne in Anspruch nehmen, da er ihn entlastet. Oder ein anderes Beispiel: eine junge Frau, bezieht ihre Ovulationshemmer ebenfalls gerne über eine Versandapotheke wenn sie hierdurch sparen kann. Es liegt in diesen Fällen also ein Arzneimittelbedarf vor, der relativ gut planbar ist.

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Das Argument der Convenience, der Bequemlichkeit, mag noch seine Berechtigung haben, wenn man Patienten betrachtet, die in abgelegenen Schweizer Bergdörfern leben. Aber in Deutschland mit seiner Apothekendichte könnte dieses Argument wenig stichhaltig sein. Außerdem bewegt sich doch die ABDA mit Vorschlägen zu einer Novellierung der Apothekenbetriebsordnung in Richtung Liberalisierung. Das heißt, dass es generell erlaubt sein soll, dem Patienten die Arzneimittel durch pharmazeutisches Personal zustellen zu lassen. In diesem Fall erübrigt sich ein Versand dann doch vollständig?

Kerckhoff:

Aus meiner Perspektive stellt sich die Realität so dar, dass der Versandhandel in Deutschland im weitesten Sinne schon flächendeckend stattfindet. Ich gehe davon aus, das jede Apotheke mit Kundenorientierung einen Botendienst vorhält, der täglich bis zu zehn Hauslieferungen durchführt. Bei 21 500 Apotheken ist hier von bis zu 200 000 Aussendungen pro Tag auszugehen. Hierbei handelt es sich eher um eine Serviceleistung, als um den berühmt-berüchtigten gerechtfertigten Ausnahmefall.

Weiterhin demonstriert sich hier ein echtes Kundenbedürfnis. Ich halte den Vorschlag, den Botendienst durch pharmazeutisches Personal auszuführen, aufgrund der daraus resultierenden zeitlichen Beanspruchung des Personals für praktisch nicht durchführbar. Eine PTA bzw. der Apothekerleiter selbst müsste in den Betriebszeiten der Apotheke – und davon muss man ausgehen – für mindestens eine Stunde täglich die Apotheke verlassen. Bei einer solchen Forderung ist ebenfalls zu berücksichtigen, welches Haftungsrisiko für einen Apotheker entstehen würde, der den Botendienst nicht pharmazeutisch durchführen ließe.

Erlauben Sie mir den Hinweis, dass der pharmazeutische Botendienst mit der Argumentation gefordert wird, die umfassende Beratung auch am Krankenbett zu gewährleisten. Ich gehe davon aus, dass bereits 30 Prozent aller Kunden, die heute eine Apotheke aufsuchen, selbst nicht Inhaber der Verschreibung sind, die sie einlösen, sondern hier lediglich Besorgerdienste für Dritte ausführen. Die Informationsübertragung durch den Besorger an den Patienten wird nicht immer gelingen. Die pharmazeutische Beratung bleibt an dieser Stelle zwangsläufig bruchstückhaft. Hier liegt ein institutionelles Problem.

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Stichwort Beratung: Wie wollen Sie denn die Beratung bei einer Versandapotheke sicherstellen? Haben Sie hier schon Modelle angedacht, wie die Bestellung und Beratung erfolgt?

Kerckhoff:

Zunächst zum Bestellvorgang: Hier ist es in der Schweiz so geregelt, dass uns das Rezept physisch vorliegen muss, also per Post erreicht bevor es beliefert werden kann. Bei der Eingangskontrolle wird die Verordnung von einem Apotheker auf Plausibilität und formale Erfordernisse hin geprüft. Alle Informationen werden digitalisiert und in eine Datenbank aufgenommen. Anschließend läuft routinemäßig ein pharmazeutischer Interaktionscheck ab. Die Informationen werden dann mit der uns bekannten Medikationshistorie des Patienten verglichen und durch den Gesundheitsfragebogen ergänzt.

Laufen alle Prüfungen unproblematisch ab, wird die Bestellung vor der Auslieferung einer Ausgangskontrolle durch einen Apotheker unterzogen und an den Kunden versandt. Im Zweifellsfalle setzen sich unsere Apotheker mit dem verordneten Arzt in Verbindung. Alle Produkte die unser Haus verlassen sind mit einer Null-Fehler-Option belegt. Dies machen wir im Sinne der Kundenorientierung, da sich der Kunde immer wieder neu für die Versandapotheke, für den Weg des Arzneimittelversands, entscheiden muss. Hinzu kommt, dass wir in der Schweiz mit einem sehr dichten Arzneimittelabgabesystem konkurrieren, da es auch selbstdispensierende Ärzte gibt. Insofern ist die Konkurrenzsituation außerordentlich hoch, eine Situation, in der wir immer wieder durch Leistung überzeugen müssen. Die pharmazeutische Beratung findet bei uns vor Ort in der Apotheke statt. Telefonisch stehen unsere Apotheker 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung.

