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Versandhandel: Kassen wollen mit Zahlenakrobatik Staat hintergehen

KIEL (av/daz). "Mit der Einführung des Pillenversandes übers Internet würden Kassen den Staat hintergehen und zugleich ihren eigenen Mitgliedern schaden." Mit diesen Worten kommentierte Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein die Versuche einiger Kassen, mit vermeintlichen Einsparpotenzialen Aufmerksamkeit für den Versand von Arzneimitteln aus dem Ausland zu erzielen.

Es sei schon erstaunlich, welche Zahlenakrobatik vollführt werde und wie die angeblichen Preisvorteile quasi im Wochentakt zusammenschmelzen, heißt es in einer Pressemitteilung des Apothekerverbands. Die Rede war zunächst von Einsparungen bis zu 60 Prozent, dann hieß es 20 %. Gutachter gehen mit 15 % hausieren, in jüngster Zeit reklamieren Kassenvertreter mindestens 10 % Einsparungen.

Der Marketingleiter eines ausländischen Arzneiversenders verspricht dagegen Kostenvorteile bis zu 9 % zu den deutschen Apothekenpreisen – und nur diese Zahl entspricht den Tatsachen, vermittelt aber auch nur die halbe Wahrheit, so der Verbandsvorsitzende. "Wir kennen inzwischen aus dem Vertrag dieses Versenders mit dem BKK-Landesverband Bayern – den die bayerische Sozialministerin inzwischen wegen Rechtswidrigkeit als von Anfang an nichtig erklärt hat – die Abrechnungskonditionen dieses Anbieters. Sie beruhen einzig und allein auf der Mehrwertsteuerdifferenz für Arzneimittel in den Niederlanden von 6 % und in Deutschland von 16 %. Wenn dann die 10 % Differenz nicht einmal eins zu eins an die deutschen Krankenkassen weitergegeben werden und die Kassen trotzdem für diesen illegalen Bezugsweg werben, müssen sie sich Fragen lassen, "wes Brot sie essen?", so Froese.

"Doch die Fragen gehen noch weiter: Wenn die Krankenkassen zwischen 2 bis maximal 9 % einsparen, die Einnahmeverluste bei der Mehrwertsteuer in Deutschland aber nicht 9, nicht 10, sondern 16 % betragen, wer greift eigentlich dann wem in die Tasche? Ganz abgesehen von weiteren Einnahmeausfällen beim Staat und bei den Krankenkassen wegen des Wegfalls deutscher Arbeitsplätze. Die Zeche muss mal wieder der ,kleine Mann auf der Straße' zahlen, und der ist in der Regel bei der GKV versichert", stellt Froese fest.

"Dabei liegt das Angebot der deutschen Apothekerinnen und Apotheker bereits auf dem Tisch, wie die Arzneimittelversorgung qualitativ hochwertig, patientenfreundlich und kostengünstig fortentwickelt werden kann. Dazu gehört unter anderem der Vorschlag, den Mehrwertsteuersatz für Arzneimittel, wie in vielen Ländern üblich, abzusenken oder zu halbieren. Dann würden alle Arzneimittel um die Hälfte billiger, der Staat verlöre nicht 16, sondern nur 8 % und auch die sonstigen Steuereinnahmen und Sozialabgaben blieben im Lande", erläuterte der Verbandsvorsitzende.

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