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Nordrhein: Aufrüsten gegen Versand

BONN (im). Apotheker in Nordrhein werden die Offizinen politisieren und die Patienten über die möglichen negativen Folgen des Versandhandels mit Arzneimitteln aufklären, erklärten Thomas Preis und Werner Heuking vom Apothekerverband Nordrhein am 23. April in Düsseldorf. Am 22. April war bei der letzten Sitzung des "Runden Tisches" in Groß-Ziethen bekannt geworden, dass die Bundesgesundheitsministerin den Versandhandel mit Medikamenten erlauben will.

"Krasse Fehlentscheidung"

Zwar sei diese eine wichtige Schlacht durch die "krasse Fehlentscheidung" der Bundesgesundheitsministerin verloren gegangen, meinte Preis, der Vorsitzender des Apothekerverbands ist. Er sehe aber gleichwohl große Möglichkeiten, dies noch zu verhindern, zumal die Kolleginnen und Kollegen wachgerüttelt seien, meinte der Kölner Apotheker gegenüber der Deutschen Apotheker Zeitung. Die Pharmazeuten müssten ihre Ablehnung gegen den Versandhandel, der eben nicht punktuell, sondern systemzerstörend wirken würde, weiter publik machen. Die vordergründig beruhigenden Worte der Ministerin, den Versand mit entsprechenden Rahmenbedingungen zu flankieren, änderten daran nichts. Die Entscheidung für Versand wäre eine Entscheidung für Apothekenketten mit ihren rein merkantilen Interessen, die individuelle Beratung nicht leisten könnten.

Patienten aufklären

Von großer Bedeutung sei die laufende Unterschriftenaktion im Rahmen der "Initiative Pro Apotheke", um Kunden und Patienten daran zu beteiligen, sich gegen die drohende Einführung des Versandhandels mit Arzneimitteln und für den Erhalt der sicheren Medikamentenversorgung auszusprechen. In den 2400 nordrheinischen Apotheken sei die Unterschriftenaktion sehr gut gestartet, derzeit kämen prall gefüllte signierte Listen zurück. Nach Angaben von Heuking, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein, sind in einzelnen Apotheken in nur zwei Tagen jeweils mehr als 500 Unterschriften gesammelt worden.

Preis und Heuking betonten die Wichtigkeit des Austauschs mit den Patienten, der sich darüber entwickele. Viele Apotheken-Mitarbeiter kurbelten durch Weitergabe des Materials im Bekanntenkreis das Gespräch über negative Folgen des Versandhandels an. Wie Heuking sagte, reagierten gerade Patienten im ländlichen Raum mit einer geringeren Apothekendichte positiv auf die Aktion der Apotheken. Sie fürchteten, durch die Zerstörung des Systems durch Versandhandel die einzige Apotheke vor Ort zu verlieren. Die Patienten hätten im übrigen ein Recht darauf, über die Angriffe auf die jetzige Arzneimittelversorgung informiert zu werden. Die Apotheker wiederum hätten die Pflicht, sie darüber aufzuklären.

Gegen Kassenpläne

Wie Preis sagte, werden den Apothekenkunden zum Beispiel die hinter dem Versand stehenden Machtspiele der Krankenkassen verdeutlicht. Die Etablierung des Versands via Internet gäbe den Kassen ein neues Medium an die Hand, um Leistungen selbst zu gestalten, was sich für den Patienten als Gängelung herausstellen werde. Wie das Beispiel mit dem Versand in den Vereinigten Staaten von Amerika gezeigt habe, könnten Kranke beispielsweise gezwungen werden, bestimmte Medikamente nur auf diese Weise zu beziehen. Werde das in Deutschland erlaubt, gäbe es Patienten erster und zweiter Klasse, nämlich diejenigen, die die Apotheke ihrer Wahl aufsuchen dürften und diejenigen, die auf den Postboten warten müssten.

Enttäuschung über Industrie

Enttäuscht zeigte sich Preis über das ausgebliebene klare Bekenntnis der pharmazeutischen Industrie zum jetzigen Vertriebssystem am Runden Tisch. Dass sich in dieser Frage die Herstellerverbände nicht an die Seite ihrer Marktpartner, der Apotheken, stellten, gebe zu denken.

In Richtung Ärzteschaft müssten die Pharmazeuten weiter Überzeugungsarbeit leisten. Besonders bei einer künftigen gestärkten hausärztlichen Versorgung habe die wohnortnahe Versorgung der Kranken mit Arzneimitteln großen Stellenwert. Der Versandhandel könne hier keine Ergänzung sein. Nach Worten von Preis sehen etliche Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen den Versand aus medizinischer Sicht und aus Versorgungsgründen als problematisch an, den Ärzten gehe es aber auch um Einsparungen, die sie sich zu Gunsten ihres Bereichs erhofften.

Kastentext: "Pro Apotheke"

Zwischen dem 17. und dem 27. Mai wird auf Großflächen in Hauptbahnhöfen die Aktion "Pro Apotheke" unterstützt, mit der sich der Berufsstand gegen die drohende Einführung des Versandhandels mit Arzneimitteln wehrt. In Nordrhein wird dies zum Beispiel in den Hauptbahnhöfen Düsseldorf, Duisburg, Essen und Köln sein. Noch vor der parlamentarischen Sommerpause sollen die bundesweit gesammelten Unterschriften der Politik in Berlin überreicht werden.

Apotheker in Nordrhein werden die Offizinen politisieren und die Patienten über die möglichen negativen Folgen des Versandhandels mit Arzneimitteln aufklären, erklärten Thomas Preis und Werner Heuking vom Apothekerverband Nordrhein. Am 22. April war bei der letzten Sitzung des "Runden Tisches" in Groß-Ziethen bekannt geworden, dass die Bundesgesundheitsministerin den Versandhandel mit Medikamenten erlauben will. 

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