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Interpretiere ich jetzt Ihre Antworten richtig, dass Sie in etwa das Mediservice-Modell auf Deutschland übertragen wollen?

Kerckhoff:

Im Kern kann man davon ausgehen, dass sich das Modell, wie es sich in der Schweiz darstellt und im Prinzip weltweit praktiziert wird, auf Deutschland übertragen lässt.

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Bekanntlich gilt in Deutschland eine Arzneimittelpreisverordnung, die bestimmt, dass jedes Arzneimittel in jeder Apotheke zum gleichen Preis abgegeben wird. Warum sollte jetzt ein Patient bei einer Versandapotheke bestellen, wo er doch noch ein Fax, eine Briefmarke oder einen Anruf investieren muss? Danach muss er warten und zu Hause sein, wenn das Päckchen nach einigen Tagen kommt. Wo sind hier also die finanziellen Vorteile für das System? Wenn ich von dem Schweizer Modell ausgehe, dann habe ich mit einem solchen Modell nur Erfolg, wenn ich dem Kunden etwas Kostengünstiges, Sicheres und qualitativ Nachvollziehbares anbieten kann. Die Sicherheit kann man vielleicht noch in den Griff bekommen, aber wo ergeben sich jetzt Preisvorteile?

Kerckhoff:

In der Schweiz werden alle mit dem Bestellvorgang zusammenhängenden Prozesse von uns geleistet und getragen. Dem Kunden, dem Patienten werden keine zusätzlichen administrativen Kosten auferlegt. Wir zahlen das Porto, und stellen das entsprechende Kuvert für den Rezeptversand zur Verfügung. Der gesamte administrative Prozess wird dem Kunden zum Nulltarif angeboten. Um den Patienten über die Schwelle des Versands zu heben, müssen wir ihm den gesamten Prozess angenehm und ohne Zusatzkosten anbieten können. Daneben gewähren wir dem Patienten und den Krankenkassen ein Rückvergütungssystem, das in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland legal ist.

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Und Sie glauben, ein solches Geschäft auch noch lukrativ für die Versandapotheken ausführen zu können?

Kerckhoff:

Ja, aber es ist mit Sicherheit ein Geschäft mit dem spitzen Bleistift.

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Wenn man Gerüchten trauen darf, dann hört man vom Schwächeln der Mediservice AG in der Schweiz ...

Kerckhoff:

Das kann ich so nicht bestätigen. Es ist mit Sicherheit ein sehr komplexes Unternehmen, für dessen Errichtung und Betrieb erhebliche Mittel aufzuwenden sind. Im Markt existieren über die hierfür notwendige Infrastruktur eher schlichte Vorstellungen. Wir sind allerdings fest davon überzeugt, und dies zeigen nicht nur unsere Daten, dass wir in der Lage sind, unsere Investitionen zu amortisieren und erfolgreich am Markt tätig zu sein. Nur einige Zahlen: Wir bewerkstelligen pro Jahr etwa 300 000 Aussendungen. 2001 erhielten unsere Patienten bzw. die mit uns kooperierenden Krankenkassen über 2 Mio. SFr. Rückvergütung. Hieran können Sie erkennen, dass wir eine hinreichende Betriebsgröße erlangt haben.

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Kritiker des Versandhandels gehen nun davon aus, dass sich Apotheker, die sich in Deutschland zu einem Verband der Versandhändler zusammenschließen, selbst wirtschaftliche Vorteile erhoffen. Möglicherweise wird eine Weichenstellung in Richtung Versandhandel betrieben, um letztendlich die Arzneimittelpreisverordnung zu Fall zu bringen, um dann attraktivere Preise für Endverbraucher und Krankenkassen realisieren zu können. So soll auch den Krankenkassen ein günstiges Angebot für den Arzneimittelbezug gemacht werden, damit diese ihre Patienten wieder in Richtung Versandhandel drängen. Sind solche Überlegungen bei Ihnen schon angedacht?

