Arzneimittel und Therapie

Neue Phosphodiesterasehemmer: Erektionsstörungen individuell behandeln

Mit Vardenafil und Tadalafil stehen jetzt nach Sildenafil und Apomorphin zwei weitere medikamentöse Therapiemöglichkeiten zur Behandlung von Erektionsstörungen zur Verfügung, und damit können die Patienten jetzt noch individueller behandelt werden. Der Urologe Prof. Dr. med. Jens E. Altwein, München, führt nachfolgend aus, welche Präparate für welche Patienten geeignet sind.

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Welche Therapiemöglichkeiten stehen für Sie bei einer organisch bedingten Erektionsstörung an erster Stelle?

Altwein:

Aus dem Spektrum der erektionsverbesserenden Therapie-Modalitäten, das von der oralen Therapie bis zu Penisprothese reicht, wird in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erektilen Dysfunktion (ED) in der Regel eine Tabletten-Therapie gewählt. Der Schweregrad der ED kann aus dem Internationalen Index für die Erektile Funktion (IIEF) ermittelt werden. Die Fragen 1 bis 5 und 15 betreffen die Domäne "Erektionsqualität", und maximal werden 30 Punkte erreicht.

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Welche Faktoren sind bei der Behandlung von Erektionsstörungen außerdem noch zu beachten?

Altwein:

Zu beachten sind die Medikamente des Patienten und seine Bereitschaft, angiogene Risikofaktoren abzubauen. Interessanterweise lassen sich nicht wenige Männer zum Rauchstopp oder zu Gewichtsabnahme (Beseitigung des metabolischen Syndroms) motivieren. Die Partnerschaft sollte evaluiert sein, und es sollte betont werden, dass die erektogenen Medikamente eine erotische Erektion hervorrufen (dass also ein sexueller Stimulus erforderlich ist), aber im Gegensatz zum Beispiel zur Autoinjektionstherapie (SKAT) keine pharmakologische.

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Wann kann man Phosphodiesterasehemmer einsetzen, und wann eignet sich Apomorphin oder eine andere Alternative?

Altwein:

Die Auswahl des Arzneimittels richtet sich nach dem Ergebnis des IIEF, Frage 1 – 5 und 15. Bei einer schweren ED (bis zu 10 Punkten) sollte ein Phosphodiesterase-5-Hemmer rezeptiert werden. Ab 16 und mehr Punkten, also einer leichteren ED, ist ein Versuch mit 2 bis 3 mg Apomorphin SL sinnvoll. Dabei sind die Kontraindikationen für die Phosphodiesterase-5-Hemmer genauestens zu beachten. Dazu gehört vor allem die Kombination mit organischen Nitraten und NO-Donatoren, da hier die blutdrucksenkende Wirkung bedrohlich potenziert werden kann.

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Wie unterscheiden sich Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil in ihrer Wirkung?

Altwein:

Trotz unterschiedlicher Pharmakokinetik scheint die Wirkstärke nicht unterschiedlich zu sein. Randomisierte Studien fehlen. Bedeutsam für die Wahl des Phosphodiesterase-5-Hemmers ist das unterschiedliche Nebenwirkungsprofil bezogen auf die Wirkdosis.

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Sind denn bei Vardenafil tatsächlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten, wie die Firma Bayer behauptet? Immerhin wurde ja eine recht hohe Dosis von Sildenafil, nämlich 100 mg, mit mittleren Dosen von Vardenafil und Tadalafil verglichen.

Altwein:

Vardenafil ruft tatsächlich weniger Kopfschmerzen hervor als Sildenafil – auch wenn nur 50 mg verwendet werden. Tadalafil und Vardenafil scheinen keine Sehstörungen hervorzurufen. Ob sie somit bei Retinitis pigmentosa gegeben werden dürfen, ist aber unklar. Geht der Einnahme der PDE-5-Hemmer Alkoholgenuss voraus, dann rufen aber alle drei Pharmaka Flush und Gesichtsrötung hervor.

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Für welche Patienten eignet sich weiterhin Sildenafil, und welche Patienten sollten Vardenafil oder Tadalafil einsetzen?

Altwein:

Der alternde Mann mit einer ED ohne vaskuläre Risiken kann im Prinzip alle drei PDE-5-Hemmer verwenden. Auch die Kontraindikationen sind für alle drei Substanzen dieselben. Für die neueren Substanzen spricht die relative Armut vaskulärer Nebenwirkungen. Bei der Entscheidung für Tadalafil kann entsprechend der individuellen Bedürfnisse die lange Halbwertszeit den Ausschlag geben. ! Herr Prof. Dr. Altwein, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!

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