Kerckhoff:

Hier kann ich wieder aus der Schweiz berichten. Selbstverständlich haben die Krankenkassen ein großes Interesse ihre Patienten über Versandapotheken versorgen zu lassen. Aber in der Schweiz sind klare Wettbewerbsbedingungen definiert worden, die ähnlich restriktiv sind wie das Heilmittelwerbegesetz in Deutschland, so dass es auch hier nicht möglich ist, eine gezielte Patientensteuerung vorzunehmen.

Die Kundenakquisition ist heute unsere zentrale Aufgabe. Und die ist schwierig, sobald der Nachrichtenwert einer Versandapotheke nicht mehr gegeben ist. Wir sind also Leistungsanbieter wie die andere Apotheke auch und konkurrieren auch mit jeder anderen Apotheke vor Ort. Unser Geschäftsmodell ist arbeitsintensiv und kostenintensiv. Wir müssen ständig Kundenakquisition betreiben. Aus dieser Perspektive hat eine Versandapotheke einen Standortnachteil gegenüber einer Innenstadtapotheke, die in der unmittelbaren räumlichen Nähe zu einer gut gehenden Arztpraxis liegt. In der Schweiz müssen unser Geschäftsgebahren immer streng an den legalen gesetzlichen Rahmenbedingungen ausrichten. Irgendwelche Absprachen mit Krankenkassen könnten wir uns nicht erlauben, da wir vom Wettbewerb intensiv beobachtet werden.

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Aber lassen Sie mich noch mal nachhaken: Welchen Vorteil versprechen sich denn jetzt die Versandapotheker, die sich zum Bundesverband zusammengeschlossen haben?

Kerckhoff:

Der wesentliche Vorteil ist, dass sich angesichts der jetzigen politischen Diskussion deutsche Apotheker intensiv mit den Fragestellungen des pharmazeutischen Versandhandels auseinandersetzen und Lösungsansätze erarbeiten. Man kann also nicht davon ausgehen, dass es eine geschlossene Meinung zum Thema Versandhandel innerhalb der deutschen Apothekerschaft gibt.

Ich sehe einen klaren Vorteil für diejenigen, die sich bereits heute proaktiv mit den aktuellen Fragestellungen beschäftigen und nicht erst auf die gesetzlichen Regelungen warten. Wir werden verschiedene Arbeitsgruppen bilden, die sich mit den einzelnen Problemfeldern wie z. B. Arzneimittelsicherheit, pharmazeutische Beratung und Arzneimittellogistik auseinandersetzen werden. Bei diesem Prozess leistet unser in der Schweiz gewonnenes Know how erhebliche Unterstützung. Die Ergebnisse werden auf unserer Website www.bvdva.de publiziert.

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Das hört sich sehr uneigennützig und ehrenhaft an. Man verspricht sich doch aber auch einen wirtschaftlichen Vorteil. Wo liegt dieser?

Kerckhoff:

Die wirtschaftlichen Vorteile liegen sicherlich in der Entwicklung entsprechender Know-how-Vorteile. Diese können Sie dann nach der Marktöffnung anbieten.

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Auch Einkaufsvorteile?

Kerckhoff:

Nicht unbedingt. Das ist zwar denkbar, aber unser Verband ist bisher noch zu jung dazu, um solche Strukturen herausgearbeitet zu haben. Vielleicht wäre das die Diskussion um das Fell des Bären, den man noch nicht erlegt hat.

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Haben sich schon weitere Interessenten bei Ihnen gemeldet?

Kerckhoff:

Wir sind in den ersten zehn Tagen nach Gründung des BVDVA von rund 15 weiteren Apothekerinnen und Apothekern angesprochen worden, die sich bei uns engagieren möchten. Wir würden uns natürlich freuen, wenn sich noch weitere Apotheker unserem Ziel des pharmazeutischen Arzneimittelversandhandels in Deutschland anschließen würden. Es gehr darum, die Zukunft aktiv zu gestalten.

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Wir bedanken uns für das Gespräch.

Nur wenige Tage, nachdem sich der Runde Tisch für den Versandhandel mit Arzneimitteln in Deutschland ausgesprochen hatte, gründete sich der Bundesverband Deutscher Versandapotheker (BVDVA). Wir sprachen mit dessen Vorsitzendem Dr. Kerckhoff über Pläne und Ziele des BVDVA und wie er sich die Versandapotheken in Deutschland vorstellen könnte.

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